Der Journalist Stefan Braun, geboren 1964, arbeitet seit 2008 in der Parlamentsredaktion der "Süddeutschen Zeitung" in Berlin. Zuvor war er für die Stuttgarter Zeitung und den "Stern" tätig. Einer seiner Themenschwerpunkte ist die Situation in Nahost.
Föderalismus behindert die Digitalisierung der Schulen
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Deutschlands Schulen hinken in Sachen Digitalisierung dramatisch hinterher, die Coronakrise offenbart das deutlich. Die größte Hürde sieht der SZ-Journalist Stefan Braun im Föderalismus: Solange jedes Land nur an sich denke, werde sich nichts verändern.
Die Coronapandemie macht mit dem Lockdown der Schulen überdeutlich, was eigentlich schon lange bekannt ist, aber nie wirklich gemeinschaftlich gelöst werden konnte: Die deutschen Schulen hinken in Sachen Digitalisierung dramatisch hinterher. In den meisten europäischen Ländern sind die Bildungseinrichtungen deutlich besser mit Laptops, Tablets und schnellem Internet ausgestattet. Das neue Schuljahr müssen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte in Deutschland dagegen fast ebenso schlecht vorbereitet meistern wie den Schulalltag zu Beginn des Coronalockdowns.
Für Stefan Braun, Redakteur der "Süddeutschen Zeitung", hat die aktuelle Situation etwas von einem Déjà-vu. Schon 2008 habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Reise zu den Schulen der Republik begleitet – auch damals sei es um die dringend notwendige Digitalisierung gegangen.
Viele Diskussionen, keine konkreten Veränderungen
"Es ist seither sehr viel diskutiert worden, aber passiert ist nichts", sagt Braun. Er macht als Hauptschuldigen den Föderalismus aus: "Und zwar nicht in dem Sinne: Überall sind Verantwortliche, die sich kümmern. Sondern in dem Sinne: Überall sind diese Verantwortlichen sehr daran interessiert, für sich selbst beziehungsweise für den eigenen Namen, für die eigene Regierung irgendwas zu erreichen. Das führt immer zu einer Konkurrenzsituation."
Manchmal sei Konkurrenz durchaus gut. Doch in diesem Fall habe sie einmal mehr dazu geführt, dass eine sehr konkrete Idee "wieder versandet" – nämlich, Schulen so ans digitale Netz anzuschließen und alle Lehrkräfte und Lernenden technisch mit Laptops und Tablets so auszustatten, dass alle mithalten könnten.
Dem Bund sind die Hände gebunden
Braun sieht keine Chancen, den Föderalismus im Bildungsbereich auszuhebeln – dafür wäre eine Änderung des Grundgesetzes notwendig. Dem Bund seien bei der konkreten Finanzierung bestimmter Schulen die Hände gebunden, weil es letztlich den Ländern und Kommunen überlassen bleibe, wie sie das Geld aus dem Digitalpakt für den Bildungsbereich verwendeten.
Er plädiert für eine Stiftung mit Bundesmitteln und Beiträgen der Länder, die hier bei der Ausstattung der Schulen einspringen könnte: "Wir müssten damit die Barrieren, die seit vielen Jahren alles verhindern, überspringen."