US-Gefängnis Rikers Island

Brutal und außer Kontrolle

22:02 Minuten
"Torture Island" steht auf einem Schild bei einem Protest in NYC vor der City Hall in Manhattan, weil im Rikers Island Gefängnis Familienangehörige zu Tode kamen.
Zwölf Tote im Knast Rikers Island in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 wurden bei einer Protestveranstaltung im Oktober 2021 vor der City Hall in New York City beklagt. © Getty Images / Corbis / Andrew Lichtenstein
Peter Mücke im Gespräch mit Andre Zantow · 21.06.2022
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Rikers Island gilt als größter Gefängniskomplex der Welt. Die Zustände auf der New Yorker Insel sind offenbar katastrophal: Gangs haben Trakte übernommen, Insassen sterben durch Gewalt und mangelnde Versorgung. Washington droht mit Zwangsverwaltung.
Seit 1932 wird Rikers Island als Gefängnis genutzt. Die Insel im East River zwischen den New Yorker Stadtteilen Bronx und Queens ist bis heute abgeschottet. Journalisten haben keinen Zugang, aber ihnen würden immer wieder Videos aus dem Inneren – etwa aus Überwachungskameras – zugespielt, die zeigten, wie katastrophal die Zustände seien, so US-Korrespondent Peter Mücke:
"Insassen sterben, weil sie eine unzureichende medizinische Versorgung erhalten, allein in diesem Jahr hat es 500 Messerstechereien gegeben, Häftlinge sterben an Drogenüberdosis, es gibt Suizide, es gibt gewaltsame Übergriffe des Personals, in einigen Trakten haben auch Gangs die Kontrolle übernommen."
Rikers Island, der Gefängniskomplex in New York City, in einer Luftaufnahme.
Lange Zeit war Rikers Island nur per Schiff zu erreichen, inzwischen gibt es eine gut gesicherte Brücke.© Getty Images / John Moore
So gebe es beispielsweise Aufnahmen davon, wie sich Beamte über den epileptischen Anfall eines Häftlings lustig machen. Kurze Zeit später sei der Mann tot in der Zelle aufgefunden worden, weil er seine Medikamente nicht erhalten habe. Ihn erinnere das an Zustände in Gefängnissen in Südamerika, aber nicht in einem reichen Land, wie den USA.

Sechs Tote in diesem Jahr

Sechs Menschen sind in diesem Jahr schon hinter den Mauern von Rikers Island gestorben. Im vergangenen Jahr waren es 16. Es gibt regelmäßig Demonstrationen gegen die Verhältnisse auf der Insel. Auch Schließungspläne liegen auf dem Tisch. Jetzt hat die Bundesregierung in Washington eine Zwangsverwaltung angedroht. Darüber soll jetzt eine Richterin entscheiden.
Doch der neue New Yorker Bürgermeister Eric Adams, der seit Januar im Amt ist, will keine Zwangsverwaltung und hat seinen langjährigen Weggefährten Louis Molina mit dieser Aufgabe betraut. Aber passiert sei bisher noch "nicht viel", so US-Korrespondent Peter Mücke. Zudem habe Bürgermeister Adams andere Prioritäten: Er wolle die Wirtschaft ankurbeln, Touristen in die Stadt holen, der Waffengewalt den Kampf ansagen und zur Krypto-Hauptstadt machen.

2,1 Millionen Gefangene in den USA

Auf Rikers Island sind derzeit 5500 Menschen inhaftiert. Früher waren es bis zu 17.000 Häftlinge. Insgesamt sind es in den USA 2,1 Millionen – pro Kopf weit mehr als in allen anderen westlichen Industrienationen. Und – zumindest nach den offiziellen Zahlen die meisten weltweit.
Immer wieder werden Rufe nach Reformen laut. Für kleine Delikte kann man in den USA schnell im Gefängnis landen, wenn man nicht das Geld für eine Kaution hat. Das sei ein Grund, warum überproportional viele Afroamerikaner und Latinos hinter Gittern sitzen, erklärt Peter Mücke.
Auch Präsident Joe Biden hat angekündigt die "Masseninhaftierung zu reduzieren". Passiert ist bisher nichts.

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