Urgestein und Vordenker
Charakteristisch für den Filmproduzenten Günter Rohrbach ist sein untrüglicher Instinkt für Qualität. In den siebziger Jahren zeigte er beispielsweise die amerikanische Serie "Holocaust" im deutschen Fernsehen. Er setzte auf Filme wie "Berlin Alexanderplatz" und "Das Boot". Passend zu seinem anstehenden 80. Geburtstag ist nun eine Sammlung seiner Texte erschienen.
Ohne ihn wären "Berlin Alexanderplatz", "Das Boot", "Schtonk" und "Ödipussi" nie entstanden, auch Filme wie "Aimée und Jaguar", "Go Trabi go", "Die Apothekerin", "Die Bubi Scholz Story" und "Die weiße Massai" sind von ihm produziert worden. Günter Rohrbach ist seit fast fünfzig Jahren Filmproduzent und als Präsident der Deutschen Filmakademie eine der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Branche.
Er ist ein Urgestein, ein Vordenker unter den Profis, ein Debattenführer und geschickter Lobbyist, dessen lange Werkliste für die kurvige Entwicklung des deutschen Kinos und dessen schwierige Beziehung zum Fernsehen steht.
Anfangs war Günter Rohrbach Fernsehredakteur und -produzent und förderte den radikal experimentellen Autorenfilm, später als Chef der Münchener Bavaria Film brachte er aktionsgeladene Historiendramen und Komödien auf den Weg. Heute im Unruhestand produziert er seine Wunschprojekte auf eigenen Namen: Literaturverfilmungen, schicksalhafte Frauengeschichten, große Publikumsfilme. Zu seinem 80. Geburtstag am 23. Oktober startet beispielsweise "Anonyma - Eine Frau in Berlin", im Dezember folgt die neu produzierte Fontane-Adaption "Effi".
Günter Rohrbachs Beruf hat in Deutschland nur ausnahmsweise mit Glamour zu tun, viel dagegen mit dem Dilemma, die eigenen Traumfilme durch ein Fördersystem zu boxen und erst nach Jahren einem launischen Publikum präsentieren zu können. Einer wie er plädiert natürlich für Subventionen, ohne die es nur Hollywood-Blockbuster gebe, fragt aber lange vor den möglichen Trends, welche Themen Kinoqualität haben, welche Erzählweisen und Darsteller den Zeitgeist treffen könnten.
In den siebziger Jahren zeigte er beispielsweise die amerikanische Serie "Holocaust" im Fernsehen und schuf damit eine Welle der Aufmerksamkeit für die "unbewältigte Vergangenheit". Jüngst rieb sich die Öffentlichkeit an einem seiner Pamphlete, als er den Filmkritikern vorwarf, sie beurteilten "Das Parfüm" zu schlecht, den kleinen Dokumentarspielfilm "Sehnsucht" zu gut.
Man kann sich an Günter Rohrbachs Meinungen reiben, seine Ansichten zu den Krisen in Kino und Kultur in Zweifel ziehen - trockener Stoff sind sie nicht. Zeitlebens verließ sich der in Neunkirchen geborene Saarländer, der Germanistik und Theaterwissenschaft studierte und vor seiner Fernsehzeit am Theater und für Zeitungen arbeitete, auf sein journalistisches Talent.
Mit lakonisch präzisen, oft polemischen Kommentaren, mit Filmkritiken, programmatischen Reden und persönlichen Würdigungen greift er bis heute in öffentliche Debatten ein. Er reagierte auf Martin Walsers Klage von der "unaufhörlichen Präsentation unserer Schande" in den deutschen Medien und plädierte dafür, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Was "Deutschsein" bedeutet, auch in Absetzung vom Hollywood-Kino, beschäftigt den liberalen Intellektuellen immer wieder.
Rund sechzig seiner Artikel hat der Herausgeber Hans Helmut Prinzler für den Band "In guter Gesellschaft" ausgewählt, nach Themen geordnet, mit Erläuterungen zum Kontext und einem persönlichen Nachwort versehen. Anstelle einer Autobiografie ist so eine kleine, gut lesbare Kultur- und Mediengeschichte entstanden, in der einer der mächtigsten Insider des deutschen Films Stellung bezieht.
Rezensiert von Claudia Lensen
Günter Rohrbach: In guter Gesellschaft - Texte über Film und Fernsehen
Herausgegeben von Hans Helmut Prinzler und der Deutschen Filmakademie
Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2008
360 Seiten, 24,00 Euro
Er ist ein Urgestein, ein Vordenker unter den Profis, ein Debattenführer und geschickter Lobbyist, dessen lange Werkliste für die kurvige Entwicklung des deutschen Kinos und dessen schwierige Beziehung zum Fernsehen steht.
Anfangs war Günter Rohrbach Fernsehredakteur und -produzent und förderte den radikal experimentellen Autorenfilm, später als Chef der Münchener Bavaria Film brachte er aktionsgeladene Historiendramen und Komödien auf den Weg. Heute im Unruhestand produziert er seine Wunschprojekte auf eigenen Namen: Literaturverfilmungen, schicksalhafte Frauengeschichten, große Publikumsfilme. Zu seinem 80. Geburtstag am 23. Oktober startet beispielsweise "Anonyma - Eine Frau in Berlin", im Dezember folgt die neu produzierte Fontane-Adaption "Effi".
Günter Rohrbachs Beruf hat in Deutschland nur ausnahmsweise mit Glamour zu tun, viel dagegen mit dem Dilemma, die eigenen Traumfilme durch ein Fördersystem zu boxen und erst nach Jahren einem launischen Publikum präsentieren zu können. Einer wie er plädiert natürlich für Subventionen, ohne die es nur Hollywood-Blockbuster gebe, fragt aber lange vor den möglichen Trends, welche Themen Kinoqualität haben, welche Erzählweisen und Darsteller den Zeitgeist treffen könnten.
In den siebziger Jahren zeigte er beispielsweise die amerikanische Serie "Holocaust" im Fernsehen und schuf damit eine Welle der Aufmerksamkeit für die "unbewältigte Vergangenheit". Jüngst rieb sich die Öffentlichkeit an einem seiner Pamphlete, als er den Filmkritikern vorwarf, sie beurteilten "Das Parfüm" zu schlecht, den kleinen Dokumentarspielfilm "Sehnsucht" zu gut.
Man kann sich an Günter Rohrbachs Meinungen reiben, seine Ansichten zu den Krisen in Kino und Kultur in Zweifel ziehen - trockener Stoff sind sie nicht. Zeitlebens verließ sich der in Neunkirchen geborene Saarländer, der Germanistik und Theaterwissenschaft studierte und vor seiner Fernsehzeit am Theater und für Zeitungen arbeitete, auf sein journalistisches Talent.
Mit lakonisch präzisen, oft polemischen Kommentaren, mit Filmkritiken, programmatischen Reden und persönlichen Würdigungen greift er bis heute in öffentliche Debatten ein. Er reagierte auf Martin Walsers Klage von der "unaufhörlichen Präsentation unserer Schande" in den deutschen Medien und plädierte dafür, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Was "Deutschsein" bedeutet, auch in Absetzung vom Hollywood-Kino, beschäftigt den liberalen Intellektuellen immer wieder.
Rund sechzig seiner Artikel hat der Herausgeber Hans Helmut Prinzler für den Band "In guter Gesellschaft" ausgewählt, nach Themen geordnet, mit Erläuterungen zum Kontext und einem persönlichen Nachwort versehen. Anstelle einer Autobiografie ist so eine kleine, gut lesbare Kultur- und Mediengeschichte entstanden, in der einer der mächtigsten Insider des deutschen Films Stellung bezieht.
Rezensiert von Claudia Lensen
Günter Rohrbach: In guter Gesellschaft - Texte über Film und Fernsehen
Herausgegeben von Hans Helmut Prinzler und der Deutschen Filmakademie
Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2008
360 Seiten, 24,00 Euro