Kein Wandel in Kuba ohne Annäherung
Die USA haben wieder eine Botschaft auf Kuba. John Kerry reiste zur Eröffnung an, als erster Außenminister seines Landes seit 70 Jahren. Aber dies ist nicht der Mauerfall, kommentiert Anne-Katrin Mellmann. Von Reformen auf Castros Insel spreche derzeit niemand.
Kerry kommt nach Kuba und bringt gravierende Veränderungen, gar den Wandel durch Annäherung? Glaubt das wirklich irgendjemand?
Wenige Stunden vor seinem Besuch fand direkt vor der US-Botschaft, auf der Antiimperialistischen Tribüne, eine Geburtstagsparty für den jetzt 89-jährigen Revolutionsführer Fidel Castro statt. Das war eine Machtdemonstration der kommunistischen Partei- und Staatsführung, die mit Sicherheit nicht zufällig an diesem Ort stattfand.
Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Kuba ist historisch, kein Zweifel. Unbestritten auch, dass viele Kubaner damit die Hoffnung verbinden, dass sich ihre Lebensverhältnisse verbessern, weil mehr Dollar ins Land kommen und weil das US-Embargo gelockert wird.
Das Modell soll nur "aktualisiert" werden
Politische Veränderungen im Land wird es vorerst aber nicht geben. Das Modell wird aktualisiert, darauf liegt die Betonung. Von Reformen spricht niemand.
Das ist nicht der Mauerfall. Die Montagsdemo ist hier eine Sonntagsdemo, nicht mit 100.000, sondern mit höchstens 100 Teilnehmern.
Zum ersten Mal haben sie, die Vertreter der kubanischen Opposition, am Sonntag gegen die US-Regierung demonstriert. Weil sie fürchten, dass die Annäherung an das System es zugleich festigt. Demonstrationen gegen US-Regierungen waren bislang Angelegenheit des kubanischen Staates. Ein Treppenwitz der Geschichte.
Trotzdem, historisch ist der Besuch des Außenministers: Denn nach 70 Jahren kommt zum ersten Mal wieder einer nach Kuba. Miami ist nur 90 Meilen entfernt.
Kuba verbessert seine Beziehungen, und zwar nicht nur die zum einstigen Erzfeind USA, auch zum Rest der westlichen Welt. Aber die Mauer bleibt.