Uraufführung "Heart Chamber" in Berlin

Chaya Czernowins Oper über die Liebe

Ein Mann und eine Frau stehen Rücken an Rücken und schauen in die Ferne.
ER (Dietrich Henschel) und SIE (Noa Frenkel) müssen mit ihrer intensiven Begegnung umgehen. © Deutsche Oper Berlin / Michael Trippel
Moderation: Stefan Lang |
Chaya Czernowin zielt mit ihrem neuen Werk "Heart Chamber" mehrfach ins Innerste. Sie stellt sich dabei in die Tradition der Oper, die schon immer große Gefühle thematisierte. Mit ihrem Werk erforscht sie die Liebe im 21. Jahrhundert.
Die Liebe ist der Mittelpunkt. Und das schon seit der ersten Oper, die im frühbarocken Zeitalter in Italien entstand. Diese emotionale Triebkraft ist auch Thema des neuen Werkes der israelischen Komponistin Chaya Czernowin.

Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen wir nur einen kleinen Ausschnitt der Oper online zum Nachhören anbieten.

Sie stellt eine sich entwickelnde Liebesbeziehung zweier Menschen ins Zentrum von "Heart Chamber" und die Kräfte, die daraus hervorgehen. Zwei Menschen begegnen sich zufällig, "ER" und "SIE", wie die Rollen benannt sind, auf der Wilmersdorfer Straße in Berlin. Als ihr etwas herunter fällt, kommt es zu einem kurzen, ersten Kontakt.
Auf einer Bühne ist eine riesige Treppe zu sehen, auf der Menschen hoch- und runtergehen.
ER (Dietrich Henschel) und SIE (Noa Frenkel) hätten auch einfach aneinander vorbei gehen können.© Deutsche Oper Berlin / Michael Trippel
Beide pendeln von nun an zwischen Anziehung und Abstoßung, zwischen der Sehnsucht, miteinander zu verschmelzen, und dem Wunsch nach Unabhängigkeit. Zu den beiden Figuren gesellt sich die jeweils ihre innere Stimme.

Kammerflirren

Die "Herzkammer" ist jenes wichtige Organ, das in besondere Bewegung und Aktion kommt, wenn es um die großen Gefühle geht. Diese Auswirkungen sind sogar medizinisch messbar. Welche emotionalen Auswirkungen folgenb darauf?
Eine Frau läuft flüchtend eine große Treppe hinauf.
SIE (Noa Frenkel) muss sich zwischen Zweisamkeit oder Unabhängigkeit entscheiden.© Deutsche Oper Berlin / Michael Trippel
Chaya Czernowin hat den Text für ihre Oper selbst verfasst. Sie zeigt dem Zuschauer, was nach dem Moment des Verliebens möglich ist. Was steht zwischen ihnen, welche Verwandlung wird innerlich angestoßen, welche Verunsicherung greift um sich, wenn beide beim Aufeinandertreffen ein inneres Beben verspüren: "Was heißt dieses Zittern? Was heißt diese Tiefe?"
Die Oper entwirft einen kammermusikalischen Klangraum. Neben den beiden Hauptfiguren und ihren inneren Stimmen, gibt es ein Orchester im Graben und einzelne Musiker im Proszenium links wie rechts. Die Elektronik setzt schließlich da ein, wo die Instrumente nicht mehr hinkommen.
Eine Frau steht an einer Bar, die von vielen Pärchen umgeben ist.
SIE (Noa Frenkel) entdeckt plötzlich überall Paare.© Deutsche Oper Berlin / Michael Trippel
Musikalisch aber setzt sich das Werk vollkommen vom üblichen Opernbetrieb ab. Hier ist all das gebrochen, was sonst auf der Bühne geboten wird: keine Melodie, keine Harmonik, kein Rhythmus. Alles schient fragmentiert - Musikgeschichte in Spuren.
In der Sendung ist die Dramaturgin der Produktion Dorothea Hartmann zu Gast, ebenso kommen die Komponistin Chaya Czernowin und der Dirigent Johannes Kalitzke zu Wort.
Zudem stellt Julia Kaiser die Schulinitiative "Rhapsody goes Opera" vor, die auch von der Deutschen Oper Berlin unterstützt wird:
Aufzeichnung vom 15. November 2019 in der Deutschen Oper Berlin
Chaya Czernowin
Heart Chamber
Oper auf einen Text von Chaya Czernowin
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