Ein unermüdlicher Kämpfer für Frieden in Nahost
Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery setzte sich für die Aussöhnung mit den Palästinensern ein und bekam 2011 dafür den Alternativen Nobelpreis. Nun ist er mit 94 Jahren in Tel Aviv gestorben.
Der israelische Menschenrechtler Uri Avnery ist in der Nacht in Tel Aviv gestorben. Der 94-Jährige hatte Anfang des Monats einen Schlaganfall erlitten und lag seither im Krankenhaus. Avnery setzte sich jahrzehntelang für eine Lösung des Nahostkonflikts und war deshalb in Israel umstritten.
Typischer Jecke
"Uri Avneri war, wenn man so will, der typische Jecke, also der Deutsche der nach Palästina eingewandert ist", sagte Redakteur Hans-Joachim Wiese, der mehrere Jahre als Israel-Korrespondent tätig war im Deutschlandfunk Kultur. Uri Avnery wurde am 10. September 1923 als Helmut Ostermann im westfälischen Beckum geboren. Mit zehn Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Palästina aus. 1948 kämpfte er im ersten Nahostkrieg, wo er schwer verwundet wurde.
In Israel habe Avnery als Jecke keinen leichten Stand gehabt, sagte Wiese. Ihm sei sein Deutschtum gewissermaßen vorgeworfen worden, wie vielen anderen Einwanderern aus Deutschland auch. Politisch wandelte sich Avnery vom kämpferischen Zionisten zum Friedensaktivisten, schilderte Wiese das Wirken des Vertorbenen, der 1993 die Menschenrechtsgruppe Gusch Schalom ("Friedensblock") gründete. Auch als Parlamentsabgeordneter setzte er sich nach 1965 für die Zwei-Staaten-Lösung ein. Zuletzt hatte Avnery gegen das kürzlich verabschiedete Nationalitätengesetz protestiert.
In Israel ernete er auch Hass und Ablehnung
"Er war nicht nur umstritten, er war sogar verhasst und ist es auch sicherlich weiterhin nach seinem Tod", sagte Wiese. Das gelte für die Siedler, rechtsradikale Israelis und Anhänger einer Vertreibung der Palästinenser. Wiese erinnerte daran, dass Avnery vor einigen Jahren sogar Opfer eines Attentats war, bei dem er mit einem Messer attackiert und schwer verletzt wurde.
Gemeinsam mit seiner Frau Rachel erhielt Avnery 2001 den Alternativen Nobelpreis für die Gründung von Gusch Schalom. Die Lehrerin und Fotografin starb bereits 2011. (gem)