Mord vor laufender Kamera
Ein früherer TV-Reporter eines Lokalsenders im US-Staat Virginia hat zwei Ex-Kollegen während eines Live-Interviews erschossen. Er filmte seine Tat und stellte das Video ins Netz. Seine Motive sind nach Angaben der Polizei unklar.
Der Afro-Amerikaner fühlte sich in vieler Hinsicht diskriminiert. Wegen seiner Hautfarbe, wegen seiner Homosexualität. "Ich bin ein menschliches Pulverfass, das nur darauf wartet hochzugehen", so schrieb er wörtlich. Der Chef des Senders WDBJ, Jeffrey Marks, kurz nach der Tat:
"Wir hatten einen unglücklichen Ex-Mitarbeiter, aber das kommt vor. Normalerweise lassen sie das doch hinter sich."
Der Sender hatte den jungen Mann aufgefordert, sich psychologische Hilfe zu suchen, weil er immer wieder mit Kollegen aneinander geraten war. Stattdessen besorgte er sich eine Waffe. Die Attentäter von Columbine und der Virginia Tech nannte er als Vorbilder und das jüngste Attentat in Charleston, bei dem neun Schwarze in einer Kirche erschossen wurden, als Auslöser, als Wendepunkt für ihn.
"... breaking news, terrible news from out of Moneta, Virgina ..."
Die schockierende Nachricht hatte wenig später auch die anderen Fernsehstationen erreicht. Zwei junge Kollegen, erschossen vor laufender Fernsehkamera. Kurz darauf tauchte ein weiteres Video im Internet auf.
Der Täter hatte unbemerkt aus kürzester Entfernung seine Opfer gefilmt, bevor und während er sie mit einer 9mm-Pistole niederstreckte. Er veröffentlichte das Video auf Twitter und Facebook, während er vor der Polizei floh. Doch der Kameramann hatte ihn noch aufgenommen, bevor er zu Boden stürzte. Die Polizei in Virginia fand den Täter auf dem Highway mit Hilfe der automatischen Nummernschilderkennung.
Sondersendungen über die beiden Kollegen
"Hi everyone I'm Alison Parker ..."
"... Adam Wards, News 7..."
Der Fernsehsender WDBJ gedachte den ganzen Tag in Sondersendungen der beiden Kollegen, Alison und Adam. Sie seien so talentierte, hoffnungsvolle Menschen gewesen. Im Juli hatte ihr Mörder die Waffe, eine Glock 19, ohne jede Einschränkungen erwerben können, obwohl er offenkundige psychische Probleme hatte. Und das Land ist wieder zurück im Zustand der Diskussion über schärfere Waffengesetze.
"Kein einzelnes Gesetz kann alle Gewalt in diesem Land beseitigen, aber der Kongress kann etwas tun ..."
Sagte der Sprecher des Weißen Hauses, auch bei dieser Gelegenheit. Der Präsident werde sich weiter dafür einsetzen. Das versprach auch die demokratische Bewerberin Hillary Clinton bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa:
"Wir hatten so viele furchtbare Vorkommnisse dieser Art in den letzten Jahren. Aber das passiert jeden Tag. Beabsichtigt, unbeabsichtigt, Mord Suizid. Dabei gibt es so viele Beweise, dass wir nicht ständig diese Gemetzel hätten, wenn Waffen nicht so leicht erhältlich wären und es umfassende Background-Kontrollen gäbe."
Der Gouverneur von Virginia war mit seinem Anlauf in dem Bundestaat unlängst erst gescheitert.