Amerika im Ausnahmezustand

J.J. Abrams schrieb schon die Drehbücher zu "Armageddon" und der Serie "Lost". Seine neue Erfolgsserie "Revolution" fragt: Was wäre, wenn das Energiesystem zusammenbräche und es plötzlich keinen Strom mehr gäbe? Die erste Staffel erscheint in Deutschland jetzt auf DVD.
"Hey, du bist früh Zuhause. Ist alles okay?"
"Wir brauchen mehr Wasser. Fülle Eimer und Wannen! Wir haben nicht mehr viel Zeit."
"Ben? Stopp! ... Es ist passiert, richtig?"
Als der Mathematiker Ben Matheson nach Hause kommt, bleiben ihm nur wenige Minuten, um bedeutsame Informationen vom Computer auf einen USB-Stick zu laden. Dann gehen alle Lichter aus, Autos bleiben stehen, Flugzeuge stürzen ab. Das Land - nein, die ganze Welt - erlebt einen totalen Blackout. Es folgt ein Zeitsprung von 15 Jahren. Noch immer leben die Menschen ohne Strom. Der technische Rückschritt hat den Planeten ins Chaos gestürzt. Die Menschen, die konnten, verließen die Städte und wurden wieder zu Selbstversorgern. Wobei Mord und Totschlag für Nahrung keine Seltenheit sind. Regierung und Verwaltung sind zusammengebrochen. Die USA sind in zahlreiche Regionen zersplittert, die von Warlords beherrscht werden. Milizen bedrohen die Menschen und fallen in Dörfer ein. Auch in das von Ben Matheson.
"Mein Gott, was für ein wunderschönes Dorf. Kennen Sie einen Ben Matheson?"
"Der steht vor ihnen. Worum geht es?"
"Miles Matheson ist ihr Bruder."
"Ist er."
"Wo ist Miles?"
"Habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Worum geht es?"
"Ich komme auf Befehl von General Sebastian Monroe höchstpersönlich."
Monroe glaubt, dass Ben oder Miles Matheson wissen müssen, was den Blackout verursacht hat und folglich auch, wie das Licht wieder angehen kann. Doch bevor Miles abgeführt werden kann, kommt es zu einer Schießerei. Mehrere Dorfbewohner werden umgebracht, Bens Sohn Danny wird von den Milizen entführt, und Ben selbst kann seiner Tochter Charlie nur noch einen letzten Rat geben.
"Höre mir zu! Mein Bruder Miles ist in Chicago. Im Grand am Walton Place. Miles ist dort. Er kann Danny zurückholen. Du musst Miles finden."
Charlie macht sich auf, findet ihren Onkel und gemeinsam mit ihm und einigen Freunden ziehen sie los, um ihren Bruder zu befreien. Allerdings werden sie von den Monroes Milizen verfolgt. Entstanden ist eine actionreiche Serie mit vielen Kampfszenen, größtenteils Schwertkämpfe, weil es kaum noch Gewehre und Munition gibt. Das Ganze ist sehr schnell und auch etwas arg blutig inszeniert. Aber es sind eigentlich andere Dinge, die „Revolution" zu einer besonderen Serie machen, wie auch Billy Burke betont, der Miles Matheson spielt.
"Für mich ist es nicht wirklich eine Science-Fiction-Serie. Es geht auch nicht um den Stromausfall oder um Special-Effects, sondern darum, wie sich die Menschheit gegenüber diesen Widrigkeiten bewährt."
"Ihr seid Terroristen!"
Wobei "Revolution" einen riesigen Bogen schlägt und immer wieder aktuelle Bezüge hat. Denn unter den veränderten Bedingungen erinnern die USA mit den vielen regionalen Militärgruppen an den heutigen Irak oder Afghanistan. Und unter dem Deckmantel der Sicherheit fordert der selbsternannte General Monroe bedingungslosen Gehorsam. "Rebellen", d.h. Menschen die sich für ein soziales Gemeinwesen einsetzen, lässt er gnadenlos verfolgen.
"Ihr Rebellen bombardiert meine Camps, tötet meine Männer. Ihr seid Terroristen! Gab es denn nicht schon genug Gewalt? Haben die Menschen kein Recht auf Sicherheit?"
Andererseits hat die Serie viele visuell besinnliche Momente, z.B. wenn man Pflanzen sieht, die Brücken, Hochhäuser oder ein großes Stadion überwuchern oder Autowracks zu kleinen Gärten machen. Für Regisseur John Favreau eine Verneigung vor der Natur.
"Wir wollten zeigen, wie die Natur wieder die Oberhand gewinnt. Wir wollten keine Endzeitwelt kreieren, sondern Bilder zeigen, die eine gewisse Poesie in sich tragen."
Und die Rückblenden haben einen besonderen Reiz. Denn in ihnen wird der Werdegang der Protagonisten im Laufe der letzten 15 Jahre gezeigt. Wobei hinter fast jedem vermeintlich Gutem plötzlich ganz andere Charakterzüge auftauchen.
"Woran hat Ben gearbeitet?"
"Ben war Mathematik-Lehrer."
"Wenn Ben Mathematik-Lehrer war, wieso hat er dann fürs Verteidigungsministerium gearbeitet."
Und schließlich gelingt es den Filmemachern auch immer wieder kurze philosophische Momente einzubauen, z.B. wenn die Protagonisten über einen Markt in Chicago kommen, der fast mittelalterliche Züge hat.
"Und deswegen hat Gott den Stromausfall herbeigeführt. Deswegen nahm er uns Autos und Flugzeuge, Batterien und Zündkerzen, Computer und Telefone. Weil wir uns einen elektrischen Turm von Babel errichtet haben. Wir hatten Strom, aber keine Wahrheit, Mitstreiter, aber keine Familie."
"Das ist Propaganda und nicht erlaubt! Bum."
Die Serie "Revolution" ist ein spannender Blick auf eine post-elektrifizierte Gesellschaft. Wobei der Action-Charakter ein wenig zu ausgeprägt ist. Denn die besten Momente sind die, in denen sich die Sehnsucht nach Evolution ausdrückt.