US-Wahlkampf

Alles, nur nicht Trump

Der wahrscheinliche US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump.
Der wahrscheinliche US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump. © dpa-Bildfunk / AP / David J. Phillip
Von Thilo Kößler |
Letzter verzweifelter Versuch oder Revolte? Knapp vier Wochen vor dem Nominierungs-Parteitag versuchen Delegierte der Republikaner mit der Initiative "Anyone but Trump" Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten zu verhindern.
Die "Washington Post" nannte Namen und Zahlen: Etwa 30 Delegierte der Republikaner aus 15 Bundesstaaten hätten sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen, die Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei verhindern soll. Kendal Unruh, eine Republikanerin aus Colorado, hat die Bewegung "Anyone but Trump" – "jeden außer Trump", ins Leben gerufen.
Sie arbeite seit ein paar Tagen unentwegt an der Unterstützung für ihr Projekt, sagte sie in einem Interview - Donald Trump dürfe nicht zum Gesicht der Grand Old Party werden. Der reagierte bereits wutentbrannt – auf einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas zog er über diese Gruppe Aufständischer her, wie er sagte, die versuche, eine Revolte gegen ihn vom Zaun zu brechen. Aber wen haben sie denn stattdessen anzubieten, rief Trump in die Menge.
"Ich schlage jeden – was heißt da schlagen: Ich mache sie alle platt. Und wir werden Hillary besiegen. Und da wäre es doch sehr hilfreich, wenn uns die Republikaner dabei ein bisschen helfen könnten."
Die Gegner Donald Trumps setzen auf eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag Ende Juli in Cleveland. Rechtlich ist diese sogenannte "brokered" oder "contested convention" durchaus möglich. Und zwar dann, wenn Trump im ersten Wahlgang die Mehrheit von 1.237 Delegierten verfehlt, die für die Nominierung erforderlich ist. Dann könnten sich in darauf folgenden Abstimmungen auch andere Kandidaten zur Wahl stellen.

Senatoren fürchten um ihre Wiederwahl

Ein Verfahren, das ebenso kompliziert wie selten ist – zuletzt gab es 1948 eine "brokered convention" bei den Republikanern. Ob es im Juli tatsächlich so weit kommen wird, ist allerdings fraglich: Zwar wird das Grummeln innerhalb der Partei immer vernehmlicher – angesichts der jüngsten Umfragen, die Trump einen deutlichen Popularitätsverlust attestieren, fürchten nun auch viele Senatoren schon um ihre Wiederwahl am 8. November. Aber die Unterstützung für eine Kampfabstimmung hält sich innerhalb der republikanischen Partei noch in Grenzen. Kaum jemand möchte sich festlegen, schon gar nicht in aller Öffentlichkeit.
So äußerte sich auch Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses und damit ein politisches Schwergewicht der Republikaner, äußerst sibyllinisch: Als Vorsitzender des Parteitages in Cleveland könne er den Delegierten nicht vorschreiben, wie sie sich zu verhalten hätten, sagte Ryan, der als Trump-Gegner gilt. Aber es liege ihm natürlich fern, jemandem zu raten, gegen sein Gewissen zu stimmen.
Donald Trump selbst hat unterdessen damit gedroht, seine Werbung um Parteispenden einzustellen, falls die Partei nicht umgehend die Reihen hinter ihm schließt. Er könne seine Kampagne gerne auch selbst finanzieren.
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