Unvergessliche Reise in skurrile Welten
In ihrem Buch "Ein schädlicher Einfluss" schreibt Kate Bornsteins über ihre ständige Unsicherheit, ihre Suche nach dem Selbst. Dabei wandelt sie sich von der überzeugten Scientologin zur Queer-Aktivistin und verzeifelten Sinnsucherin.
"Ich wollte süß und sexy sein, sah aber aus wie ein alter Mann."
Für Sätze wie diesen liebt man Kate Bornstein, die als Al Bornstein geboren wurde und mit "Ein schädlicher Einfluss" jetzt ihre ebenso ungewöhnliche wie berührende Autobiografie vorgelegt hat.
Schon als kleiner Junge hat Al nur einen Wunsch: ein Mädchen zu sein. Dieser tiefe Konflikt mit dem eigenen Körper macht ihn später auch empfänglich für die Verlockungen der Scientologen, für die es keine Geschlechter gibt, sondern nur geschlechtslose "Thetane". Bornstein wird Scientologe und steigt schnell in die höchsten Ränge auf. Als Mitglied der Elitetruppe "Sea Org" dient er direkt unter Ron Hubbard. Die Schilderungen der scientologischen Praktiken sind skurril und faszinierend - von der emotionalen Stimmungsskala, die zur subtilen Beeinflussung verwendet wird, über Hubbards eigenwilligen Kommunikationsstil, hin zu den unablässigen Produktivitätsmessungen, denen sich alle Mitglieder unterziehen müssen.
Dabei gelingt Bornstein das Kunststück, weder den Glauben an Scientology zu verraten, noch eine leise Belustigung über alles zu verbergen. Auf dem Schiff von "Sea Org" heiratet er und zeugt Tochter Jessica (für sie ist das Buch vor allem geschrieben). Denn nachdem Bornstein - zu Unrecht, wie sie schreibt - einer Veruntreuung verdächtigt, Scientology nach zwölf Jahren verlässt, bricht der Kontakt ab; die Exfrau und seine Tochter sind aber bis heute in der Organisation und verweigern jeglichen Kontakt. Für Scientologen ist Bornstein seit seinem Austritt ein "schädlicher Einfluss".
Zu der Geschichte über Scientology kommen dann noch Einzelheiten über die Geschlechtsumwandlung, ihre Magersucht und ihre masochistische Ader.
Bornstein lässt nichts unerwähnt.
Offen bis an die Schmerzgrenze schreibt sie über ihre Affären, ihr Ziehen von Stadt zu Stadt - und trifft einen mit ihrer Suche nach einem Platz in der Welt mitten ins Herz.
"Was zur Hölle bin ich? Wohin zur Hölle gehöre ich? Wer soll mich je als Familienmitglied akzeptieren, wenn er weiß, wer und was ich wirklich bin?"- Ein Mann, der zur Frau geworden ist, die auf Frauen steht und ein Mädchen sein möchte. Wie kann man das auflösen?
Bornstein schreibt Theaterstücke über ihre paradoxe Lage und macht sich einen Namen als Queer-Aktivistin. Zugleich folgt sie ihren Neigungen, radikal und kompromisslos. Ein Jahr lang wird sie Sklavin zweier Sadistinnen. Als diese Beziehung auseinandergeht, zieht sie nach New York. Getrieben, haltlos und einsam - bis Bornstein ihre Vermieterin trifft und lieben lernt.
Mit ihrem warmherzigen, selbstironischen Ton nimmt Kate Bornstein ihre Leserinnen und Leser mit auf eine unvergessliche Reise in skurrile Welten und erzählt zugleich von der schwierigen Suche nach der eigenen Identität.
Besprochen von Ariadne von Schirach
Für Sätze wie diesen liebt man Kate Bornstein, die als Al Bornstein geboren wurde und mit "Ein schädlicher Einfluss" jetzt ihre ebenso ungewöhnliche wie berührende Autobiografie vorgelegt hat.
Schon als kleiner Junge hat Al nur einen Wunsch: ein Mädchen zu sein. Dieser tiefe Konflikt mit dem eigenen Körper macht ihn später auch empfänglich für die Verlockungen der Scientologen, für die es keine Geschlechter gibt, sondern nur geschlechtslose "Thetane". Bornstein wird Scientologe und steigt schnell in die höchsten Ränge auf. Als Mitglied der Elitetruppe "Sea Org" dient er direkt unter Ron Hubbard. Die Schilderungen der scientologischen Praktiken sind skurril und faszinierend - von der emotionalen Stimmungsskala, die zur subtilen Beeinflussung verwendet wird, über Hubbards eigenwilligen Kommunikationsstil, hin zu den unablässigen Produktivitätsmessungen, denen sich alle Mitglieder unterziehen müssen.
Dabei gelingt Bornstein das Kunststück, weder den Glauben an Scientology zu verraten, noch eine leise Belustigung über alles zu verbergen. Auf dem Schiff von "Sea Org" heiratet er und zeugt Tochter Jessica (für sie ist das Buch vor allem geschrieben). Denn nachdem Bornstein - zu Unrecht, wie sie schreibt - einer Veruntreuung verdächtigt, Scientology nach zwölf Jahren verlässt, bricht der Kontakt ab; die Exfrau und seine Tochter sind aber bis heute in der Organisation und verweigern jeglichen Kontakt. Für Scientologen ist Bornstein seit seinem Austritt ein "schädlicher Einfluss".
Zu der Geschichte über Scientology kommen dann noch Einzelheiten über die Geschlechtsumwandlung, ihre Magersucht und ihre masochistische Ader.
Bornstein lässt nichts unerwähnt.
Offen bis an die Schmerzgrenze schreibt sie über ihre Affären, ihr Ziehen von Stadt zu Stadt - und trifft einen mit ihrer Suche nach einem Platz in der Welt mitten ins Herz.
"Was zur Hölle bin ich? Wohin zur Hölle gehöre ich? Wer soll mich je als Familienmitglied akzeptieren, wenn er weiß, wer und was ich wirklich bin?"- Ein Mann, der zur Frau geworden ist, die auf Frauen steht und ein Mädchen sein möchte. Wie kann man das auflösen?
Bornstein schreibt Theaterstücke über ihre paradoxe Lage und macht sich einen Namen als Queer-Aktivistin. Zugleich folgt sie ihren Neigungen, radikal und kompromisslos. Ein Jahr lang wird sie Sklavin zweier Sadistinnen. Als diese Beziehung auseinandergeht, zieht sie nach New York. Getrieben, haltlos und einsam - bis Bornstein ihre Vermieterin trifft und lieben lernt.
Mit ihrem warmherzigen, selbstironischen Ton nimmt Kate Bornstein ihre Leserinnen und Leser mit auf eine unvergessliche Reise in skurrile Welten und erzählt zugleich von der schwierigen Suche nach der eigenen Identität.
Besprochen von Ariadne von Schirach
Kate Bornstein: "Ein schädlicher Einfluss. Die wahre Geschichte eines netten jüdischen Knaben, der bei Scientology landete und zwölf Jahre später zu der hinreißenden Lady wurde, die sie heute ist"
Eden Books Verlag, Hamburg 2013
352 Seiten, 14,95 Euro
Eden Books Verlag, Hamburg 2013
352 Seiten, 14,95 Euro