"Es geht um Isolation, Abschreckung und Kontrolle"
Flüchtlinge werden europaweit vor allem in Massenunterkünften untergebracht. Warum eigentlich? Der Stadtplaner und Soziologe René Kreichauf hat sich viele der Unterkünfte angeschaut. Sein Fazit ist bitter.
"Fluchtort Stadt – Zur Unterbringung und Integration von Asylsuchenden in Berlin, Leipzig, Kopenhagen und Madrid" – damit beschäftigt sich eine Veranstaltung an der Technischen Universität Berlin. Initiiert wurde sie von René Kreichauf, Leiter eines Studienprojekts mit dem Titel "Fürsorgliche Exklusion".
Kreichauf hat unter soziologischen Aspekten Unterbringungspraktiken in Berlin, Kopenhagen und Madrid untersucht – sich also nicht nur mit Architektur und Lage der Unterkünfte beschäftigt, sondern auch mit den Lebensumständen der Migranten und den sozialen Rahmenbedingungen.
Sein Fazit fällt überaus kritisch aus: Die räumlichen und sozialen Strukturen behindern den Integrationsprozess der Geflüchteten und sollen weitere Migranten abschrecken, auch zu kommen.
Bei der Unterbringung greifen "Mechanismen der Ausgrenzung"
So finde in ganz Europa die Unterbringung der Asylbewerber schon seit langem in Massenunterkünften statt, sagte Kreichauf im Deutschlandradio Kultur. Und diese hätten beispielsweise meist eine abseitige Lage: Hier griffen "Mechanismen der Ausgrenzung". Es gehe um Isolation, Abschreckung und Kontrolle, so der Forscher. Und darum, der einheimischen Bevölkerung zu zeigen, dass es den Flüchtlingen nicht besser gehen solle.
Besonders schlimm ist es offenbar in Kopenhagen. Hier würden Asylbewerber in einer alten Kaserne in der Nähe der Stadt beherbergt, berichtete Kreichauf. Daneben ist eine neue Kaserne – mit "Schießübungen ab morgens um sechs".