Unwetter in Süd- und Westdeutschland

51 Verletzte bei "Rock am Ring"

Bei einem Gewitter sind am 03.06.2016 beim Festival «Rock am Ring» zahlreiche Zelte zu Bruch gegangen. Foto: Thomas Frey/dpa (zu dpa «Erneut heftige Unwetter - Blitz schlägt bei «Rock am Ring» ein» vom 03.06.2016) |
Eingestürzte Zelte auf dem Festivalgelände von "Rock am Ring" nach einem Gewitter am 3. Juni 2016. © Thomas Frey/dpa
Von Anke Petermann |
Das Tief "Friederike" hält sich beharrlich im Süden und Westen Deutschlands und sorgt für weitere Unwetter. Für das Musikfestival "Rock am Ring" in der Eifel hat die Polizei ihre Angaben korrigiert: Bei Blitzeinschlägen wurden 51 Menschen verletzt, 15 davon schwer.
Zwei Betroffene wurden erfolgreich reanimiert, teilte ein Polizeisprecher mit. Als Folge von Stromverletzungen kommt es zu Herzrhythmusstörungen und Muskelschwäche. Innerhalb von Sekunden war gestern Abend nach acht Uhr ein Gewitter über dem ehemaligen Flugplatz Mendig in der Eifel aufgezogen und hatte sich mit Blitzeinschlägen und Starkregen entladen. Die Konzerte auf zwei Bühnen wurden für anderthalb Stunden unterbrochen, die 90.000 Festivalbesuchter aufgefordert, das Gelände zu räumen. Über die sozialen Netzwerke, so hatte Produktionsleiter Klaus Kunzendorf dem SWR zuvor erzählt, werde als generelle Notfall-Anweisung kommuniziert,
"dass die Leute in ihre Zelte gehen, sich nicht auf Rasen, sondern auf Gummimatten, was auch immer, aufhalten, nicht an das Gestänge gehen, niedrig verhalten, nicht im Freien, nicht in der Nähe von Fahrzeugen, wenn – dann im Fahrzeug – all das wird gepostet und weitergebeben, so gut das geht."

Notfall-Anweisungen nicht praxistauglich

Aber in der Praxis geht das nicht immer gut, stellt ein Besucher im SWR fest:
"Also, so wie ich das gesehen habe, sind auch Blitze hinten im Bereich der Zeltplätze eingeschlagen."
Starkregen schwemmte Zelte zudem weg, so dass Besucher keinen Unterschlupf hatten. Die Rettungswagen kamen nur schwer durch das schlammige Gelände.

Neue Gewitter im Westen und Süden

Auch heute kann es in der Eifel wie im gesamten Westen und Süden Deutschlands zu Gewittern mit Starkregen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter kommen. Genau lokalisieren lässt sich das nicht. Spekulationen über einen Abbruch von "Rock am Ring" bestätigte der Veranstalter nicht, er warnt aber vor weiteren Unwettern ab heute und morgen Nachmittag mit schweren Sturmböen, Hagel und Blitzen. Die ersten Besucher haben kapituliert:
"Ich hab' eigentlich gar keinen Bock, vom Blitz getroffen zu werden, deswegen gehen wir."
"Ja!"
In Stuttgart wurde wegen der Gewittergefahr ein anstehendes Festival vor Beginn auf Ende Juli verlegt.

Viele freiwillige Helfer im süddeutschen Katastrophengebiet

In den Hochwasserregionen von Baden-Württemberg und Niederbayern gehen die Aufräumarbeiten schrittweise weiter. Außer den Kräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk beteiligen sich viele Freiwillige aus den Nachbarregionen. Gestartet ist auch die psychologische Krisenintervention für Geschädigte und Rettungskräfte, die teilweise Leichen aus dem Wasser bargen. Am frühen Nachmittag will sich der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer im niederbayrischen Simbach am Inn über die Lage informieren. Gestern wurden dort je 1500 Euro an Soforthilfe an rund 700 Menschen ausgezahlt. Auch heute stehen wieder Hunderte von Hochwassergeschädigten an, um sich registrieren zu lassen.
In Schwäbisch-Gmünd, 50 Kilometer östlich von Stuttgart, rutschte am Morgen ein Hang ab. Aus sechs Wohnhäusern wurden zwei Dutzend Bewohner evakuiert. Geologen begutachten das Gebiet. Nach Hangrutschen wurden auf den Autobahnen A8 bei Pforzheim und A6 bei Ludwigshafen Spuren gesperrt. Die Reparaturarbeiten dürften den Verkehr längerfristig behindern.
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