Plötzlich wollen alle New Yorker sein
"Esel Trump", "korrupte Clinton", "lügender Ted": Im US-Vorwahlkampf um New York geht es verbal besonders hart zur Sache. Wie wichtig ist der Bundesstaat für die einzelnen Kandidaten?
Gleich drei Kandidaten der fünf insgesamt übrig gebliebenen beanspruchen, auf die eine oder andere Art und Weise New Yorker zu sein. Hillary Clinton hat hier ihre politische Heimat. Acht Jahre war sie für den Bundesstaat New York Senatorin, und sie und ihr Mann haben hier ihren Wohnsitz.
Bernie Sanders hat zwar zwei Drittel seines Lebens in Vermont verbracht, ist aber geboren in Brooklyn. Und der republikanische Kandidat Donald Trump spielt zwar gerne Golf in Florida, lebt aber in einem Luxusappartement am Central Park.
Die Republikaner Ted Cruz und John Kasich werden allen Umfragen zufolge keine größere Rolle spielen.
"Ich hoffe, es gibt keine Gewalt"
Trump legte sich hauptsächlich mit dem Sekretariat der Republikaner, dem Republican National Committee, an. Sein Kontrahent Ted Cruz hatte in den vergangenen Tagen immer wieder von sich reden gemacht, weil er sogenannte Superdelegierte der Republikaner auf seine Seite gebracht hatte. Für Trump ein weiterer Beleg, dass das Establishment versuche, ihn zu betrügen.
"Wenn ich nicht nominiert werde, dann wird auf dem Parteitag eine sehr große, sehr verärgerte Gruppe von Menschen sein. Ich hoffe, es gibt keine Gewalt, und ich denke, es wird auch keine geben, aber das System ist korrupt."
Seine Gegner weisen jedoch darauf hin, dass Trump die Regeln des Nominierungsprozesses kennen müsste. Und Superdelegierte – die bei den Republikanern nur 15 Prozent der Gesamtzahl umfassen – seien nun mal Teil der Spielregeln. Diese Regeln werden im Übrigen nicht zentral festgelegt, sondern von den Landesparteien in den jeweiligen Bundesstaaten.
"Lügender Ted" und "Esel des Jahres"
Trump nennt seinen Konkurrenten Ted Cruz nur noch den "lügenden Ted", und auch für Hillary Clinton hat er jetzt ein Attribut bereit.
"Crooked Hillary, folks, she's been crooked from the beginning."
Hillary Clinton sei korrupt, von Anfang an, so Trump. Clinton wiederum nannte Trump in einer New Yorker Radioshow den Esel des Jahrzehnts.
"He's the donkey of the decade."
Auch Ted Cruz machte sich über Trump lustig: Der Immobilienmilliardär verbringe mehr Zeit mit dem Quengeln als mit dem Wahlkampf.
Das wird Cruz wahrscheinlich nichts nutzen. Die New Yorker Republikaner sehen in Trump einen der ihren und haben dem Texaner Cruz nicht verziehen, dass er sich über die sprichwörtliche New Yorker Libertinage lustig gemacht hatte. Wenn es für Trump gut läuft, bekommt er über 50 Prozent der Stimmen und kann damit alle 95 Delegiertenstimmen für sich beanspruchen.
Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Demokraten
Bei den Demokraten wird es eng. In den Umfragen liegen Hillary Clinton und Bernie Sanders Kopf an Kopf, mit leichten Vorteilen für Clinton. Doch dass die ehemalige Senatorin des Bundesstaates New York jetzt lediglich einen knappen Vorsprung verteidigt, zeigt, wie stark die Welle des Populismus auch die Demokraten erfasst hat.
"They don't consider us fringe any more."
Seine Kampagne sei kein Randphänomen mehr, stellte Sanders vor über 20.000 Anhängern in Brooklyn fest. Doch selbst wenn Sanders Clinton knapp besiegt, wird ihm das wenig nutzen, weil die 247 Delegiertenstimmen proportional vergeben werden.
Hillary Clinton liegt dann immer noch mindestens 200 Stimmen vor ihm. Doch in dieser amerikanischen Vorwahlsaison ist niemand vor Überraschungen sicher.