Auf die jahrzehntelangen Bindungen verwies auch der Geschäftsführer des Deutschen Musikverlegerverbandes, Heinz Stroh, in unserer Sendung "Fazit". Audio Player
"Eine falsche Entscheidung"
Die Verwertungsgesellschaft GEMA darf keine Einnahmen mehr anteilig an Musikverlage ausschütten, sondern nur noch an die Musiker. Dieses Urteil des Berliner Kammergerichts empört den Musik-Verleger Thorsten Seif: Es gehe an der Realität vorbei.
Thorsten Seif, Mitinhaber und einer der Geschäftsführer des Musikverlags "Tod’s & Fred’s", sagt, das Gerichtsurteil entspreche nicht der "Praxis, wie gearbeitet" werde: "Es spiegelt eben gar nicht die Konstellation wider, wie es in der Realität aussieht in diesem Gefüge Musikverlag, GEMA, Urheber. Deshalb finde ich das eine falsche Entscheidung."
"Seit 40, 50 Jahren normale Praxis"
Tatsächlich gingen Musiker bewusst zu Musikverlagen, um sich von ihnen ihre Rechte vertreten zu lassen und von der Bürokratie befreit zu werden. Das sei auch in den Verträgen mit den Urhebern verankert: "Die Urheber erklären sich ja auch bereit, dass die Verlage das Geld von der GEMA direkt kassieren. Das ist seit 40, 50 Jahren normale Praxis."
Die GEMA selbst sei zwar eine riesige "bürokratische Maschine", bemühe sich allerdings auch um sachgemäße Arbeit und eine gerechte Verteilung der Gelder. Seif bezweifelt, ob das Gefüge zwischen GEMA, Musikern und Verlagen grundsätzlich erneuert werden muss: "Ich habe das Gefühl, dass es so, wie es ist, erstmal grundsätzlich gar nicht so falsch ist."