"Unverschämt souverän"
Der in Freiburg geborene Schauspieler Alexander Khuon - Sohn des bekannten Intendanten Ulrich Khuon - ist erst 28, stand aber bereits als Shakespeares "Hamlet", Goethes "Clavigo" und der "Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil auf der Bühne. Seine ersten Engagements waren in Dresden, dann in Köln, und seit 2004 ist er festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin.
21 Uhr 30, kurz nach der Vorstellung "Die Verwirrungen des Zöglings Törless". An der Bar der Theater-Kantine sitzen schon ein paar Gäste, etwas weiter hinten, bei den Schauspielern, steht Alexander Khuon mit einer Flasche Bier in der Hand. Seine dunklen, kurzen Locken sind zerzaust, er trägt Jeans und einen braunen Wollpulli.
Der "Törless" - die Romanvorlage stammt von Robert Musil - ist schon seine vierte Inszenierung zusammen mit dem tschechischen Regisseur Dusan David Parizek. Ihn begeistere seine Arbeitsweise, erklärt Khuon: besessen und gleichzeitig bescheiden.
"Es kann ja auch über eine reibungsvolle oder streitlustige Zusammenarbeit ein sehr gutes Ergebnis entstehen, das muss keine Superharmonie sein. Mit dem Parizek trifft es sich, dass wir sowohl streiten, als uns auch in den Armen liegen können. Den kenn ich einfach am längsten, mit dem hab ich meine erste Arbeit auf der Bühne gemacht..."
Szene aus "Törless":
"Zieh dich aus, ich befehle dir, dich wieder auszuziehen (Gerangel) du zitterst, es friert dich, ich könnte auf deinen nackten Leib steigen, wenn ich wollte, und du bist da, um zu seufzen, Oh meine liebe Mutter (schreit)!"
Alexander Khuon: "Ich finde, er ist ein sehr zurückhaltender Beobachter, der nicht mit groben, grellen Mitteln arbeiten möchte, sondern eher mit der Introvertiertheit oder der Zartheit, die eine Geschichte mit sich bringt, also auch mit der Stille arbeitet, was ich finde ein ganz interessantes Tabu auch auf der Bühne ist, das halten die Leute sehr schwer aus."
Alexander Khuon, ca. 180 groß, durchtrainierter Körper, bewegt sich auf der Bühne mit einer beeindruckenden Ehrlichkeit; mal als Walter Gieseking, ein versnobter, selbstsüchtiger und dennoch am Leben verzweifelnder Großstadtjournalist, dann wieder ist er "Törless", ein hochintelligenter aber völlig unbeteiligter junger Mann, der beeindruckt und gleichzeitig angewidert verfolgt, wie seine Freunde einen Kameraden foltern.
Theaterausschnitt "Die Verwirrungen des Zöglings Törless":
"Und dann verlangt jemand von dir einen so erniedrigenden Dienst, und du bist zu feige, um Nein zu sagen! Ging da nicht durch dein ganzes Wesen ein Riss, ein Schreck, als ob sich etwas Unsagbares in dir vollzogen hätte?"
- "Ich weiß nicht, was du willst, ich verstehe dich nicht!"
"Unverschämt souverän" sei er, schrieb die "Süddeutsche Zeitung" über ihn. "Eine sehr gefährliche Beschreibung", sagt Khuon nachdenklich.
"...weil: sich der eigenen Wirkung sicher sein, das wäre etwas, was mir überhaupt nicht gefällt, also sich quasi in Richtung Selbstgefälligkeit zu bewegen, das darf es auf keinen Fall sein. Aber mit seinen Mitteln umgehen zu können, und dass die vielleicht gar nicht mehr als Mittel erkennbar sind, sondern auf einmal in die Figur übergehen, dass man sich als Schauspieler in den Mitteln auflöst, wenn man das als 'unverschämt souverän'...,das quasi gar kein Schauspieler mehr zu sehen ist (...), dann finde ich das eine sehr schöne Beschreibung!"
Privat, nein, da sei er ganz sicher nicht "unverschämt souverän", meint der 28-Jährige, der mit seinen dunklen, ausdrucksstarken Augen, sein Gegenüber genau beobachtet.
"Ich bin eigentlich eher immer auf der Suche, am Arbeiten, am Rotieren, am Ausprobieren. Und ich fände das irgendwie auch komisch, wenn man da schon wäre, dass man so elegant, locker, das abrufen könnte. Ich suche eher die Hitze des Gefechts, ja...."
Aufgewachsen ist Alexander Khuon in Freiburg, später in Konstanz. Sein Vater arbeitete dort als Chefdramaturg. Alexander und seine zwei Jahre jüngere Schwester Nora waren immer bei den Proben dabei. Und für ihn war klar: Schauspieler musste er werden. Als der Vater 2001 Intendant des Hamburger Thalia-Theaters wird, entscheidet sich der 22-jährige Alexander für eine Schauspielausbildung in Leipzig - in gesunder Distanz zum Vater, mit dem er sich aber sehr gut versteht.
"Als Theatermenschen schätze ich ihn sehr, aber sich da zu emanzipieren und seine eigenen Wege zu suchen, das halte ich schon für sehr wichtig!"
Nach der Ausbildung stand Alexander Khuon zunächst in Dresden auf der Bühne, u.a. mit Johann Kresnik. Danach folgten Engagements am Stadttheater Köln und Salzburg, Hörspielvertonungen, ein kurzer Ausflug in die Filmregie - und seit 2004 ist er in Berlin, wo er sich sehr zuhause fühlt.
Theater, das sei Magie, jeden Abend neu, plötzlich da und genauso schnell wieder weg. Während er erzählt, drückt sein ganzer Körper Begeisterung für seinen Beruf aus, seine Hände gestikulieren heftig. Die andere Seite - die Theaterrealität - , habe er aber auch schon immer gekannt.
"Ich hab jetzt gerade acht Stücke parallel, die ich spiele, und diese Form des Wachseins und des Daseins am Abend, die ich von mir da einfordere, und auch die Regisseure, das kostet ungeheuer viel Kraft. Das geht an die Substanz."
Ein Ausgleich dafür?
"...mach ich zu wenig mit dem Ausgleich, eindeutig..."
Seine Schwester Nora - heute Dramaturgin in Hamburg - und seine Freundin, das seien seine Anker, sagt Alexander Khuon und trinkt den letzten Schluck aus der Bierflasche.
"Ich treffe vor allem auch gerne Leute, die nichts mit dem Theater zu tun haben, sonst wird das so inzestuös... und nicht nur zum Anzapfen, das hört sich jetzt schon wieder so an, als ob man Material sucht, sondern einfach nur zum Leben, zum Abschalten, zum Leben leben!"
Der "Törless" - die Romanvorlage stammt von Robert Musil - ist schon seine vierte Inszenierung zusammen mit dem tschechischen Regisseur Dusan David Parizek. Ihn begeistere seine Arbeitsweise, erklärt Khuon: besessen und gleichzeitig bescheiden.
"Es kann ja auch über eine reibungsvolle oder streitlustige Zusammenarbeit ein sehr gutes Ergebnis entstehen, das muss keine Superharmonie sein. Mit dem Parizek trifft es sich, dass wir sowohl streiten, als uns auch in den Armen liegen können. Den kenn ich einfach am längsten, mit dem hab ich meine erste Arbeit auf der Bühne gemacht..."
Szene aus "Törless":
"Zieh dich aus, ich befehle dir, dich wieder auszuziehen (Gerangel) du zitterst, es friert dich, ich könnte auf deinen nackten Leib steigen, wenn ich wollte, und du bist da, um zu seufzen, Oh meine liebe Mutter (schreit)!"
Alexander Khuon: "Ich finde, er ist ein sehr zurückhaltender Beobachter, der nicht mit groben, grellen Mitteln arbeiten möchte, sondern eher mit der Introvertiertheit oder der Zartheit, die eine Geschichte mit sich bringt, also auch mit der Stille arbeitet, was ich finde ein ganz interessantes Tabu auch auf der Bühne ist, das halten die Leute sehr schwer aus."
Alexander Khuon, ca. 180 groß, durchtrainierter Körper, bewegt sich auf der Bühne mit einer beeindruckenden Ehrlichkeit; mal als Walter Gieseking, ein versnobter, selbstsüchtiger und dennoch am Leben verzweifelnder Großstadtjournalist, dann wieder ist er "Törless", ein hochintelligenter aber völlig unbeteiligter junger Mann, der beeindruckt und gleichzeitig angewidert verfolgt, wie seine Freunde einen Kameraden foltern.
Theaterausschnitt "Die Verwirrungen des Zöglings Törless":
"Und dann verlangt jemand von dir einen so erniedrigenden Dienst, und du bist zu feige, um Nein zu sagen! Ging da nicht durch dein ganzes Wesen ein Riss, ein Schreck, als ob sich etwas Unsagbares in dir vollzogen hätte?"
- "Ich weiß nicht, was du willst, ich verstehe dich nicht!"
"Unverschämt souverän" sei er, schrieb die "Süddeutsche Zeitung" über ihn. "Eine sehr gefährliche Beschreibung", sagt Khuon nachdenklich.
"...weil: sich der eigenen Wirkung sicher sein, das wäre etwas, was mir überhaupt nicht gefällt, also sich quasi in Richtung Selbstgefälligkeit zu bewegen, das darf es auf keinen Fall sein. Aber mit seinen Mitteln umgehen zu können, und dass die vielleicht gar nicht mehr als Mittel erkennbar sind, sondern auf einmal in die Figur übergehen, dass man sich als Schauspieler in den Mitteln auflöst, wenn man das als 'unverschämt souverän'...,das quasi gar kein Schauspieler mehr zu sehen ist (...), dann finde ich das eine sehr schöne Beschreibung!"
Privat, nein, da sei er ganz sicher nicht "unverschämt souverän", meint der 28-Jährige, der mit seinen dunklen, ausdrucksstarken Augen, sein Gegenüber genau beobachtet.
"Ich bin eigentlich eher immer auf der Suche, am Arbeiten, am Rotieren, am Ausprobieren. Und ich fände das irgendwie auch komisch, wenn man da schon wäre, dass man so elegant, locker, das abrufen könnte. Ich suche eher die Hitze des Gefechts, ja...."
Aufgewachsen ist Alexander Khuon in Freiburg, später in Konstanz. Sein Vater arbeitete dort als Chefdramaturg. Alexander und seine zwei Jahre jüngere Schwester Nora waren immer bei den Proben dabei. Und für ihn war klar: Schauspieler musste er werden. Als der Vater 2001 Intendant des Hamburger Thalia-Theaters wird, entscheidet sich der 22-jährige Alexander für eine Schauspielausbildung in Leipzig - in gesunder Distanz zum Vater, mit dem er sich aber sehr gut versteht.
"Als Theatermenschen schätze ich ihn sehr, aber sich da zu emanzipieren und seine eigenen Wege zu suchen, das halte ich schon für sehr wichtig!"
Nach der Ausbildung stand Alexander Khuon zunächst in Dresden auf der Bühne, u.a. mit Johann Kresnik. Danach folgten Engagements am Stadttheater Köln und Salzburg, Hörspielvertonungen, ein kurzer Ausflug in die Filmregie - und seit 2004 ist er in Berlin, wo er sich sehr zuhause fühlt.
Theater, das sei Magie, jeden Abend neu, plötzlich da und genauso schnell wieder weg. Während er erzählt, drückt sein ganzer Körper Begeisterung für seinen Beruf aus, seine Hände gestikulieren heftig. Die andere Seite - die Theaterrealität - , habe er aber auch schon immer gekannt.
"Ich hab jetzt gerade acht Stücke parallel, die ich spiele, und diese Form des Wachseins und des Daseins am Abend, die ich von mir da einfordere, und auch die Regisseure, das kostet ungeheuer viel Kraft. Das geht an die Substanz."
Ein Ausgleich dafür?
"...mach ich zu wenig mit dem Ausgleich, eindeutig..."
Seine Schwester Nora - heute Dramaturgin in Hamburg - und seine Freundin, das seien seine Anker, sagt Alexander Khuon und trinkt den letzten Schluck aus der Bierflasche.
"Ich treffe vor allem auch gerne Leute, die nichts mit dem Theater zu tun haben, sonst wird das so inzestuös... und nicht nur zum Anzapfen, das hört sich jetzt schon wieder so an, als ob man Material sucht, sondern einfach nur zum Leben, zum Abschalten, zum Leben leben!"