"Unsere duale Ausbildung ist klasse"
Die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule sei ein deutsches Erfolgsmodell und stoße deshalb international auf Interesse, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Gut ausgebildete Fachkräfte im Ausland seien auch im deutschen Interesse, sagte die CDU-Politikerin anlässlich der heute beginnenden Handwerker-Weltmeisterschaft "World Skills" in Leipzig.
Ute Welty: Auch die Bundesbildungsministerin kommt. Johanna Wanka will dort die Europäische Ausbildungsinitiative starten. Die soll angesichts der immensen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder in Griechenland mit besonders gutem Beispiel voran gehen und auf besonders gute Beispiele aufmerksam machen. Und zu diesen sogenannten Leuchtturmprojekten gehört auch die duale Ausbildung in Deutschland, also das gleichzeitige Lernen in Betrieb und Berufsschule. Und deswegen sage ich jetzt, um 6:51 Uhr, guten Morgen, Frau Wanka.
Johanna Wanka: Guten Morgen.
Welty: Die duale Ausbildung als Exportschlager, ja – aber wenn man sich die Liste der Goldmedaillengewinner der "World Skills" anschaut, dann kommt nur ein erster Platz bei der Handwerker-WM aus Deutschland, während auffallend viele erste Plätze bei der letzten WM aus Korea kommen, nämlich 14 in insgesamt 35 Kategorien, wenn ich ganz richtig gezählt habe. Spricht das wirklich für das deutsche System?
Wanka: Ja. Unsere duale Ausbildung ist klasse. Das haben wir immer gewusst. Haben uns auch gewehrt gegen OECD-Berichte, die uns das nicht besonders würdigen wollten. Und jetzt haben wir, aufgrund der Situation in Europa, aber auch weltweit, ein ganz großes Interesse und einen Respekt vor der dualen deutschen Ausbildung und auch den Wunsch, dass wir unterstützen, damit man – nicht dieselbe Ausbildung, die kann man nicht genauso in Spanien oder Griechenland mit anderen Strukturen machen –, aber dass wir sozusagen die wichtigen Elemente dorthin transportieren. Und da sind wir mit Spanien zum Beispiel sehr weit. Aber auch Indien interessiert sich sehr. Ich kann jetzt nicht genau sagen, wie es in Korea im Moment aussieht, aber ich glaube, so eine Goldmedaille ist wichtig, und wir warten mal ab, wie diesmal die Entscheidungen fallen.
Welty: Nun ist das duale System ja keine neue Erfindung. Warum sollten sich spanische oder griechische Betriebe jetzt ausgerechnet sich dafür begeistern?
Wanka: Sie begeistern sich und haben Interesse. Das ist ja nicht aufgezwungen, und das kommt sicher auch daher, dass wir als Land in einer Situation, wo rundherum die Wirtschaft in einer schwierigen Situation ist, hier eine ganz geringe – im Verhältnis – Jugendarbeitslosigkeit haben. Und dass wir über Jahre gewährleistet haben, dass man eine hohe Übergangsquote, also viele, die ihre berufliche Ausbildung abgeschlossen haben, dann auch wirklich im Beruf ankommen. Und diese jahrelange Erfahrung, dass die duale Ausbildung wirklich ein Rückgrat ist für unsere wirtschaftliche Stärke, das hat sich jetzt durchgesetzt eben auch durch die Art und Weise, wie wir in Deutschland durch die Krise gekommen sind.
Deswegen glaube ich, dieses erstarkte Interesse daran und zu versuchen, die guten Dinge, die man eventuell dann in anderen Ländern übernehmen kann, zu übernehmen. Und wir selbst müssen auch ein großes Interesse daran haben, dass wir dort gut ausgebildete junge Leute haben. Und das ist nicht nur wichtig für die deutschen Firmen, die zum Beispiel in diesen Ländern dann vielleicht Betriebe haben. Sondern wir sind ja Exportweltmeister – erster Platz bei technologieintensiven Produkten –, und wir wollen natürlich, dass die nicht nur einmal gekauft werden, sondern dass die auch in den Ländern entsprechend gewartet oder repariert oder anderes werden, und dafür brauchen auch die Firmen, die gar nicht im Ausland Station haben, aber ihre Güter exportieren … da ist es gut, wenn bei diesen komplizierten Gütern auch gut ausgebildete Fachkräfte dafür im Ausland sind.
Welty: Aber eine Soforthilfe gegen eine Arbeitslosenquote von ungefähr 56 Prozent unter Jugendlichen wird das ja wohl kaum sein?
Wanka: Nein. Aber es geht ja nicht immer nur um Soforthilfen. Da haben ja die EU-, also die Staatschefs, überlegt. Das ist aber etwas, was langfristig wichtig ist. Man kann sich nicht erschöpfen nur in kurzen Maßnahmen mit zusätzlichem Geld. Und wenn Sie die sechs Milliarden aus EU-Mitteln sehen, dann ist ja wichtig, dass die gut eingesetzt werden und eben nicht nur für einen schnellen Kurs, sondern wirklich überlegt, wie kann man die besonders effektiv einsetzen? Und da ist es vielleicht auch eine Chance, Geld aus diesen Mitteln unter Umständen, wenn die Länder das wollen, für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, für qualifizierte Ausbildung einzusetzen.
Welty: Sie haben es gerade gesagt, die Europäische Ausbildungsallianz wird mit EU-Mitteln gefördert. Das sind diese sechs Milliarden Euro, auf die sich die europäischen Staats- und Regierungschefs letzte Woche geeinigt haben. Aber dieses Geld muss für sehr viele Menschen und auch für einige Jahre reichen. Reicht Ihnen der Betrag?
Wanka: Das Geld, das wird immer verkürzt wahrgenommen. Also, das ist jetzt eine Sofortmaßnahme, diese sechs Milliarden, aber wir haben Hunderte von Millionen und auch Milliarden im EU-System, was an die einzelnen Länder geht, zum Beispiel Europäischer Sozialfonds. Und aus diesen Mitteln können die Länder Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit finanzieren.
Welty: Tun sie das denn auch?
Wanka: Das ist die Entscheidung der souveränen Staaten. Aber die Gelder sind dort vorhanden. Und die Schwerpunkte, wofür man zum Beispiel Sozialfondsmittel einsetzt, müssen wir in Deutschland treffen, wofür nehmen wir das, und dort auch in den Ländern. Und das ist eine … das sind große Summen. Also die sechs Milliarden, die sind jetzt sozusagen nur noch mal eins oben drauf.
Welty: Was versprechen Sie sich mittel- und langfristig von einer solchen Maßnahme? Was kann ein duales System Spanien zum Beispiel überhaupt bringen, wenn die Handwerkerbetriebe pleite gehen, weil niemand mehr dort die Leistungen dieser Handwerker bezahlen kann?
Wanka: Ich weiß nicht, ob man nicht in Spanien auch im Handwerkerbereich daran interessiert ist, eine Tradition – und die haben ja in vielen Bereichen Traditionen –, die fortzuführen und die Dinge auch zu exportieren. Und gerade zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwäche ist es wichtig, dass die jungen Leute eine Chance haben. Das ist das allerschlimmste, wenn die jungen Menschen sozusagen keine Chancen sehen. Und eine gute Ausbildung ist auch die Chance, unter Umständen temporär in einem anderen Land, zum Beispiel in Deutschland tätig zu sein, um dann aber auch das eigene Land wieder zu unterstützen. Und auch wir sind natürlich – wir wollen natürlich jetzt nicht die jungen Leute dort abziehen, aber wir haben auch Interesse daran, dass junge Leute aus diesen Ländern bei uns auch arbeiten, und wenn es nur zeitweilig ist.
Welty: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka stellt heute in Leipzig die Europäische Ausbildungsinitiative vor, und sie hat den Ort mit Bedacht gewählt, denn junge Handwerker kämpfen in Leipzig um Ruhm und Ehre bei der "WorldSkills". Und weil wir gerade davon sprechen, Frau Wanka, wo liegen Ihre handwerklichen Stärken?
Wanka: Oh, das ist jetzt aber eine schwierige und verblüffende Frage. Also, ich würde sagen, was man im Haushalt braucht, derartige Dinge, da bin ich vielleicht nicht schlecht. Und das ist jetzt nicht direkt Handwerk, aber was ich gut kann, ist alles, was mit Garten zusammenhängt. Aber ich bin nicht der Typ, der jetzt schreinert oder selbst sägt.
Welty: Aber Landschaftsgärtnerei ist auch eine Kategorie bei der "WorldSkills".
Wanka: Ja. Und das sind Sachen – jahrelang habe überlegt, habe ich gedacht, vielleicht hättest du das studieren sollen, weil ich das eben auch so mag, weil mir das so wichtig ist.
Welty: Ich danke für diesen Einblick und fürs Gespräch und wünsche einen guten Tag.
Wanka: Tschüss, vielen Dank, Frau Welty.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Johanna Wanka: Guten Morgen.
Welty: Die duale Ausbildung als Exportschlager, ja – aber wenn man sich die Liste der Goldmedaillengewinner der "World Skills" anschaut, dann kommt nur ein erster Platz bei der Handwerker-WM aus Deutschland, während auffallend viele erste Plätze bei der letzten WM aus Korea kommen, nämlich 14 in insgesamt 35 Kategorien, wenn ich ganz richtig gezählt habe. Spricht das wirklich für das deutsche System?
Wanka: Ja. Unsere duale Ausbildung ist klasse. Das haben wir immer gewusst. Haben uns auch gewehrt gegen OECD-Berichte, die uns das nicht besonders würdigen wollten. Und jetzt haben wir, aufgrund der Situation in Europa, aber auch weltweit, ein ganz großes Interesse und einen Respekt vor der dualen deutschen Ausbildung und auch den Wunsch, dass wir unterstützen, damit man – nicht dieselbe Ausbildung, die kann man nicht genauso in Spanien oder Griechenland mit anderen Strukturen machen –, aber dass wir sozusagen die wichtigen Elemente dorthin transportieren. Und da sind wir mit Spanien zum Beispiel sehr weit. Aber auch Indien interessiert sich sehr. Ich kann jetzt nicht genau sagen, wie es in Korea im Moment aussieht, aber ich glaube, so eine Goldmedaille ist wichtig, und wir warten mal ab, wie diesmal die Entscheidungen fallen.
Welty: Nun ist das duale System ja keine neue Erfindung. Warum sollten sich spanische oder griechische Betriebe jetzt ausgerechnet sich dafür begeistern?
Wanka: Sie begeistern sich und haben Interesse. Das ist ja nicht aufgezwungen, und das kommt sicher auch daher, dass wir als Land in einer Situation, wo rundherum die Wirtschaft in einer schwierigen Situation ist, hier eine ganz geringe – im Verhältnis – Jugendarbeitslosigkeit haben. Und dass wir über Jahre gewährleistet haben, dass man eine hohe Übergangsquote, also viele, die ihre berufliche Ausbildung abgeschlossen haben, dann auch wirklich im Beruf ankommen. Und diese jahrelange Erfahrung, dass die duale Ausbildung wirklich ein Rückgrat ist für unsere wirtschaftliche Stärke, das hat sich jetzt durchgesetzt eben auch durch die Art und Weise, wie wir in Deutschland durch die Krise gekommen sind.
Deswegen glaube ich, dieses erstarkte Interesse daran und zu versuchen, die guten Dinge, die man eventuell dann in anderen Ländern übernehmen kann, zu übernehmen. Und wir selbst müssen auch ein großes Interesse daran haben, dass wir dort gut ausgebildete junge Leute haben. Und das ist nicht nur wichtig für die deutschen Firmen, die zum Beispiel in diesen Ländern dann vielleicht Betriebe haben. Sondern wir sind ja Exportweltmeister – erster Platz bei technologieintensiven Produkten –, und wir wollen natürlich, dass die nicht nur einmal gekauft werden, sondern dass die auch in den Ländern entsprechend gewartet oder repariert oder anderes werden, und dafür brauchen auch die Firmen, die gar nicht im Ausland Station haben, aber ihre Güter exportieren … da ist es gut, wenn bei diesen komplizierten Gütern auch gut ausgebildete Fachkräfte dafür im Ausland sind.
Welty: Aber eine Soforthilfe gegen eine Arbeitslosenquote von ungefähr 56 Prozent unter Jugendlichen wird das ja wohl kaum sein?
Wanka: Nein. Aber es geht ja nicht immer nur um Soforthilfen. Da haben ja die EU-, also die Staatschefs, überlegt. Das ist aber etwas, was langfristig wichtig ist. Man kann sich nicht erschöpfen nur in kurzen Maßnahmen mit zusätzlichem Geld. Und wenn Sie die sechs Milliarden aus EU-Mitteln sehen, dann ist ja wichtig, dass die gut eingesetzt werden und eben nicht nur für einen schnellen Kurs, sondern wirklich überlegt, wie kann man die besonders effektiv einsetzen? Und da ist es vielleicht auch eine Chance, Geld aus diesen Mitteln unter Umständen, wenn die Länder das wollen, für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, für qualifizierte Ausbildung einzusetzen.
Welty: Sie haben es gerade gesagt, die Europäische Ausbildungsallianz wird mit EU-Mitteln gefördert. Das sind diese sechs Milliarden Euro, auf die sich die europäischen Staats- und Regierungschefs letzte Woche geeinigt haben. Aber dieses Geld muss für sehr viele Menschen und auch für einige Jahre reichen. Reicht Ihnen der Betrag?
Wanka: Das Geld, das wird immer verkürzt wahrgenommen. Also, das ist jetzt eine Sofortmaßnahme, diese sechs Milliarden, aber wir haben Hunderte von Millionen und auch Milliarden im EU-System, was an die einzelnen Länder geht, zum Beispiel Europäischer Sozialfonds. Und aus diesen Mitteln können die Länder Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit finanzieren.
Welty: Tun sie das denn auch?
Wanka: Das ist die Entscheidung der souveränen Staaten. Aber die Gelder sind dort vorhanden. Und die Schwerpunkte, wofür man zum Beispiel Sozialfondsmittel einsetzt, müssen wir in Deutschland treffen, wofür nehmen wir das, und dort auch in den Ländern. Und das ist eine … das sind große Summen. Also die sechs Milliarden, die sind jetzt sozusagen nur noch mal eins oben drauf.
Welty: Was versprechen Sie sich mittel- und langfristig von einer solchen Maßnahme? Was kann ein duales System Spanien zum Beispiel überhaupt bringen, wenn die Handwerkerbetriebe pleite gehen, weil niemand mehr dort die Leistungen dieser Handwerker bezahlen kann?
Wanka: Ich weiß nicht, ob man nicht in Spanien auch im Handwerkerbereich daran interessiert ist, eine Tradition – und die haben ja in vielen Bereichen Traditionen –, die fortzuführen und die Dinge auch zu exportieren. Und gerade zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwäche ist es wichtig, dass die jungen Leute eine Chance haben. Das ist das allerschlimmste, wenn die jungen Menschen sozusagen keine Chancen sehen. Und eine gute Ausbildung ist auch die Chance, unter Umständen temporär in einem anderen Land, zum Beispiel in Deutschland tätig zu sein, um dann aber auch das eigene Land wieder zu unterstützen. Und auch wir sind natürlich – wir wollen natürlich jetzt nicht die jungen Leute dort abziehen, aber wir haben auch Interesse daran, dass junge Leute aus diesen Ländern bei uns auch arbeiten, und wenn es nur zeitweilig ist.
Welty: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka stellt heute in Leipzig die Europäische Ausbildungsinitiative vor, und sie hat den Ort mit Bedacht gewählt, denn junge Handwerker kämpfen in Leipzig um Ruhm und Ehre bei der "WorldSkills". Und weil wir gerade davon sprechen, Frau Wanka, wo liegen Ihre handwerklichen Stärken?
Wanka: Oh, das ist jetzt aber eine schwierige und verblüffende Frage. Also, ich würde sagen, was man im Haushalt braucht, derartige Dinge, da bin ich vielleicht nicht schlecht. Und das ist jetzt nicht direkt Handwerk, aber was ich gut kann, ist alles, was mit Garten zusammenhängt. Aber ich bin nicht der Typ, der jetzt schreinert oder selbst sägt.
Welty: Aber Landschaftsgärtnerei ist auch eine Kategorie bei der "WorldSkills".
Wanka: Ja. Und das sind Sachen – jahrelang habe überlegt, habe ich gedacht, vielleicht hättest du das studieren sollen, weil ich das eben auch so mag, weil mir das so wichtig ist.
Welty: Ich danke für diesen Einblick und fürs Gespräch und wünsche einen guten Tag.
Wanka: Tschüss, vielen Dank, Frau Welty.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.