Ice Cube irritiert mit Unterstützung für Trump
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Mit Songs wie „Fuck the Police“ hat er den Gangster-Rap geprägt wie kaum ein anderer und sich immer gegen Rassismus ausgesprochen. Jetzt hat sich Trumps Beraterin bei Ice Cube für die Unterstützung bedankt. Was steckt dahinter?
Dass Rapper sich politisch äußern, ist nicht neu: Kendrick Lamar hat Präsident Barack Obama besucht, Puff Daddy schon im Jahr 2004 die Kampagne "Vote or Die" gestartet. Die jüngsten Äußerungen von Ice Cube überraschen dennoch. Als Teil der Gruppe N.W.A hat er mit Songs wie "Fuck the Police" das Genre des Gangster-Rap mitbegründet. Doch jetzt hat sich die Beraterin Donald Trumps, Katrina Pierson, auf Twitter für die Unterstützung von Trumps "Platinum Plan" bei ihm bedankt.
Trump braucht die Stimmen der Schwarzen Wählerschaft
Der "Platinum Plan" ist ein vierjähriges Programm, das drei Millionen neue Arbeitsplätze für Afroamerikaner*innen schaffen wolle und mit verschiedenen Maßnahmen die Schwarze Wählerschaft erreichen wolle, erklärt die Journalistin Azadê Peşmen. Bei der vergangenen Wahl hätten nur sechs Prozent der Afroamerikaner*innen für Trump gestimmt.
Ice Cube, der im August einen "Contract with Black America" aufgesetzt habe, um mit einer Justiz- und Polizeireform den institutionellen Rassismus in Amerika zu beenden, habe zu diesem Plan Input gegeben, sagt Peşmen: "Aber wie viel Einfluss dieser ,Cotract With Black America’ auf den ‚Platinum Plan‘ wirklich hat, das ist unklar."
"Unsere Gerechtigkeit ist überparteilich"
Die Reaktion der Fans und von anderen Künster*innen ließ nicht lange auf sich warten: Ice Cube wird Ausverkauf und Heuchelei vorgeworfen. Ice Cube reagierte mit folgendem Statement: "Wir können es uns nicht leisten, nicht mit denjenigen zu verhandeln, die gerade an der Macht sind, sonst wird sich unsere Situation in dem Land nie verändern. Unsere Gerechtigkeit ist überparteilich". Der Autor Ibram X. Kendi sagte daraufhin, Ice Cube würde sich selbst belügen, wenn er denkt, dass man in der Zusammenarbeit mit Trump Fortschritt für Schwarze Menschen erzielen könne.
Ein widersprüchliches Engagement
Ice Cubes Engagement sei auch deswegen irritierend, weil er 2016 noch getwittert habe, er würde Trump niemals unterstützen oder ihn wählen, sagt Peşmen. Auch Joe Biden wolle er nicht unterstützen: "Das ist alles ziemlich widersprüchlich. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er sich regelmäßig gegen Polizeigewalt ausspricht und für die Belange Schwarzer Menschen eintritt, nicht nur in den USA, sondern aktuell auch in Nigeria. Er hat sich seine ganze Karriere über auch gegen die Ideologie ‚White Supremacy‘ ausgesprochen."
Ob das nun ein politischer Kurswechsel bei Ice Cube sei, müsse man abwarten, sagt Peşmen. Sie kann jedoch nicht nachvollziehen, wie man sich von der Zusammenarbeit mit Donald Trump mehr Gleichberechtigung erhoffen könne, und sieht es wie die Autorin Roxanne Gay: "Es lohnt sich nicht an jedem Tisch einen Platz zu haben."
(sed)