Dinner unter dem Meeresspiegel
In Norwegen entsteht das größte Unterwasser-Restaurant der Welt. Reservierungen für das Abendessen am Panoramafenster unter Wasser werden schon angenommen, obwohl es mit der Eröffnung noch etwas dauern wird.
Knapp 2.500 Tonnen Beton hängen am Kran eines Spezialschiffes, das Projekt "Under" wird langsam konkret: Der Rohbau wird millimeterweise und millimetergenau in den kleinen Fjord bei Spangereid in der Gemeinde Lindesnes abgesenkt, am Ende bleibt nur der spätere Eingang zum Restaurant sichtbar, ein schräg ins Wasser führender leicht gerundeter rechteckiger Tunnel, eigentlich soll er an ein Persikop erinnern. Auf einer Computeranimation des Architektenbüros sieht es aber bei dramatisch sturmwolkigem Himmel eher so aus, als sei da ein riesiges UFO in Wasser gestürzt. Gaute Ubostad ist zufrieden und sagt: "Die Arbeit geht gut voran. Dies ist ja eine Art Prototyp für Unterwasserarchitektur und findet vielleicht ja ‘mal Nachahmer auch woanders auf der Welt."
Ehrgeiziges Projekt
Erst einmal aber wohl nicht. Denn das Projekt ist, vorsichtig gesagt, ehrgeizig. Schon jetzt deutlich teurer als geplant, dazu technisch sehr anspruchsvoll. Und was Personal und Gäste angeht, mit seiner Lage bis zu fünfeinhalb Meter unter der Wasseroberfläche auch nichts für schwache Nerven. Gaute wird, wenn alles gut geht, ab Frühjahr 2019 das dann erste Unterwasser-Restaurant Europas und damit auch das größte der Welt betreiben, zusammen mit seinem Bruder Stieg.
Bis zu 100 Gäste können dann vor einem riesigen Panoramafenster sitzen und den Fischen zugucken, die nicht das Pech hatten, erst im Netz und dann im "Under" auf dem Teller zu landen, wenn auch von einem dänischen Spitzenkoch aufs Feinste und vermutlich Teuerste veredelt. Denn – exklusiv wird das Ganze garantiert, sagt Gaute: "In Dubai gibt es zwar schon so ein Restaurant, in dem man unter Wasser sitzt, aber da schaut man nur in ein Aquarium. Hier ist das anders. Hier ist man mitten in einer völlig neuen Welt, hier kommt man der Natur nahe."
Meereslicht per Scheinwerfer
Einer wilden und über lange Zeit des Jahres ja auch düsteren Natur, doch dagegen sollen Unterwasserscheinwerfer helfen, die in verschiedenen Farben leuchten und ganz verschiedene Lebewesen anziehen. Gäste natürlich auch, viele Gäste! Zwischen zehn und 15.000 pro Jahr sollen es werden, hofft Gaute, damit sich das nach aktuellen Schätzungen umgerechnet etwa sechs Millionen Euro teure Projekt auch wirklich rechnet! "Finanziert wird es aus staatlichen Mitteln und aus Geldern eines Forschungsfonds. Wissenschaftler machen mit und wollen sehen, was da unten so alles lebt und wie man die Unterwasserflora und –fauna stimulieren kann", sagt Gaute.
Teurer Spaß
Aber in erster Linie geht es dann doch wohl ums Essen in außergewöhnlicher Umgebung und um eine neue Attraktion für Touristen im Süden Norwegens, etwa 70 Kilometer westlich von Kristiansand. Über die Website des Unterwasser-Restaurants können übrigens heute schon Tische reserviert werden, über eine Warteliste ab April 2019. Keine schlechte Idee, denn der Spaß wird garantiert teuer und man jetzt schon mal anfangen, zu sparen.