Sabine Adler leitet den Reporter-Pool beim Deutschlandradio. Sie war Korrespondentin des Deutschlandradios in Russland, Leiterin des Hauptstadtstudios und berichtet regelmäßig über die Entwicklungen in der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern.
Dämpfer für Moskaus Trump-Begeisterung
Trump ist immer gut für eine Überraschung: Solange die Krim besetzt ist, werden die Sanktionen gegen Russland bleiben, verkündete die Botschafterin der USA im UN-Weltsicherheitsrat. Europa könne aufatmen – bis zum nächsten Tweet des US-Präsidenten, kommentiert Sabine Adler.
Wladimir Putin hat einen Denkzettel bekommen. Und ernsthafte Konkurrenz. Über seinen amerikanischen Kollegen Trump wird in den russischen Medien nicht nur öfter, sondern auch positiver berichtet. Denn: Donald Trump stehe für den Wechsel: weg von den Eliten, hin zu den Reformern. Mit der Trump-Begeisterung in Moskau ist es jetzt aber vielleicht schon wieder vorbei.
Denn Trump, erratisch wie er ist, hat klargestellt: Solange die Krim besetzt ist, werden die Sanktionen gegen Russland bleiben. Das verkündete die UNO-Botschafterin der USA im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Gut, dass Trump an den Sanktionen festhält
Nach Trumps Sieg knallten im Kreml die Sektkorken. Putin hoffte auf eine neue Männerfreundschaft, jetzt kommt der Kater. Denn wenn Putin glaubte, dass er den Krieg in der Ostukraine nach Belieben hoch- oder runterfahren kann, hat er sich offenbar getäuscht. Zu den mehr als 10.000, die der Krieg bislang gefordert hat, kommen mehr als 20 Tote dazu, allein aus den Kämpfen der vergangenen Woche.
Mit Artillerie und Grad-Raketen werden in Donzek und Avdivka aus Wohnvierteln heraus Siedlungen beschossen. Eine Eskalation, die es laut Waffenstillstand und Minsker Abkommen gar nicht geben dürfte. Doch beide Seiten haben ihre schweren Geschütze wieder dichter an die Front gebracht und feuern aus allen Rohren.
Ukraine darf nicht zum Spielball werden
Die Frage, die man sich nicht nur in Avdivka stellt, lautet: Warum gerade jetzt diese neue Eskalation? Fühlte sich der russische Präsident Putin, der die prorussischen Separatisten dirigiert, ermutigt nach seinem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump, in der Ukraine vorzugehen, wie es ihm passt? Immer mit dem Ziel, dass das Land nicht auf die Füße kommt? Handelt es sich um eine Offensive, ähnlich wie der Großoffensive in Aleppo nach dem ersten Trump-Putin-Telefonat, das Putin anscheinend als Freifahrtschein verstanden hat?
Der wieder heftige Krieg beweist, dass sowohl die Separatisten, die von Moskau aus dirigiert werden, als auch Kiew das Minsker Abkommen sträflich verletzen. Solange die Friedensvereinbarung nicht erfüllt ist, bleiben die Sanktionen. Das war das Credo des Westens. Gut, dass Trump in diesen Chor jetzt eingestimmt hat. Gemessen an seinen früheren Äußerungen, schien er in puncto Ukraine ein unsicherer Kantonist zu sein. Natürlich ist eine Kehrtwende immer noch möglich. Trumps Sprunghaftigkeit ist immer für eine Überraschung gut.
Aufatmen bis zum nächsten Trump-Tweet
In Kiew lagen die Nerven blank. Die Ukraine drohte zum Spielball der beiden Großmächte zu werden und sucht logischerweise Schutz. Präsident Poroschenko will deswegen ein Referendum über einen ukrainischen NATO-Beitritt durchführen. Eine Initiative zur Unzeit. Aber die Angst ist immer noch groß, dass Trump Deals mit Putin auf Kosten der Ukraine macht.
Für Europa wäre die Preisgabe der Krim katastrophal, die USA stünden nicht mehr zur EU, das transatlantische Bündnis wäre zerstört, was Russland schon so lange anstrebt. Der US-Präsident würde sich zum nützlichen Idioten Putins machen, ihn zu neuen Aggressionen ermutigen, etwa gegen das Baltikum.
Zu all dem kommt es vorerst jedenfalls nicht, der Westen kann aufatmen - bis zum nächsten Trump-Tweet.