Uraufführung von Mozarts "Zauberflöte"

Meisterwerk oder Machwerk?

Ein bisher unbekanntes angebliches Mozart-Porträt ist in der Berliner Gemäldegalerie entdeckt worden. Das 80 mal 62 Zentimeter große Ölgemälde von Johann Georg Edlinger ist wahrscheinlich während Mozarts letztem Aufenthalt in München 1790 entstanden.
Ein Mozart-Porträt, das in der Berliner Gemäldegalerie entdeckt wurde. © picture alliance / dpa / Staatliche Museen zu Berlin
Von Michael Stegemann |
Hübsche Musik, aber eine allzu alberne Geschichte: Das war die Meinung vieler Besucher und Kritiker, als sie vor 225 Jahren das erste Mal "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart sahen und hörten.
"Heute – Freitag, den 30. September 1791 – werden die Schauspieler in dem kaiserlich-königlich privilegierten Theater auf der Wieden die Ehre haben aufzuführen – zum ersten Male."
"Die Zauberflöte. Eine große Oper in zwei Akten, von Emanuel Schikaneder. Die Musik ist von Herrn Wolfgang Amadé Mozart, Kapellmeister und wirklicher K. K. Kammerkompositeur."
Es geht um einen verliebten Prinzen, Tamino. Und es geht um eine entführte Prinzessin, Pamina. Auf der einen Seite naive Volkstümlichkeit – verkörpert durch Papageno. Auf der anderen Seite abgrundtiefe Mystik – wie im Gesang der beiden Geharnischten.
Eines steht neben dem anderen: Auf die höchsten Sopran-Höhen der Königin der Nacht - folgen die tiefsten Bass-Tiefen des Sonnenpriesters Sarastro. Und dann gibt es auch noch drei Damen, drei Knaben und einen Mohren namens Monostatos.
"Die Musik und das Dekor sind hübsch, der Rest eine unglaubliche Farce."
"Die neue Maschinenkomödie, mit Musik von unserm Kapellmeister Mozart, die mit großen Kosten und vieler Pracht in den Dekorationen gegeben wird, findet den gehofften Beifall nicht, weil der Inhalt und die Sprache des Stücks gar zu schlecht sind."
Zwei Berichte über die Uraufführung der "Zauberflöte", die dann doch bald zu einem gewaltigen Erfolg wurde – den Mozart nicht mehr erlebt hat: Er starb knapp zehn Wochen nach der Premiere.
Machwerk oder Meisterwerk
Schon früh schieden sich an der "Zauberflöte" die Geister – selbst unter "Mozartianern". Georg Wilhelm Friedrich Hegel hielt sie für ein "Machwerk", Johann Wolfgang von Goethe für ein Meisterwerk. Es gibt wohl kein anderes Werk der Operngeschichte, das so oft, so divergent, so spekulativ und so vielschichtig gedeutet wurde und wird wie die "Zauberflöte". Keines aber auch, das so hartnäckig und gelassen allen geschriebenen und inszenierten Interpretationen zu widerstehen scheint.
Königin und Priester, Frau und Mann, Körper und Seele, oben und unten, Nacht und Tag, Feuer und Wasser, Hass und Liebe, Rache und Verzeihung, Tod und Leben, böse und gut, wilde Natur und gefügter Tempelbau: Die "Zauberflöte" präsentiert ein Weltbild der Widersprüche und Gegensätze. Aber muss man ihre Rätsel überhaupt lösen? Wer immer das Werk hört oder sieht – oft genug war und ist es ja die allererste Begegnung mit der magischen Welt der Oper –, der kann sich jedenfalls ohne weiteres dem Diskurs der Deutungen entziehen; das Stück "funktioniert" als eindimensional-kindgerechtes Märchenspiel genauso gut wie als hoch-artifizielles Initiationsritual der Geheimlehren von Freimaurern oder Illuminaten – und das ist das eigentliche Mysterium der Zauberflöte, bis heute und für immer.
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