Unterwegs mit dem Musikperformer Sven-Åke Johansson
Sven-Åke Johansson streicht mit dem Bassbogen Pappkartons (2018) © Kestius Pleita
Musikalischer Maßstab
56:55 Minuten
Musik, Zeichnung, Poesie – die experimentelle Kunst von Sven-Åke Johansson kennt keine Metiergrenzen. Doch vor allem interessiert sich der gebürtige Schwede für den Klang der Dinge.
Im Kreuzberger Atelier von Sven-Åke Johansson hängt ein vergrößerter Stadtplan von Berlin. Rote Punkte markieren die Spielstätten, an denen der 75-Jährige in den letzten 50 Jahren in der Hauptstadt gewirkt hat.
Es sind über 120 Orte, von A wie "ausland" bis Z wie "Zodiak", an denen der Musiker unter anderem mit Schlagzeug, Akkordeon, Pappen, Geigenbogen und Feuerlöschern öffentlich aufgetreten ist. Fein säuberlich ist jeder Punkt mit einer Zahl versehen und in einem Beiblatt sind die zugehörigen Adressen aufgelistet.
Musik für Konzertsäle und Hinterhöfe
Einen Unterschied zwischen Orten der Hochkultur und Underground- und Clubkultur macht Sven-Åke Johansson nicht. Das, was er mit unstillbarer Neugier erforscht und aufführt, nennt er neue "Neue Musik".
Der 1943 im schwedischen Mariestad geborene Sven Åke Johansson ist Komponist, Musiker, Poet und Autor.
Seiner künstlerischen Herkunft nach im Bereich der Bildenden Kunst angesiedelt, hat er den Weg zur Musik nicht über den hierarchischen Weg akademischer Bildung eingeschlagen. Zur Klangkunst kam er vielmehr, indem er versuchte, seine bereits in anderen Bereichen erworbene expressive Kompetenz auf die Musik zu übertragen.
Seiner künstlerischen Herkunft nach im Bereich der Bildenden Kunst angesiedelt, hat er den Weg zur Musik nicht über den hierarchischen Weg akademischer Bildung eingeschlagen. Zur Klangkunst kam er vielmehr, indem er versuchte, seine bereits in anderen Bereichen erworbene expressive Kompetenz auf die Musik zu übertragen.
Der Klang der Dinge
Es sind weniger die strukturellen oder konstruktiven Aspekte, die ihn beim Komponieren interessieren. Für Johansson ist es oft buchstäblich der "Klang der Dinge", der ihn am meisten beschäftigt.
So findet man des öfteren ungewöhnliche Klangobjekte, wie Gurken, Traktoren und Pappkartons. Und da wo er sich mit herkömmlichen Instrumenten begnügt, verkörpern die Klänge so etwas wie personale Stimmen, die aus den Instrumenten herauszutreten scheinen.
So findet man des öfteren ungewöhnliche Klangobjekte, wie Gurken, Traktoren und Pappkartons. Und da wo er sich mit herkömmlichen Instrumenten begnügt, verkörpern die Klänge so etwas wie personale Stimmen, die aus den Instrumenten herauszutreten scheinen.
Seine Musik bedient keine traditioneller Topoi. Sollten sie dennoch vorkommen, sind sie allenfalls als Zitat, als Mittel zur Verfremdung zu verstehen. Das zentrale Thema seiner experimentellem Musik umfasst Fragen der Wahrnehmung: Von welchen Bedingungen hängt es ab, wie wir Musik wahrnehmen? Deshalb wird Sven-Åke Johansson zum Gestalter von Kontexten.
Überraschungsmomente
Mit unterschiedlichen Mitteln versuchte er, die Wahrnehmung des Publikums in eine bestimmte Richtung zu lenken, um sie dann mit einer unvorhergesehenen Wendung des musikalischen oder visuellen Geschehens zu konfrontieren. Dass seine Aufführungen immer auch ins Visuelle ausstrahlen, gehört zum Konzept des Performers.