Unterwegs im Camper-Van

Der Traum von Freiheit

03:47 Minuten
Ein Camper-Van steht auf einem Parkplatz am Meer.
Von Skandinavien quer durch Europa bis nach Portugal an den Atlantik. Ein Leben im Van verspricht Freiheit und Abenteuer. © IMAGO / Hans Lucas
Von Vanja Budde |
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Ein Leben im Camper-Van bedeutet für viele Menschen Freiheit und Unabhängigkeit. Die Sehnsucht danach ist während der Corona-Pandemie gestiegen. Unsere Autorin Vanja Budde ist ebenfalls diesem Traum gefolgt und hat mit Gleichgesinnten gesprochen.
Die meisten Menschen, die sich dafür entscheiden, ihre Wohnung aufzugeben und in einem Camper-Van zu leben, träumen von Freiheit. Doch unterwegs erwarten sie viel Unvorhersehbares, so manche Schwierigkeit, einige Abenteuer und möglicherweise auch neue Erkenntnisse über sich selbst.

Teil 1: Leas Traum von Südafrika

Leas Freunde hatten wenig Verständnis, als sie ihnen erzählte, sie wolle in einem Van leben und durch die Welt fahren. Davon ließ sie sich aber nicht beirren und gab dennoch ihre Wohnung und ihren Job auf. Sie träumte davon, bis nach Südafrika zu fahren. Doch bereits nach 500 Kilometern explodierte in Spanien der Motor.
Porträt von Lea mit einem Glas Wein in der Hand.
Lea träumte von Südafrika, doch in Spanien hatte sie mit ihrem Camper eine Panne.© Vanja Budde
"Das war ein Dämpfer", gibt sie zu. "Doch es hat sich ganz viel Tolles aus diesem Moment ergeben." In der mittelalterlichen Stadt Salamanca lernte sie dadurch Fernando kennen, mit dem sie bis heute befreundet ist.

Teil 2: Mit Horst in Griechenland

Die Freiheit, von der viele Träumen, hat nichts damit zu tun, ins Auto zu steigen und loszufahren, sagt Nima. Sie lebt seit fünf Jahren mit ihrem Freund in einem knallroten Camper-Van namens "Horst". Zur Zeit sind sie in Griechenland. Die Freiheit, die sie empfindet, musste Nima erst erlernen, erzählt sie. Anderen Interessierten gibt sie auf ihrer Webseite Tipps.
Ein roter Camper-Van steht am Rande einer Straße am Meer.
Auch das Leben unterwegs will gelernt sein. Es gehört mehr dazu, als einzusteigen und loszufahren.© Nima Ashoff
"Ein wirkliches Gefühl von Freiheit kam das erste Mal auf, als ich mit meinem jetzigen Partner das erste Mal in Spanien campen gegangen bin", erzählt Nima. "Wir haben in einem Auto an einem See übernachtet, über uns der Sternenhimmel und keine Menschen um uns herum. Da dachte ich: 'Wow!' Das war ein Gefühl von Freiheit. Das war aber nicht verbunden mit dem Sternenhimmel und dem See und der Natur und dieser ganzen Romantik, sondern eher so ein inneres Empfinden: Es ist keiner da, der jetzt irgendwelche Ansprüche an mich stellt. Ich kann einfach gerade so sein, wie ich möchte."

Teil 3: Friesische Freiheit im Wohnmobil

Die Preise für Häuser sind auch in Ostfriesland gestiegen. Viele Menschen wollen an der Küste leben. Jens Nähler liebt die alten Gutshöfe in Ostfriesland, doch die sind für ihn unbezahlbar. Auch kleinere Häuser sind nicht leicht zu finden. Um dennoch in der Region zu leben und gleichzeitig flexibel zu bleiben, zog Nähler in ein Wohnmobil.
Jens Nähler macht ein Selbstporträt mit seinem Wohnmobil im Hintergrund.
Jens Nähler arbeitet für eine Zeitung in Ostfriesland als Redaktionsleiter. Kollegen waren skeptisch, als er in ein Wohnmobil zog© Jens Nähler
Der Schritt war mit Unsicherheit verbunden. Wird er auch die langen, dunklen Winter im Wohnmobil aushalten? Kollegen und Freunde reagierten unterschiedlich. Einige waren skeptisch, andere ermutigten ihn. Nähler genießt es, die Tür aufmachen zu können und die Freiheit zu spüren. "Ich war den ganzen Sommer viel draußen. Und das ist wunderschön."

Teil 4: "Wir hatten unheimlich Fernweh"

Conni und Thomas hatten eigentlich ein Traumleben, erzählt Conni. Sie haben zwei erwachsene Kinder, hatten ein eigenes Haus und beide waren glücklich mit ihrer Arbeit. Sie waren gerne draußen, im Wald, am See, in den Bergen und in anderen Städten. "Wir hatten unheimlich Fernweh", sagt Conni.
Porträt von Conny und Thomas vor ihrem rosa Camper-Van.
Conny Haufe und ihr Mann Thomas sind seit August 2020 mit ihrem neuen Camper unterwegs in Europa.© Conny Haufe
Da die Kinder aus dem Haus waren, lag der Schluss nahe, das Haus zu verkaufen und dem Fernweh zu folgen. Ein umgebauter Möbelwagen wurde ihr neues Zuhause - eine 1-Zimmer-Wohnung auf Rädern. Das bedeutet Einschränkungen, doch die nehmen sie gerne in Kauf für die gewonnene Freiheit.

Teil 5: Mandys Reise quer durch Europa – und zu sich selbst

Seit fünf Jahren lebt Mandy Raasch im Camper-Van. In dieser Zeit ist sie quer durch Europa gereist. Als Webdesignerin kann sie überall arbeiten, solange sie einen Internetzugang hat. Gerade in den ersten Monaten musste sie erst mal lernen ihre neue Freiheit und ihre Verpflichtungen, in Einklang zu bringen.
Eine Frau sitzt in der geöffneten Schiebetür ihres Camper-Vans. Im Hintergrund liegt ein See und ein Berg.
Mandy hat gelernt, mit dem Alleinsein umzugehen.© Mandy Raasch
Zu Beginn ihrer Reise fuhr sie nach Skandinavien. Rückblickend schüttelt sie den Kopf darüber, dass sie damals alle zwei Tage weitergefahren ist. Es sei stressig gewesen, ihre Arbeit zu machen und dann trotzdem alle zwei Tage weiterzufahren. Schweden, Finnland und Norwegen in drei Monaten, sei zu viel. Seitdem reist sie langsamer. Unterwegs gibt es ungeahnte technische und menschliche Herausforderungen, hat sie herausgefunden.

Teil 6: Angst in den Bergen

Schietwetter in Norddeutschland machte May-Britt Asmussen das Leben schwer. Sie ist an Multiple Sklerose erkrankt und besonders an schmuddeligen Wintertagen litt sie unter starken Schmerzen. Nachdem sie einmal im Winter in Südeuropa gewesen ist und von ihrer Krankheit nichts mehr gespürt hat, stand für sie fest: Ich muss woanders leben. Und so zog sie in ein neun Meter langes Wohnmobil.
May-Britt Asmussen mit ihrem Hund auf dem Arm.
Bei sommerlichen Temperaturen in Südeuropa merkt May-Britt Asmussen nichts von ihrer Krankheit. © May-Britt Asmussen
Die größte Herausforderung ihres neuen Lebens begegnete ihr in Österreich. Bei schlechtem Wetter musste sie mit ihrem Wohnmobil über die Berge. Bei 15 Prozent Steigung ging es immer höher und höher in die Alpen. Auf einem kleinen Parkplatz verschickte sie noch ein kleines Video vom Alpenpanorama an ihre Freunde in den sozialen Netzwerken. Und dann ging es wieder hinab und May-Britt hatte große Angst, dass ihre Bremsen versagen. Das letzte Video, dachte sie, sei ihr "Tschüss an die Welt" gewesen.
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