Die E-Zigarette sorgt für eine Epidemie
Sie sieht aus wie ein USB-Stick: Die E-Zigarette Juul ist bei amerikanischen Jugendlichen ein großer Erfolg. Ärzte warnen jedoch davor, dass der Trend eine ganze Generation nikotinsüchtig macht. Nun will der Hersteller eingreifen.
Es hat inzwischen sogar einen eigenen Namen: juulen. Von Juul, der mit Abstand populärsten E-Zigarette in den USA. Vor allem bei Jugendlichen, die eigentlich noch gar nicht rauchen dürften. Aber es sehe so cool aus, so Hightech-mäßig, sagt Emily.
Juul ist inzwischen der Renner auf Schulhöfen, Schultoiletten und sogar im Klassenzimmer. Juul gilt als cool. Sieht aus wie ein USB-Stick und lässt sich in der Hand verstecken. Der Dampf ist so schnell weg, dass man einen Zug nehmen kann, wenn der Lehrer gerade nicht schaut.
"Mit einer Zigarette kannst Du Dich als Jugendlicher nicht sehen lassen. Aber mit einer Juul schon. Es ist cool zu juulen", sagt der Schüler Matt Waxman, der eine Kampagne gegen Juul gestartet hat.
Trend mit hoher Suchtgefahr
"Da wird eine Generation von Nikotinsüchtigen herangezogen" warnen Ärzte und Jugendschützer. Und in der Tat: Drei Millionen amerikanische Jugendliche sollen bereits regelmäßig juulen.
"Das Problem war, dass alle geschlafen haben, als der Wechsel kam. Und als wir aufwachten, hatten wir schon eine Epidemie", sagt Matt Myers vom Verein gegen Tabakkonsum.
Im Juul-Stick sitzt ein Verdampfer, den man am Laptop aufladen kann. Unten hinein kommt eine Patrone mit dem Stoff, um den es geht. Nikotin, in verschieden Geschmacksrichtungen von Mango bis Creme Brulè.
Eine reicht für 200 Züge, insgesamt etwa so viel Nikotin wie in einer Schachtel Zigaretten. Er wollte aufhören, sagt ein anderer Jugendlicher, aber es sei so intensiv, dass er es nicht schaffe. Und Margarida hat auch weiter gemacht, nachdem ihre Eltern sie erwischt hatten.
Der Hersteller wird vom Erfolg überrollt
Und wie beim Smartphone, gibt es für Juul alles Mögliche an Zubehör, von bunten Schutzhüllen bis schicken Etuis. Ein Starter Set mit vier Patronen kostet knapp 60 Dollar, vier weitere Patronen um die 25. Juul selbst wirbt damit, mehr als eine Alternative zum Rauchen zu sein. Die Werbung suggeriert, wer juule, sei vom Rauchen weg. Mike: "Innerhalb einer Woche war klar, dass ich keine Schachtel Zigaretten mehr angefasst habe, während ich zu Juul wechselte."
Mit solchen Geschichten im Internet, aber auch in der Radiowerbung wirbt Juul um Raucher. Unter den Jugendlichen juulen aber viele, die nie geraucht haben. Die öffentliche Kritik richtet sich auch deshalb gegen den Hersteller, ein kleines Start-up, das selbst von seinem Erfolg überrollt wurde. Er kreiere eine ganze Generation von Abhängigen.
Die Chefin Ashley Gould, sagt, das sei nicht so gewollt. Man vermarkte doch nur an Erwachsene und verspricht etwas gegen den Hype unter den Jugendlichen zu tun: " Wir wollen verantwortlich im Markt sein. Wir nehmen die Kritik ernst, dass wir das hätten wissen sollen. Jetzt wissen wir es und arbeiten hart daran."
Juul ist in der EU nicht zugelassen. Eben weil der Nikotingehalt in der Flüssigkeit so hoch ist. Ende November kündigte das Unternehmen aber neue Produkte an. Weniger konzentriertes Nikotin, das aber besser verdampft wird. Die Wirkung ist gleich und soll gleichzeitig europäische Normen erfüllen.