Vom Start-up zum globalen Kartendienst
In Berlin startete Here vor über 15 Jahren als Start-up mit gerade mal 65 Leuten. Heute gehört der Kartendienst mit über 6000 Mitarbeitern zum Nokia-Konzern – und ist ein ernstzunehmender Konkurrent von Google Maps.
Die Welt sah anders aus, als Nokias Kartendienst Here entstand. Der finnische Mutterkonzern war noch ein Handyhersteller und vom heutigen Digitalunternehmen Here mit seinen 6000 Mitarbeitern weltweit gab es nur die Keimzelle, ein Berliner Jungunternehmen mit gerade einmal 65 Leuten:
"Das war ein Start-up, welches im Jahr 1999 schon gegründet wurde, alles mit dem Thema ortsbezogene Dienste. Nokia fand das so spannend, dass Nokia uns dann gekauft hat im Jahr 2006."
Der Stammsitz blieb in Berlin-Mitte
Der Here-Manager Christof Hellmis war damals schon dabei in Berlin. Seitdem wuchs das Unternehmen rasant. Nokia kaufte kurz darauf auch den amerikanischen Kartenspezialisten Navteq für gute acht Milliarden Dollar. Auf einen Schlag kamen 3000 Mitarbeiter dazu. Weitere große Zukäufe folgten. Der Stammsitz blieb in Berlin-Mitte, wo heute rund 1000 Leute arbeiten.
Here ist ein digitaler Kartendienst, vergleichbar mit dem bekannteren Google Maps. Doch anders als bei der Konkurrenz können Handy-Nutzer die Karten herunterladen und sind nicht auf eine Internet-Verbindung angewiesen. Das Programm sollte einst den Verkauf von Nokia-Handys ankurbeln – mit mäßigem Erfolg. Heute gibt es Here als kostenlose App für die Betriebssysteme aller großen Anbieter.
Christof Hellmis: "Wir machen das, um unsere Lösungen zu testen, um Innovationen herauszubringen und um auch Feedback zu kriegen von Nutzern. Es ist uns sehr wichtig, dass das, was wir tun, beim Nutzer Anwendung findet, dass wir lernen."
Nutzer liefern wertvolle Daten
Mit anderen Worten: Die Nutzer liefern wertvolle Daten. Damit werden die Karten immer präziser. Die verkauft Here deutschen Autoherstellern für ihre Navigationssysteme ebenso wie großen Internet-Konzernen und ist einer der drei führenden Kartenhersteller weltweit, Umsatz 970 Millionen Euro. Here wird für sein gutes Kartenmaterial geschätzt. Aus offiziell 80.000 Quellen bezieht das Unternehmen seine Daten. Da kann außer Google keiner mithalten. Den Vorteil will Here nutzen:
"Wir haben die erste Revolution erlebt, mit der digitalen Karte, die auf dem Handy ist. Das ist heute Standard, kennen die meisten Leute, aber die wirkliche Revolution steht uns noch bevor."
Die Revolution ist Christof Hellmis‘ Geschäft. Er leitet bei Here die strategischen Programme:
"Jetzt kommt halt dieses Thema automatisiertes Fahren mit einer hochpräzisen Karte."
Selbstfahrende Autos benötigen Präzision
Für selbstfahrende Autos werden zentimetergenaue Karten benötigt, die ständig aktuell sind. Here hat mit Mercedes schon ein fahrerloses Auto getestet. Dazu will Here die Art und Weise verändern, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen. Das werde ungefähr so aussehen wie bei einem modernen Navigationssystem, das auf die Windschutzscheibe projiziert direkt ins Sichtfeld rückt:
"Da sehen Sie eigentlich, was Karte liefern kann, um die reale Welt zu verstehen und sinnvoll zu ergänzen. Es wird viel stärker eine Verschmelzung von der Realität mit Karteninformationen stattfinden."
Durch digitale Brillen und ähnliche Hilfsmittel, da ist Here-Entwickler Hellmis überzeugt, werden wir uns nicht mehr allein auf unsere Augen verlassen, sondern ständig auch digitale Informationen im Blick haben.