Für ein Amerika ohne Sklaverei
Es war der Anfang vom Ende der Sklaverei in den USA: Vor 150 Jahren trat ein Zusatzartikel zur Verfassung in Kraft, den Abraham Lincoln auf den Weg gebracht hatte. Er ebnete den Sklaven in den USA die Freiheit, doch Rassismus und Diskriminierung waren nicht überwunden.
"Nobody knows the trouble I've seen", eine ergreifende Ballade über die Leiden der Sklaven aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Lied entstand in einer Zeit, als weiße Farmer im Süden der Vereinigten Staaten vier Millionen Schwarze unter halbfeudalen Zuständen wie Leibeigene hielten und teilweise wie Tiere behandelten.
"Halt! - Ach, lassen Sie mich in Ruhe, Wilson. Wir leben in einem freien Land. Ich kann mit meinen Niggern machen, was mir passt!"
In dem 1852 veröffentlichten Roman "Onkel Toms Hütte" schilderte Harriet Beecher Stowe das Schicksal eines Sklaven in den Südstaaten. Menschenhändler verschleppten insgesamt elf Millionen Afrikaner unter anderem aus Ghana, Nigeria, Angola, Senegal und dem Kongo nach Nord- und Südamerika, 1,5 Millionen kamen auf dem Transport ums Leben.
"Eine einmalige Gelegenheit, so billig bekommen Sie nie wieder einen Negersklaven. Es ist die Gelegenheit Ihres Lebens, absoluter Ausverkauf. Wenn Sie heute nicht kaufen, kaufen Sie nie."
Auf den Märkten brachte ein gesunder Sklave den Händlern 800 Dollar, heute etwa 20.000 Euro, Gewinn. Wenn ein Plantagenbesitzer im Affekt einen Sklaven erschlug, galt dies als dumm, aber verzeihlich.
USA als tief gespaltenes Land
Als Stowes Roman erschien, waren die USA ein zutiefst gespaltenes Land: Im Norden, wo die Sklaverei abgeschafft worden war, prosperierten Fabriken mit freien Lohnarbeitern. Der Süden mit seinen riesigen Baumwoll- und Tabakfeldern war hingegen auf die billigen Sklavenarbeiter angewiesen. Jeder dritte Bewohner dort kam ursprünglich aus Afrika.
Noch 1857 verweigerte der Oberste Gerichtshof dem Sklaven Dred Scott aus Missouri den Rechtsweg. Die Begründung: Als Afro-Amerikaner sei er kein Bürger der USA, ein Urteil zu seinen Gunsten hätte unerträgliche Folgen:
"Personen der Negerrasse bekämen das Recht, die vollständige Meinungsfreiheit auszuüben, öffentliche Versammlungen zu politischen Themen abzuhalten und Waffen zu tragen."
Nachdem die Amerikaner 1860 mit Abraham Lincoln einen gemäßigten Gegner der Sklaverei zu ihrem Präsidenten gewählt hatten, spalteten sich elf Südstaaten von den USA ab, bekräftigten das Recht auf Sklavenhaltung und lösten einen blutigen Bürgerkrieg aus.
Lincoln agierte in der Rassenfrage zunächst ambivalent und erklärte im August 1862 in einem Schreiben:
"Mein oberstes Ziel in diesem Krieg ist es, die Union zu retten; nicht, die Sklaverei zu retten oder zu zerstören. Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun."
Emanzipationsproklamation verkündet
Mit dem Vormarsch der Armeen des Nordens auf das Territorium der Südstaaten stellte sich allerdings die Frage, was mit den Sklaven in den eroberten Gebieten geschehen sollte. Im September 1862 verkündete Abraham Lincoln die sogenannte Emanzipationsproklamation:
"Ab dem 1. Januar 1863 sollen alle Personen, die als Sklaven in einem Staat oder Teil eines Staates gehalten werden, dessen Bewohner sich gegen die Vereinigten Staaten erheben, künftig und für alle Zeit frei sein."
Lincolns Proklamation betraf zwar nur die Südstaaten, war aber der Anfang vom Ende der Sklaverei. Im Januar 1865 verabschiedete der Kongress nach längeren Debatten den 13. Zusatzartikel zur Verfassung der USA.
"Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem Gebiet unter ihrer Gesetzeshoheit bestehen."
Als der Zusatzartikel im Rang einer Verfassungsnorm am 18. Dezember 1865 in Kraft trat, war Abraham Lincoln seit acht Monaten tot. Ein fanatischer Befürworter der Sklaverei hatte den Präsidenten erschossen.