Urlaub in Corona-Zeiten – Wohin geht die Reise?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Tourismus-Expertin Claudia Brözel und dem Fernsehjournalisten Andreas Ewels. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 oder per E-Mail: gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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Wohin geht die Reise?
81:00 Minuten
Sommer – Sonne – Urlaub: Wohin soll die Reise in diesem Jahr gehen? Viele Länder lockern die Einreisebedingungen für Touristen. Also nichts wie weg? Oder bleiben wir doch lieber in heimischen Gefilden? Verändert sich unsere Art des Reisens?
Endlich mal wieder Urlaub! Viele Menschen sehnen sich in dieser Corona-Zeit nach Erholung, viele treibt das Fernweh. Aber trauen wir uns nach all den Monaten mit Lockdown, Kontakt- und Reisebeschränkungen wieder in die weite Welt? Oder bleiben wir – wie 2020 – hauptsächlich im eigenen Land?
"Das Reisen wird sich sehr stark verändern"
"Das Reisen wird sich sehr stark verändern", sagt Claudia Brözel, Professorin für Tourismusmanagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. "Wenn ich vorher nur einen Pass gebraucht habe, brauche ich jetzt vielleicht eine Impfung, einen Test oder einen europäischen Impfpass. Die Bedingungen des Reisens werden komplexer werden; und das wird dazu führen, dass wir nicht mehr so einfach reisen können, wie wir das vorher gewohnt waren."
"Menschen reisen, wenn sie sich sicher fühlen", sagt Brözel. Das gelte besonders in Pandemie-Zeiten. Darauf stellten sich viele Ziele und Veranstalter auch ein, mit Hygienekonzepten und Corona-Absicherungen im Falle einer Infektion.
Corona könne aber auch eine Chance für mehr Nachhaltigkeit beim Reisen sein, so die Tourismus-Expertin. Vor der Pandemie hätten viele Ziele unter einem erdrückenden Besucheransturm gelitten, mit massiven Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung, auf Ressourcen und die Natur.
Diese Zeiten des "Overtourism" könnten vorbei sein – wenn alle bereit seien, umzusteuern. "Wir können unser Reiseverhalten ändern. Es ist ein wahnsinniger Luxus, den wir uns da geleistet haben."
"Ich glaube, dass das ganze Schwungrad des Tourismus wieder in Gang kommen wird", sagt Andreas Ewels, Autor, Filmemacher und Regisseur für Natur- Umwelt und Reisereportagen beim ZDF. In einer seiner letzten Sendungen hat er sich mit dem Tourismus nach Corona beschäftigt.
Seine Prognose: "Vielleicht wird es eine kleine Gruppe geben, die gelernt hat, dass die Natur vor der Haustür auch schön ist." Aber wenn die ersten Unsicherheiten überwunden seien, werden viele wieder zu den alten Reisegewohnheiten zurückkehren. "Ich würde mir wünschen, dass die Leute bewusster reisen. Wenn sie sich erholen wollen, dann reicht es doch, wenn man regional reist. Dafür braucht man nicht nach Dubai zu fliegen."
Den Tourismus steuern geht nur über Geld
Die Frage sei: "Wie schaffen wir es, dass die Leute nicht alle geballt irgendwohin fahren? Muss ich zu der Jahreszeit, wo alle dorthin fahren, auch dieses Ziel ansteuern? Venedig hat einen ganz anderen Charme im Winter, das gilt auch für Brügge. Im Sommer hat man doch das Gefühl, man steht in einer Kulisse von Disney. Und im Winter erleben Sie das Altertum, die Mauern atmen", so Andreas Ewels, der auch Gründer und Leiter der "Natourale" ist, einem Festival für Natur-, Tourismus-und Umweltfilme, das alle zwei Jahre in Wiesbaden stattfindet.
"Menschen werden nur das schützen, was sie kennen und achten, darum sind Reisen und Entdeckergeist so wichtig", betont er. "Dies muss aber sorgsam und nachhaltig geschehen, damit wir beim Kennenlernen nicht alles zerstören. Wir haben nur einen Planeten." Letztlich helfe wahrscheinlich nur ein Mittel, der Tourismus müsse gesteuert werden. Und das gehe nur über das Geld.
(sus)