Unternehmer-Paar kauft Berliner Verlag

Frischer Wind in der Medienbranche

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Porträtfoto von Silke und Holger Friedrich, die nebeneinander vor einer bunt gestreiften Wand sitzen.
Das Ehepaar Silke und Holger Friedrich hat die "Berliner Zeitung" und den "Berliner Kurier" gekauft. © DuMont / Jens Roetzsch
Brigitte Baetz im Gespräch mit Marietta Schwarz |
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Als letzte Hoffnung für die Zukunft der "Berliner Zeitung" wertet die Medienjournalistin Brigitte Baetz den Verkauf an das bisher in der Medienbranche unbekannte Ehepaar Silke und Holger Friedrich.
"Man ist vorsichtig positiv", sagt die Medienjournalistin Brigitte Baetz über erste Reaktionen im Berliner Verlag, der die "Berliner Zeitung" und den "Berliner Kurier" herausgibt. Dort hatten sich die neuen Käufer, das Berliner Unternehmer-Ehepaar Silke und Holger Friedrich, vorgestellt und für ihre Pläne geworben. Der bisherige Besitzer, die Dumont-Gruppe, hatte schon länger nach Interessenten gesucht und will das gesamte Printgeschäft aufgeben.
Vor der Redaktion sei das Ehepaar sehr bescheiden aufgetreten, was offenbar gut angekommen sei, sagt Baetz. Sie hätten ihr bürgerschaftliches Engagement betont und wollten nun auf das Digitale und die Interaktion mit den Lesern und Leserinnen setzen. Die Belegschaft des Verlagshauses sei schon einiges gewohnt, sagt Baetz und erinnert an die wiederholten Eigentümerwechsel. Leider habe die Berliner Zeitung schon lange "ihre Seele verloren".

Neulinge in der Medienwelt

Dass die neuen Besitzer aus Ost-Berlin stammten, hält Baetz für einen Vorteil: "Sie kennen vielleicht die Stadt und ihre Probleme besser als ein Kölner Verlag." Silke Friedrich sei gelernte Kauffrau, habe in Berlin den Technoclub "ewerk" wieder belebt und leite eine Internationale Privatschule. Holger Friedrich sei gelernter Werkzeugmacher, habe ein Tech-Unternehmen gegründet, das dann von SAP aufgekauft wurde, und betreibe jetzt eine Technologieberatung.
Ansicht des Eckgebäudes an der Alten Jakobstraße, in dem sich die Redaktionsräume der Berliner Zeitung und des Berliner Kuriers befinden.
Im Gebäude an der Alten Jakobstraße befinden sich die Redaktionsräume des Berliner Verlags, in dem unter anderem die Berliner Zeitung sowie der Berliner Kurier produziert werden.© Picture Alliance / dpa / Paul Zinken
"Fast niemand in der Medienbranche kennt sie", sagt die Medienjournalist über das Paar. Aber die Lebensläufe zeigten, dass es offenbar Menschen seien, die anpackten und etwas auf die Beine stellten.

Mangel an Fantasie bei Dumont

Es würden in der Zeitungsbranche zwar immer noch recht hohe Renditen erwirtschaftet, aber für die heute ebenfalls notwendige Online-Präsenz gebe es bisher keine überzeugenden Geschäftsmodelle. Bei einem Traditionsverlag, der wie Dumont in der zwölften Generation am Ruder sei, fehle es offenbar an notwendiger Phantasie, um die Zukunft im Netz zu gestalten, kritisiert Baetz.
Sie halte es deshalb für sinnvoll, wenn da Menschen in die Bresche sprängen, die eine Ahnung davon hätten, was ein Medium im 21. Jahrhundert leisten sollte. "Ich könnte mir schon vorstellen, dass dieser Blick von außen, den das Ehepaar hier einbringt, für frischen Wind sorgt." Das Engagement des Ehepaars Friedrich sei auf jeden Fall die letzte Chance für die "Berliner Zeitung".
Zur DuMont-Gruppe gehören außerdem der "Kölner Stadt-Anzeiger", der Kölner "Express", die "Mitteldeutsche Zeitung" und die "Hamburger Morgenpost", die ebenfalls noch verkauft werden sollen.
(gem)
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