Uraufführung vor 275 Jahren

Händels "Messias" begeistert in Dublin

Eine Statue von Georg Friedrich Händel in seiner Geburtsstaat Halle an der Saale.
Händel-Denkmal in seiner Geburtsstaat Halle an der Saale. © imago/Westend61
Von Michael Stegemann |
Es hätte nicht viel gefehlt, und das wohl berühmteste Oratorium der Musikgeschichte hätte es gar nicht gegeben. Georg Friedrich Händel ließ sich erst auf die Idee zum "Messias" ein, als ihn eine Einladung nach Dublin erreichte. Dort begann am 13. April 1742 der beispiellose Siegeszug des Werkes.
Eigentlich hatte sich der 56-jährige, gicht-kranke und von mehreren Misserfolgen frustrierte Georg Friedrich Händel vorgenommen, sich zu schonen und für die neue Saison kein neues größeres Werk zu schreiben. Doch im Juli 1741 bedrängte ihn sein alter Librettisten-Freund Charles Jennens mit einem neuen Oratorien-Projekt. In einem Brief heißt es dazu:
"Ich hoffe, Händel wird sich überreden lassen und sein ganzes Genie und seinen ganzen Eifer daran setzen, dass dieses Werk größer wird als alle anderen Werke, die er bisher geschaffen hat. Denn auch das Thema ist größer als alle anderen Themen: der Messias."
Händel weigerte sich freilich entschieden, ein neues Werk zu schreiben – und schon gar nicht für London, wo seine letzte Oper "Deidamia" gerade durchgefallen war. Dann aber kam eine Einladung nach Dublin, mit einem Auftrag für ein neues großes Werk. Und plötzlich ging alles ganz schnell: In nur 24 Tagen war das neue Oratorium fertig – 259 Partiturseiten mit insgesamt 53 Musiknummern.

Begeistertes Publikum in Dublin

Charles Jennens war als Textdichter des Werkes alles andere als glücklich.
"Es war schon eine bittere Enttäuschung für mich, dass er den 'Messias' nicht hier bei uns aufführen ließ, sondern ihn mit nach Irland nahm."
Wo das Oratorium am 13. April 1742 in der Dubliner Music Hall in der Fishamble Street uraufgeführt wurde – ein Benefizkonzert zu Gunsten dreier Wohltätigkeitsstiftungen.
Nach sechs sensationell erfolgreichen Subskriptionskonzerten, die Händel bereits gegeben hatte, war der Ansturm so gewaltig, dass die Dubliner Zeitung den Damen eigens riet, keine modischen Reifröcke zu tragen, damit mehr Publikum in den Saal passte. Am Ende waren es rund 700 Zuhörer, die staunend und begeistert das neue Werk erlebten.

Ein Oratorium ohne Handlung

"Messiah" ist ein Oratorium ohne Handlung. Die drei Teile – "Verheißung des Messias und Geburt Jesu", "Passion und Auferstehung" und "Erlösung" – hatte Jennens ausschließlich aus (zumeist alttestamentarischen) Bibelstellen kompiliert, die das Geschehen eher reflektieren als darstellen: ein absolutes Novum. Das hinderte Händel nicht daran, in den Arien alle Register seiner Opernerfahrung zu ziehen.
Entsprechend groß war die Wirkung, wie der "Dublin News-Letter" berichtete:
"Dieses Oratorium übertrifft bei weitem alles, was je in dieser Art in diesem oder einem anderen Königreich aufgeführt worden ist. Worte vermögen die Ergriffenheit des Publikums nicht auszudrücken."
Die Londoner Premiere ein Jahr später wurde relativ kühl aufgenommen; einige Kritiker sprachen sogar von "Blasphemie". Aber noch zu Händels Lebzeiten wurde "Messiah" zu seinem meistgespielten Oratorium. Nachdem die Uraufführung in Dublin noch relativ klein besetzt gewesen war, wuchsen die Chöre und Orchester proportional zum Erfolg des "Messias" – bis hin zu einer Aufführung im Londoner Crystal Palace, bei der 1857 2.000 Sänger und 500 Musiker mitwirkten.
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