US-Rapperin Angel Haze

Ihre Religion ist ihre Musik

Angel Haze
Die US-amerikanische Rapperin Angel Haze während eines Konzerts 2013 in Chicago. © imago stock&people
Elissa Hiersemann im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Das Musikgenre Rap ist seit Jahrzehnten männlich dominiert. Angel Haze ist eine junge Frau, die gewaltig am Stuhl dieser männerdominierten Rap-Welt sägt. Ihre Worte sind ihre Waffen, und die spuckt sie aus wie ein Maschinengewehr.
Das aktuelle Album von Angel Haze heißt "Back to the Woods". Am Donnerstag hat sie es in Berlin vorgestellt. Musikkritikerin Elissa Hierseman war dabei.
Großes Vorbild Rapper Eminem
Die 24-jährige Künstlerin Angel Haze kommt aus Detroit, ihr großes Vorbild ist der Rapper Eminem. Damit verweise Angel Haze unbewusst auf die eigene Außenseiterrolle in der Rap-Musik, so die Musikkritikerin.
Beide Musiker würden Songs aus einem sehr emotionalen Background heraus schreiben. Beide hätten selbst Gewalt und Ausgrenzungen erlebt.
"Eminem war ein Niemand, als er anfing, und Eminem war ein weißer Junge aus dem Trailerpark, in einem Genre das von Schwarzen dominiert wird. Angel Haze ist zwar keine Weiße, aber sie hat den anderen großen Makel im Rap-Geschäft – sie ist kein Mann. Wenn man im Rap etwas werden will, muss man als Frau oder auch als Weißer fünfmal so viel drauf haben wie alle anderen", so Elissa Hiersemann.
Haze erzählt brutale Geschichten
Angel Haze steche aus der Masse heraus, weil sie Geschichten zu erzählen habe. Es gehe bei ihr nicht nur um das übliche "Bling-Bling – Geld, Autos und Weiber".
"Ihre Geschichten sind brutal, vor allem brutal ehrlich – damit verschafft sie sich Respekt."
Sie habe zudem extreme Dinge erlebt: Männer aus dem Umfeld ihrer Mutter hätten sie jahrelang missbraucht. Keiner sei verurteilt worden. Es folgten Drogen und Depression.
Mit der Religion haben sie auch gebrochen. Die Mutter sei Mitglied in einer Pfingstgemeinde, die eher wie eine Sekte funktioniere. Dort sei es nicht erlaubt gewesen, mit jemandem außerhalb dieser "Apostolic Faith Church" zu sprechen, Musik zu hören oder Schmuck zu tragen.
Das habe sie alles hinter sich gelassen.
"Ihre Religion ist mittlerweile die Musik."
Sie sei eine radikale, selbstbestimmte Künstlerin, die sich nichts mehr vorschreiben lasse, so Hiersemann. Angel Haze schrecke auch nicht davor zurück, sich mit einem Major Label wie Universal anzulegen.
Star in der queeren Community
"Interessant fand ich auch, dass die Musik als ihre Religion keine Grenzen kennt. Sie bricht mit üblichen Rollenklischees."
So bezeichne sie sich Angel Haze als pansexuell und genderneutral. Sie fühle sich zu allen Menschen hingezogen, Männer und Frauen und was darüber hinausgeht - Transgender.
Sie trage ihre Agenda aber nicht wie ein Schild vor sich her. Ihre Sexualität sei eins von vielen Themen, die sie bewegen, dadurch transportiere Angel Haze Normalität.