Die Ausstellung "Martha Cooper: Taking Pictures" ist noch bis zum 1. August 2021 im Berliner Urban Nation Museum zu sehen.
"Ich bin ein großer Fan illegaler Graffitis"
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Seit 40 Jahren fotografiert Martha Cooper die Graffiti-Szene. Nun widmet ihr das Berliner Urban Nation Museum eine Retrospektive. Die 77-Jährige über „interessanten Vandalismus“ und den Ehrenkodex der Szene.
"Ich bin ein großer Fan illegaler Graffitis", sagt die 77-jährige Fotografin Martha Cooper, die mit ihren Fotos wesentlich zur Popularisierung dieser Kunstform beigetragen hat. In Berlin ist nun eine Retrospektive mit Werken aus den letzten 40 Jahren der US-Amerikanerin im Urban Nation Museum zu sehen.
Das Besondere an illegalen Graffitis sei der Zeitdruck, unter dem sie entstünden, erklärt Cooper. Dadurch wirkten sie oft auch frischer: "Ich glaube, diese begrenzte Zeit tut diesen Werken gut und auch die Tatsache, dass sie es für einander machen. Und dass es ihnen egal, ist, was die Außenwelt darüber denkt."
Der Ehrenkodex der Graffiti-Künstler
Doch das bedeutet nicht, dass Cooper für blinden Vandalismus ist, denn: "Die Graffiti-Künstler haben so eine Art ungeschriebenen Kodex, dass sie nicht auf Statuen oder Marmor sprühen oder auf wirklich schöne Gebäude. Und das sehe ich selber auch so. Das sollte man nicht tun."
Auch Graffitis, die über gute Arbeiten anderer Künstler gesprüht werden, lehnt sie ab: "Ich wünschte mir, dass die Leute sich wirklich alle an diesen Kodex halten würden. Es ist Vandalismus, aber es ist ein interessanter Vandalismus."
Während es bei Graffitis um stilisierte Schriftzüge von Namen und Spitznamen, also um Buchstaben gehe, sei Street Art eher politisch, erklärt die Fotografin. Als Beispiel führt sie ein Kunstwerk an, das sie kürzlich an einer New Yorker Hausfassade entdeckt hat. Dieses stelle die aktuelle Situation in der Stadt besonders gut dar, erklärt sie: Es handelt sich um einen abgetrennten Elefantenkopf.
Der Elefant ist das Symbol der US-Republikaner. Da es keine Kritik an diesem Werk gebe, geht Cooper davon aus, "dass die meisten New Yorker mit dieser Darstellung einverstanden sind. Das heißt, ich habe wirklich große Hoffnung, dass die Wahlen uns und auch anderen Frieden bringen werden".