Warum sind Sie literarisch eine "chronische Spurwechslerin"?
Die Schriftstellerin Ursula Krechel wurde für ihren Roman "Landgericht" bekannt, in dem sie das Schicksal deutscher Juden im Exil und ihre Rückkehr nach Deutschland beschreibt. Doch Krechel lässt sich nicht auf nur ein Genre festlegen.
Die Schriftstellerin Ursula Krechel spricht von sich als einer "chronischen Spurwechslerin", denn sie schreibt Lyrik und Hörspiele, Romane und Essays, Erzählungen, Theaterstücke und Radiofeatures. Einem breiten Publikum bekannt wurde sie, als sie vor drei Jahren für ihren Roman "Landgericht" den Deutschen Buchpreis erhielt. In "Landgericht" wie in dem Roman "Shanghai fern von wo" thematisiert Ursula Krechel das Schicksal deutscher Juden im Exil und ihre Rückkehr nach Deutschland.
Von Frauenthemen zu Menschheitsthemen
Literarisch ist sie eine chronische Spurwechslerin. So war zum Beispiel ihr Schreiben anfangs noch sehr stark von der Frauenbewegung beeinflusst. Inzwischen habe sich ihr Blick verlagert: von einem bestimmten menschlichen Thema auf Menschheitsthemen insgesamt.
"Mir war es notwendig, nachdem bestimmte Aussagen gemacht worden waren, sich zu differenzieren, eben auch durchzuspielen im Kopf: Was wäre, wenn ich von einer anderen Position an dieses selbe Phänomen herangehe? Was wäre, wenn ich auf die andere Seite ginge?"
Ursula Krechel schreibt auch fürs Radio und schätzt das Medium sehr, weil es Stimmen Raum gebe und sich auf ein Sinnesorgan konzentriere: "Ästhetik ist für mich sehr viel auch Akustik."