Abtreibungsdebatte in den USA
Schon seit Jahrzehnten kämpfen Menschen um Selbstbestimmung. © Getty Images / vvmich
Ein "maximaler Angriff" auf die Freiheit?
44:32 Minuten
In den USA erwägt der Oberste Gerichtshof, das Recht auf Abtreibung zu kippen. Für viele ein unvorstellbarer gesellschaftlicher Rückschritt. Wir sprechen mit der Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky und dem Literaturwissenschaftler Adrian Daub.
„We are not going back. Not ever“ – twittert die US-Senatorin Elizabeth Warren und bringt in einer kurzen Rede vor Demonstrierenden die Überlegungen des Supreme Court gegen das Recht auf Abtreibung auf den Punkt: Es werde die Armen treffen; die jungen Frauen, die Opfer von Vergewaltigung oder Inzest geworden sind. „Dahin können wir nicht zurück.“
Der geleakte Entwurf einer Urteilsbegründung des Obersten Gerichtshofs sieht vor, dass die US-Bundesstaaten wieder selbst über Abtreibung entscheiden dürfen. In vielen konservativ regierten Bundesstaaten käme das einem Verbot gleich. Die tatsächliche Entscheidung des Gerichtshofs wird zwar erst für Juni erwartet, dem geleakten Entwurf könnten andere entgegenstehen. Allerdings ist die deutliche Haltung in dem an die Öffentlichkeit geratenen Entwurf, nach der es eben kein Recht auf Abtreibung gebe, für viele beängstigend.
Was macht eine fortschrittliche Gesellschaft aus?
Wir sprechen mit der Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky und dem Literaturwissenschaftler Adrian Daub über das, was da aus den USA zu hören ist. Wir fragen, wie sehr man sich aus einem Land heraus empören kann, in dem Abtreibung immer noch nicht legal ist und in dem bis vor Kurzem um das „Bewerbungsverbot“ dieser Maßnahme gerungen werden musste.
Wir wollen vor allem auch wissen, warum die Freiheit zur körperlichen Selbstbestimmung auch immer für den Charakter einer Gesellschaft steht: Sind Genderfragen und „Body Politics“ – die sich ja um persönliche Entscheidungen drehen – vor allem politisch? Und wie steht es um die Offenheit einer Gesellschaft, wenn erkämpfte Rechte zurückgenommen werden?