Zwischen Hoffnung und Furcht
Als erster US-Präsident seit fast 90 Jahren besucht Obama Kuba. Sein Besuch soll das Ende der Eiszeit zwischen den beiden Ländern symbolisieren - doch von einem herzlichen Empfang ist man auf der Insel weit entfernt.
Kubaner jubeln dem US-Präsidenten zu. Die kommunistische Partei- und Staatsführung ist nicht dabei, als Barack Obama und seine Familie am Abend ihrer Ankunft die Altstadt Havannas besichtigen. Was sie sehen, ist der sanierte Teil. Viele andere kubanische Altbauten sind nicht mehr zu retten. Baumaterial fehlte über Jahrzehnte - auch das ein Ergebnis des US-Embargos. Als Gastgeschenk lockerte Obama vor seinem Besuch einige Regelungen, unter anderen darf nun Baumaterial auf die Insel. Die Menschen hoffen, dass das Embargo bald endgültig fällt und mehr Dollars nach Kuba kommen.
Gemischte Gefühle
Der ehemalige Lehrer Frank Hernandez besitzt eine Wohnung in Zentrum Havannas, die er an Touristen vermietet, auch an US-Amerikaner. Damit verdient er am Tag mehr als ein Lehrer im Monat. Er profitiert zwar von der wirtschaftlichen Öffnung Kubas, sieht die Annäherung an die USA und den Obama-Besuch jedoch mit gemischten Gefühlen:
"Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht aufgeben sollten, was wir in all den Jahren erreicht haben. Die Gesundheitsversorgung, die kostenlose Bildung, die Freiheit. Auf unseren Straßen ist es sicher. Wir können Häuser besitzen und müssen keine überhöhten Preise für Gas uns Strom zahlen", sagt er. "Wir müssen aufpassen, dass uns das Glockengeläut nicht betäubt. Eines steht fest: Wir sind Sozialisten, und was wir unter großen Mühen aufgebaut haben, darf nicht verloren gehen", fährt Hernandez weiter fort.
Es mache ihn traurig, dass junge Kubaner vor allem an Markenkleidung und Internet interessiert seien und nicht mehr an den Errungenschaften der Revolution.
Keine Schonzeit für Oppositionelle
In einem anderen Viertel Havannas protestiert eine kleine Gruppe gegen den Staat: "Kuba ja, Castro nein", skandieren sie. Der Sonntags-Marsch der oppositionellen Gruppe der "Damen in Weiß" ist mehr Journalistentreffen als Protestkundgebung. Dutzende Kamerateams belagern die wenigen Weißgekleideten. Sie fordern mehr Freiheiten, unter anderem das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Aliurka Gomez Garcia ist hauptberufliche Aktivistin:
"Es macht mich traurig, das zu sagen, aber in Kuba werden die Menschenrechte nicht respektiert. Die Castros denken, die Menschenrechte in Kuba seien anders als im Rest der Welt. Aber sie sind die gleichen universellen Rechte. Die UN-Menschenrechtscharta gilt für alle. Die Castros schließen uns davon aus."
Einige Dissidenten hat Obama zu einem Treffen in die US-Botschaft eingeladen. Für die US-Regierung war das unabdingbarer Teil des Besuchsprogramms. Schonzeit für Oppositionelle bedeutet diese Anerkennung jedoch nicht: Die Polizei löste die Protestveranstaltung der "Damen in Weiß" am Ankunftstag Obamas gewaltsam auf und nahm viele Teilnehmer fest. Ein herzlicher Empfang sieht anders aus.