Jeb Bush erklärt offiziell Präsidentschaftskandidatur
Der ehemalige Gouverneur von Florida, Jeb Bush, will Präsident der Vereinigten Staaten werden. Das gab er auf einer Kundgebung in Miami bekannt. Allerdings könnte sein Nachname zum Problem werden. Der taucht deshalb ganz bewusst nicht auf den Wahlplakaten auf.
Acht Jahre war Jeb Bush Gouverneur von Florida, und er lebt dort nach wie vor. Sein Auftritt im Miami Dade College, das eine multikulturelle Studentenschaft hat, sollte offensichtlich signalisieren, dass er auch Wähler aus der Latino- und der schwarzen Bürgerschaft ansprechen will. Das Land, so Jeb Bush, sei auf einem schlechten Kurs und jeder müsse sich die Frage stellen, was er dagegen tun wolle.
"Ich habe mich gefragt, was ich tun will - und ich werde als Präsidentschaftskandidat antreten!"
Vier Prozent Wachstum und 19 Millionen neue Arbeitsplätze halte er für möglich. Klassische republikanische Themen: Steuersenkungen, Bürokratieabbau, das Wecken gesellschaftlicher Produktivkräfte. Wachstum, Sanierung der Staatsfinanzen, mehr Arbeitsplätze, das habe er auch als Gouverneur von Florida geschafft, so Jeb Bush.
Der Irak-Krieg ist noch immer ein Thema
Leslie Sanchez, eine republikanische Politikberaterin, meint, das sei zwar richtig, aber Bush habe ein Problem - und zwar mit seinem Familiennamen, der nicht ohne Grund auf seinen Wahlplakaten nicht auftauche.
"Es gibt die Sorge bei Konservativen an der Basis, dass er zuviel Geld ausgeben wird, wie auch sein Bruder George Bush. Sie befürchten, dass er ein Big Government-Konservativer ist."
Viel Geld kostete der Irak-Krieg. Jeb muss dem Ruf entkommen, lediglich eine jüngere Version seines Bruders George zu sein. Auch viele Republikaner halten den Irak-Krieg rückblickend für einen Fehler. Und Jeb Bush brauchte Tage, um sich von der Irak-Politik seines Bruders zu distanzieren - ein blamabler Faux Pas, denn auf die Frage nach dem Irak hätte er vorbereitet sein müssen. Doch insgesamt will auch Jeb Bush in der Außenpolitik mehr amerikanische Handlungsbereitschaft zeigen - zumindest mehr als die jetzige Administration.
"Das Team Obama/Clinton/Kerry hat eine Außenpolitik betrieben, die Krisen hat schwelen lassen, der Gewalt nichts entgegengesetzt hat, die Feinde nicht benannt hat, die Freunden nicht geholfen hat und tatenlos dem Zerfall von Bündnissen zugeschaut hat."
Versprechen für Hispanics
Bush gilt als moderater Konservativer in der Republikanischen Partei. Seine liberale Haltung in der Einwanderungspolitik passt den Erzkonservativen gar nicht. Bush hingegen will die Hispanics erreichen, die am schnellsten wachsende Wählergruppe in den USA.
"Ich werde für eine wirksame Reform der Immigrationspolitik eintreten, für ein neues Immigrationsgesetz."
Jeb Bush muss sich erst einmal in seiner eigenen Partei durchsetzen, und er ist nicht der klare Favorit, als den man ihn noch vor wenigen Monaten eingestuft hatte. Doch er habe jetzt die Chance, sich selbst zu definieren, meint Politikberaterin Leslie Sanchez.
"Er muss sich nicht als Republikaner des Establishments neu erfinden, sondern als neuer Typus des Republikaners. Das wird schwierig, aber er hat einen Lebenslauf, der das abbildet."
Hillary Clinton, die am vergangenen Samstag ihre erste größere Rede gehalten hat, und Jeb Bush haben ein ähnliches Problem. Hillary Clinton muss darstellen, dass sie nicht lediglich eine Verlängerung der Amtszeit ihres Mannes oder der Barack Obamas ist. Jeb Bush muss zeigen, dass er nicht in den Fußstapfen seines Bruders wandelt. Die amerikanische Aversion gegen alles, was nach dynastischer Machtausübung aussieht, zwingt beide dazu, die Individualität ihres Lebensweges zu betonen. Ob das authentisch gelingt, müssen die Wähler beantworten.