Disput über Flagge der Südstaaten
Seit der Wirtschaftskrise 2008 treten rassistische Konflikte in USA wieder stärker zutage, sagt der Amerikanist Christian Lammert. Er hofft auf eine breite gesellschaftliche Debatte und neue Antidiskriminierungsmaßnahmen.
Nach dem rassistischen Anschlag auf eine Kirche in Charleston gibt es Kritik an der Flagge der Südstaaten vor dem Kapitol des US-Bundesstaates South Carolina. Der Attentäter nutzte sie als Symbol. Die umstrittene Konföderierten-Flagge stammt aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865). Aus Sicht von Kritikern steht sie für die Bereitschaft der damals zusammengeschlossenen Südstaaten, in den Krieg gegen die nördlichen Bundesstaaten zu ziehen, um die Sklaverei beibehalten zu können. Nun ist die Debatte um die Bedeutung der Fahne neu entflammt.
Umstrittene Flagge findet sich auf Autokennzeichen
"Es ist immer noch eine Flagge, ein Symbol, das sehr präsent ist in vielen südlichen Staaten der USA", sagte Christian Lammert, Professor am John F. Kennedy Institut der Freien Universität Berlin im Deutschlandradio Kultur. In South Carolina, in Georgia und Mississipi werde diese Konföderierten-Fahne noch über offiziellen Gebäuden aufgezogen. "Aber sie finden das auch auf vielen Autokennzeichen in den Südstaaten." Lammert erinnerte daran, dass die Flagge beispielsweise in South Carolina erst seit 1961 wehe. Sie sei damals ein klares Protestsignal gegen die Bürgerrechtsbewegung gewesen.
Rassistische Plakate gegen Obama
Als klare Anzeichen für Rassismus deutete Lammert die Proteste der Tea Party-Bewegung gegen die Gesundheitspolitik der Obama-Administration. "Wenn man sich da bei den Demonstrationen die Schilder angeschaut hat, da waren schon stark rassistische Konnotationen dabei." Es habe häufig Plakate gegeben, die Präsident Barack Obama als Medizinmann mit Knochen durch die Nase zeigten. Dieses Bild sei auch auf rechten Blogs im Internet zirkuliert.
Die Polizei bringt Schwarze schneller ins Gefängnis
Rassismus zeige sich auch im Polizeiapparat, sagte Lammert. "Die Möglichkeit für Schwarze ins Gefängnis zu kommen, ist fast sechs Mal so hoch wie für weiße Amerikaner." Durch die ökonomische Krise seien diese strukturellen Probleme seit 2008 wieder stärker sichtbar geworden. "Ich denke, es ist wichtig, dass die Diskussion wieder da ist", sagte der Amerikanist. Es sei auch wichtig, dass Obama, der lange als "lahme Ente" gegolten habe, jetzt als Präsident aktiv in diese Debatte eingreife und vielleicht etwas bewegen könne. "Eine breite gesellschaftliche Debatte ist absolut notwendig." Er hoffe darauf, dass sich die Diskussion nicht auf symbolhafte Elemente wie die Flagge begrenze. Stattdessen müsse auch im Bildungssektor viel passieren und über Antidiskrimierungsmaßnahmen nachgedacht werden.