Ursula Prutsch: Eva Perón. Leben und Sterben einer Legende. Eine Biographie
C.H. Beck Verlag, München 2015
240 Seiten, 14,95 Euro, auch als E-Book
Vom Model zur Polit-Ikone
Eva Perón starb mit 33 Jahren und wäre wohl längst vergessen – wenn Musical und Film sie nicht zur Legende gemacht hätten, glaubt Ursula Prutsch. In ihrer Biografie schildert sie den Weg der argentinischen Schauspielerin zur bis heute umstrittenen politischen Ikone.
Sie beschreibt die Peróns als ein provokant modernes und zugleich autoritär konservatives Paar. Beide sind soziale Aufsteiger, uneheliche Kinder aus der Provinz: er, ein zum Politiker gewordener Militär, und sie, eine zur Stilikone gewandelte Schauspielerin.
Beider machtpolitische Stunde kam, als die Armen ihretwegen erstmals zur Plaza de Mayo vor Kathedrale und Präsidentenpalast marschierten, ins elegante Zentrum von Buenos Aires, wo bis dahin nur die Mittel- und Oberschicht verkehrte. Das war im Oktober 1945. Wenig später wurde Juan Perón zum Präsidenten gewählt.
Er war ein Charismatiker und Autokrat, der sich ideologisch auf einem dritten Weg zwischen links und rechts bewegen wollte, der den Massen zu Munde redete und dabei die Eliten nicht verprellte, seinen Gegnern aber als faschistoid galt.
Loyale Ehefrau und fanatische Sozialrevolutionärin
Seine junge Ehefrau gab sich als loyale Anhängerin wie auch als fanatische und ehrgeizige Sozialrevolutionärin an seiner Seite. Sie unterstützte arme Leute und ihr genehme Gewerkschaften. Sie attackierte in ihren Reden die Privilegierten und stellte ihren Kritikern unversöhnlich nach.
Die Historikerin an der Universität München portraitiert eine schillernde Figur, die ihre Biografie, ihre Auftritte, ihre soziale Arbeit propagandistisch in Szene setzt, zugleich aber nur Initiativen und Organisationen duldet, die von ihr gefördert werden.
Ein politisches Ehepaar
Konservativ erscheint sie, weil sie Einstellung und Lebensstil einer reichen High Society pompös nachahmte, die sie andererseits verachtete. Und provokant, weil sie diese Eliten gemeinsam mit ihrem Mann brüskiert. Und modern, weil sie mit Tabus brach.
Für damalige Zeiten ungewöhnlich, traten die Eheleute Perón als politisches Paar auf, ließen Kameras in ihr Privatleben schauen - und wussten zudem, Populismus wie Macht skrupellos zu nutzen.
Eva Perón stirbt mit 33 Jahren an Krebs. Kurz darauf muss Juan Perón abdanken. Beide aber leben politisch weiter durch den anhaltenden verbissenen Streit ihrer Anhänger und Gegner. Denen geht es um die Legende, das richtige oder falsche Andenken zweier Personen an der Spitze Argentiniens, weniger um politische Ideen.