Die Renaissance des Oskar Schlemmer
Aufgrund schwieriger Nachlass-Fragen war das Werk des Malers, Bildhauers und Bühnenbildners Oskar Schlemmer lange Zeit kaum zu sehen. Der Kurator und Kunsthistoriker Wulf Herzogenrath über die Chancen seiner Wiederentdeckung 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers.
Der deutscher Maler, Bildhauer und Bühnenbildner Oskar Schlemmer ist zurück im Kunstrampenlicht. Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt derzeit eine große Retrospektive. Aufgrund von Erbstreitigkeiten und unzähligen juristischen Scharmützeln seitens des Enkels von Oskar Schlemmer, war dessen Werk fast 17 Jahre lang praktisch nicht mehr zu sehen, erklärte der Kunsthistoriker und Bauhaus-Experte Wulf Herzogenrath im Deutschlandradio Kultur.
"Es ist so irgendwie irrsinnig wie ein Millionär nicht mal die Fifty-Fifty-Regelung einhalten kann. Es ist wirklich abstrus und die Kunstwelt hat sich einfach zurückgezogen - und damit ist der Großvater Oskar Schlemmer einfach aus dem Blickwinkel gefallen."
Jetzt ist Oskar Schlemmer seit 70 Jahren tot und das Urheberrecht damit erloschen.
"Wir alle in der engeren Kunstszene haben ja so richtig hingefiebert auf diese Ausstellung, dass nun endlich einmal wieder das ganze Werk zu sehen war, und auch die Publikation, der Katalog, all das nun normal abläuft ohne solche Beeinträchtigungen."
Wulf Herzogenrath ist überzeugt, dass der Künstler Oskar Schlemmer nun eine Renaissance erleben wird, da er so unglaublich vielfältig sei.
"Gerade das, was wir in der Kunst der letzten 10, 15 Jahre auch sehen, dass Tanz, Performance, Körper, Raum, Teile des künstlerischen Lebens geworden sind - ein Künstler wie Tino Seghal, der den Goldenen Löwen in Venedig bekommen hat -, ist ohne einen Schlemmer als Vater, Großvater auch nicht zu denken."
Insofern sei das nun geballt zu entdeckende Werk auch für jüngere Künstler interessant.