Unverswechselbare Lebenszeichen
Ein Grabstein kann schlicht oder kunstvoll, mit oder ohne Inschrift, hell oder dunkel sein. Der Berliner Steinmetz Ole Meinecke hilft den Hinterbliebenen, die beste Form für die Ruhestätte des Verstorbenen zu wählen - und geht auch auf individuelle Wünsche ein.
"Also, das Symbol kommt hierher, auf die Höhe, und da müssen wir ein bisschen höher gehen. Ja, das stimmt soweit. Und ich lege das dann so fest, dass wir den Text auf der linken Seite mittig setzen, ja, gut."
"Ja, sehr schön … sehr schön."
Die 87-jährige Hilla Jacoby in der Werkstatt des Steinmetz Ole Meinecke schaut auf den hellen Grabstein für ihren Mann Max-Moshe Jacoby. Der Fotograf war ein Wegbereiter für die Fotografie des 20. Jahrhunderts und starb am 15. März 2009 fast 90-jährig. Jacobi:
"Ich wollte immer einen Stein, der mich an Israel erinnert. Und das tut er."
Der Stein, ein Jurakalkstein, wirkt in seiner Struktur und Farbe wie die Steine der Klagemauer in Jerusalem. Doch es ist kein Stein von dort. Dennoch verbindet dieser hier Orte, Zeiten und Licht, denn immer wieder fotografierten die Jacobys die Klagemauer. Meinecke:
"Ich rede mit denen über den Verstorbenen. Ich versuche herauszukriegen, wie der Verstorbene gelebt hat. Welche Wünsche, Träume er hatte. Und ich versuche, das dann ganz subtil umzusetzen."
Ole Meinecke, Steinmetz, 42 Jahre alt.
"Wenn die Leute erstmal hier sind, dann stimmt es auch, wenn sie erstmal diesen Weg zu mir gefunden haben. Was ja auch vielleicht nicht so einfach ist. Man muss ja gesucht haben, um mich zu finden. Dann weiß ich aber auch, dass die Leute, die hierher kommen, was Besonderes haben wollen. Weil diese herkömmlichen Grabsteine, die findet man ja an jeder Ecke, an jedem Grab, an jedem Friedhof, bei jedem Grabmalkrauter."
Die schlichten, leicht geschwungenen Grabmale mit den Geburts- und Todesdaten heißen im Steinmetztjargon "Seelenrutschen". Meinecke gestaltet ganz individuell und bezieht das Leben des Verstorbenen mit ein. So meinten Freunde eines verstorbenen Performancekünstlers, sein Grabstein müsse ebenso eine Performance sein. Doch wie konnte das gehen? Ole Meinecke schuf mehrere 39 Zentimeter hohe und 35 Zentimeter breite Grabsteine aus Travertin, die jeder Besucher auf dem Grab so anordnen kann, wie er es für richtig hält.
"Also, für mich ist es so eine Mischung aus künstlerischer Tätigkeit, mit Menschen arbeiten, und ja, ich habe ganz viel Spaß und Freude an der Arbeit, weil ich merke, dass das Resultat den Menschen Freude macht und dabei hilft, mit dem Tod der Hinterbliebenen in irgendeiner Weise sich auseinander zu setzen. Für mich ist es so eine Hilfestellung, weil ich die Kunden mit einbeziehe in die Gestaltung, und die auch öfter hier in meiner Werkstatt sind."
Zeichen für Blume, Sonne, Baum, Himmel und das OM-Symbol wollte eine Auftraggeberin für ihren toten Mann im Grabmal verbunden haben. Ole Meinecke schuf eine bunte Grabskulptur aus Glas, Holz, Bronze und Diorit, einem griechischen Felsgestein, die sich nun im uckermärkischen Wind dreht.
"Viele kommen hierher, und wenn sie dann meinen Entwurf sehen, dann fangen die erst mal an zu weinen, ja. Ich habe hier schon viele Tränen fließen sehen. Aber das sind andere Tränen, keine Tränen der Trauer, sondern das sind eher Tränen der Freude ... oder das ist dann auch mal so ein Loslassen. Das ist ja auch so ein Prozess, wenn der Grabstein jetzt fertig ist, da ist ja auch was passiert. Die Leute sind dann einfach froh, wenn sie etwas haben, woran sie ihren Partner wiedererkennen. Das kann schon sein, ja."
In Hamburg hat Ole Meinecke das Steinbearbeiten gelernt, danach kam er nach Berlin. Er ist kaum teurer als die anderen Steinmetze, sagt er, nur dauert es länger, weil der Prozess der Entstehung aufwändiger ist.
"Ich mache mir Zeichnungen, Skizzen, wo man jetzt gar nicht gleich erkennen könnte, dass das ein Grabstein ist. Aber das entwickelt sich so mit der Zeit. Ich brauche dann manchmal zwei Wochen, drei Wochen, bis da etwas Konkretes entsteht. Wo ich sagen würde, das kann man jetzt in Ton modellieren, oder in Gips schnitzen und so. Und dann stelle ich das den Auftraggebern vor, dieses Modell. Und lasse den dann damit erstmal alleine. Weil es ist auch wichtig, dass man sich Zeit lässt mit diesem Modell. Ich habe das schon so oft mitgekriegt, dass die dann erstmal geguckt haben, oh, das ist aber ungewöhnlich, weiß gar nicht, und so. Und dann sage ich, ja, lassen Sie sich mal Zeit. Und ein, zwei Tage später rufen die dann an und sagen, ja, toll, genau das ist es."
Es heißt, Leute wie Ole Meinecke hätten immer mehr Aufträge. Weil der Trend weg von anonymen und entindividualisierten Bestattungen geht. Hilla Jacoby sieht im Grabstein ihres Mannes ein Zeichen ihrer Herkunft:
"Wir sind Israelis, und wir leben mit der Klagemauer im Herzen. Und er sieht aus wie ein Jerusalemstein. Ganz Jerusalem ist ja auf einer Art Stein gebaut, und wenn die Sonne drauf scheint, dann glänzt das golden, nicht. Darum heißt es das goldene Jerusalem."
"Ja, sehr schön … sehr schön."
Die 87-jährige Hilla Jacoby in der Werkstatt des Steinmetz Ole Meinecke schaut auf den hellen Grabstein für ihren Mann Max-Moshe Jacoby. Der Fotograf war ein Wegbereiter für die Fotografie des 20. Jahrhunderts und starb am 15. März 2009 fast 90-jährig. Jacobi:
"Ich wollte immer einen Stein, der mich an Israel erinnert. Und das tut er."
Der Stein, ein Jurakalkstein, wirkt in seiner Struktur und Farbe wie die Steine der Klagemauer in Jerusalem. Doch es ist kein Stein von dort. Dennoch verbindet dieser hier Orte, Zeiten und Licht, denn immer wieder fotografierten die Jacobys die Klagemauer. Meinecke:
"Ich rede mit denen über den Verstorbenen. Ich versuche herauszukriegen, wie der Verstorbene gelebt hat. Welche Wünsche, Träume er hatte. Und ich versuche, das dann ganz subtil umzusetzen."
Ole Meinecke, Steinmetz, 42 Jahre alt.
"Wenn die Leute erstmal hier sind, dann stimmt es auch, wenn sie erstmal diesen Weg zu mir gefunden haben. Was ja auch vielleicht nicht so einfach ist. Man muss ja gesucht haben, um mich zu finden. Dann weiß ich aber auch, dass die Leute, die hierher kommen, was Besonderes haben wollen. Weil diese herkömmlichen Grabsteine, die findet man ja an jeder Ecke, an jedem Grab, an jedem Friedhof, bei jedem Grabmalkrauter."
Die schlichten, leicht geschwungenen Grabmale mit den Geburts- und Todesdaten heißen im Steinmetztjargon "Seelenrutschen". Meinecke gestaltet ganz individuell und bezieht das Leben des Verstorbenen mit ein. So meinten Freunde eines verstorbenen Performancekünstlers, sein Grabstein müsse ebenso eine Performance sein. Doch wie konnte das gehen? Ole Meinecke schuf mehrere 39 Zentimeter hohe und 35 Zentimeter breite Grabsteine aus Travertin, die jeder Besucher auf dem Grab so anordnen kann, wie er es für richtig hält.
"Also, für mich ist es so eine Mischung aus künstlerischer Tätigkeit, mit Menschen arbeiten, und ja, ich habe ganz viel Spaß und Freude an der Arbeit, weil ich merke, dass das Resultat den Menschen Freude macht und dabei hilft, mit dem Tod der Hinterbliebenen in irgendeiner Weise sich auseinander zu setzen. Für mich ist es so eine Hilfestellung, weil ich die Kunden mit einbeziehe in die Gestaltung, und die auch öfter hier in meiner Werkstatt sind."
Zeichen für Blume, Sonne, Baum, Himmel und das OM-Symbol wollte eine Auftraggeberin für ihren toten Mann im Grabmal verbunden haben. Ole Meinecke schuf eine bunte Grabskulptur aus Glas, Holz, Bronze und Diorit, einem griechischen Felsgestein, die sich nun im uckermärkischen Wind dreht.
"Viele kommen hierher, und wenn sie dann meinen Entwurf sehen, dann fangen die erst mal an zu weinen, ja. Ich habe hier schon viele Tränen fließen sehen. Aber das sind andere Tränen, keine Tränen der Trauer, sondern das sind eher Tränen der Freude ... oder das ist dann auch mal so ein Loslassen. Das ist ja auch so ein Prozess, wenn der Grabstein jetzt fertig ist, da ist ja auch was passiert. Die Leute sind dann einfach froh, wenn sie etwas haben, woran sie ihren Partner wiedererkennen. Das kann schon sein, ja."
In Hamburg hat Ole Meinecke das Steinbearbeiten gelernt, danach kam er nach Berlin. Er ist kaum teurer als die anderen Steinmetze, sagt er, nur dauert es länger, weil der Prozess der Entstehung aufwändiger ist.
"Ich mache mir Zeichnungen, Skizzen, wo man jetzt gar nicht gleich erkennen könnte, dass das ein Grabstein ist. Aber das entwickelt sich so mit der Zeit. Ich brauche dann manchmal zwei Wochen, drei Wochen, bis da etwas Konkretes entsteht. Wo ich sagen würde, das kann man jetzt in Ton modellieren, oder in Gips schnitzen und so. Und dann stelle ich das den Auftraggebern vor, dieses Modell. Und lasse den dann damit erstmal alleine. Weil es ist auch wichtig, dass man sich Zeit lässt mit diesem Modell. Ich habe das schon so oft mitgekriegt, dass die dann erstmal geguckt haben, oh, das ist aber ungewöhnlich, weiß gar nicht, und so. Und dann sage ich, ja, lassen Sie sich mal Zeit. Und ein, zwei Tage später rufen die dann an und sagen, ja, toll, genau das ist es."
Es heißt, Leute wie Ole Meinecke hätten immer mehr Aufträge. Weil der Trend weg von anonymen und entindividualisierten Bestattungen geht. Hilla Jacoby sieht im Grabstein ihres Mannes ein Zeichen ihrer Herkunft:
"Wir sind Israelis, und wir leben mit der Klagemauer im Herzen. Und er sieht aus wie ein Jerusalemstein. Ganz Jerusalem ist ja auf einer Art Stein gebaut, und wenn die Sonne drauf scheint, dann glänzt das golden, nicht. Darum heißt es das goldene Jerusalem."