US-Republikaner

Außenpolitik-Experten greifen Trump an

Donald Trump in South Carolina. Er winkt seinen Anhängern zu.
Donald Trump in South Carolina © Richard Ellis, dpa picture-alliance
Von Marcus Pindur |
Mit Putin hat Donald Trump kein Problem. Mit einer Grenzmauer zu Mexiko auch nicht - die Idee stammt ja von ihm, der so gerne ins Weiße Haus will. Wegen seiner außenpolitischen Vorschläge hat Trump nun einen bösen Brief bekommen.
Mehr als 100 führende konservative Außenpolitik-Experten haben in einem offenen Brief die Ansichten des Präsidentschaftsaspiranten Donald Trump zur internationalen Politik verurteilt.
Darunter sind so prominente Namen wie Michael Chertoff, ehemaliger Heimatschutzminister, und Robert Zoellick, ehemaliger stellvertretender Außenminister. Trumps Positionen in wichtigen Fragen seien gefährlich und ahnungslos, heißt es in ihrem Papier.

"Völlig verantwortungs- und ahnungslose Einlassungen"

Außenpolitik spielt in amerikanischen Wahlkämpfen normalerweise keine große Rolle. Und zunächst hatte auch niemand die Äußerungen Donald Trumps richtig ernstgenommen.
"I'm going to build a big wall to Mexico, and Mexico is going to pay for it."
Eine große Mauer an der mexikanischen Grenze wolle er bauen – und Mexico werde sie bezahlen. Im Interview mit der New York Times erklärte Trump, er sei für einen 45prozentigen Zolltarif für alle chinesischen Produkte. Dann ruderte er zurück, worauf die New York Times die Audiodatei des Interviews veröffentlichte.
Elliott Abrams hatte wichtige außenpolitische Positionen in der Reagan- und in der Bush-Administration inne. Jetzt arbeitet Abrams als Wissenschaftler für den überparteilichen Council on Foreign Relations, einem der wichtigsten außenpolitischen Thinktanks der USA. Er hält Trumps Einlassungen zur internationalen Politik für völlig verantwortungs- und ahnungslos, so zum Beispiel der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko.
"Das ist Unsinn. Und die Annahme, Mexiko würde dann auch noch dafür bezahlen, ist lachhaft. Er wiederholt das immer wieder, und wir haben darauf schon eine Antwort von mehreren ehemaligen mexikanischen Präsidenten gehört, und das waren Worte, die ich im Radio nicht wiederholen möchte. Trump schadet durch seine ständige Wiederholung dieser Sache unserer Beziehung zu Mexiko, dass ein sehr wichtiger Nachbar ist."

Trump unterschätzt die Bedeutung von Bündnissen für die USA

Trumps Einlassungen seien umso absurder, so Abrams, weil es derzeit eine Netto-Abwanderung von Mexikanern aus den USA gebe. Auch Trumps offene Bewunderung des russischen Präsidenten Putin sei gefährlich.
"Welche Gefahr sehen die Menschen in Mittel- und Osteuropa, in den ehemaligen Ländern des Warschauer Paktes derzeit? Das ist Putin. Aber Trump sagt nette Dinge über Putin, er scheint keine Probleme mit dessen Außenpolitik zu haben. Trump hat keine richtige Politik gegenüber der Ukraine, zur Verteidigung der baltischen Staaten und zur Stärkung der Nato. Wenn Trump seinen Standpunkt nicht ändert, würde er den transatlantischen Beziehungen großen Schaden zufügen, falls er gewählt würde."
Trump realisiere nicht, dass die internationale Stärke der USA auf den vielfältigen Bündnissen überall auf der Welt beruhe. Seine Haltung gegenüber Putin gehe über Respekt weit hinaus.
"Trump bewundert Putin regelrecht und ich finde diese Bewunderung eines Diktators erschreckend. Trump realisiert nicht, wie destabilisierend dies für all unsere Bündnisbeziehungen ist. Unsere Stärke beruht nicht nur auf einem wirtschaftlichen oder militärischen Element. Sie beruht auf etwas, was China nicht hat, was der Iran nicht hat, was Russland nicht hat: Ein funktionierendes Bündnissystem. Die Nato zum Beispiel. Trump begreift das nicht. Er würde diese Bündnisse schwächen, und das wäre ein schrecklicher Fehler, für Europa und für die Vereinigten Staaten."
Die über 100 Unterzeichner eines offenen Briefes, allesamt Republikaner und Außenpolitik-Experten, verurteilen Trumps Putin-Verehrung ebenfalls. Seine Hass-Rhetorik gegenüber Muslimen gefährde nicht nur den Kampf gegen den islamistischen Terror, sondern auch die Bürgerrechte amerikanischer Muslime. Und seine Vorstellung von einem aggressiven Handelskrieg sei in einer globalisierten Welt ein Rezept für ein wirtschaftliches Desaster.
Sie hätten sehr unterschiedliche Ansichten über alle möglichen politischen Fragen, so die Unterzeichner, unter anderem über den Irak-Krieg und den Einsatz in Syrien. In einem seien sie sich jedoch einig: Als loyale Republikaner könnten sie eine Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps nicht unterstützen.
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