Uwe Knop: "Ernährungswahn - Warum wir keine Angst vorm Essen haben müssen"
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2016, 187 Seiten, 9,99 Euro
Iss, was du willst – alles andere ist Käse!
Uwe Knop hat sich in seinem Werk "Ernährungswahn" entsprechende Studien vorgenommen: Viele dieser - wie er sagt - "Beobachtungsanalysen" hielten wissenschaftlichen Erkenntnissen kaum stand. Sein Buch bleibt aber leider oberflächlich und reißerisch.
"Schokolade macht nicht dick"; "Zucker macht krank"; "Dicke Menschen leben länger" – das sind nur einige Ernährungs-Schlagzeilen der letzten Zeit.
Für Uwe Knop sind diese Aussagen keine Ratschläge, ganz im Gegenteil: Er glaubt, sie verunsichern die Menschen. Keiner weiß mehr, was gesund oder schlecht ist – und damit beginnt der "Ernährungswahn".
In seinem gleichnamigen Buch zeigt der diplomierte Ernährungswissenschaftler seine Sicht auf unser modernes Essverhalten: "Die Dauerbeschäftigung mit vermeintlich gesunder Ernährung braucht niemand. Die kritische Analyse von über 1000 Studienergebnissen der letzten neun Jahre zeigt unmissverständlich: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine Ernährungsform oder gar ein Lebensmittel krank, gesund, schlank oder dick macht."
Mut macht uns zu mündigen Essern
Ernährungsstudien seien fast immer Beobachtungsstudien, stellt Knop fest. Damit könnten nur Aussagen zu auffälligen, statistischen Zusammenhängen getroffen werden, nicht zu Ursache und Wirkung. Eine Studie die zu dem Schluss kommt "Wurst erhöht das Diabetesrisiko" könne also höchstens einen beobachteten Zusammenhang liefern – keine Gründe.
Deswegen ermutigt Knop seine Leser, wieder zu mündigen Essern zu werden und empfiehlt ihnen eine neue, kulinarische Lebensphilosophie:
"Ich esse, was ich will! Ich werde wieder auf meinen Hunger, meine Lust und meinen guten Geschmack vertrauen! Ich werde nicht länger auf Furchteinflößer und Verzichtspropagandisten hören, die gebetsmühlenartig predigen, genussvolles Essen sei die Quelle von Krankheit und Unglück."
Der große Gegner: staatliche Organisationen
Zu diesen "Furchteinflößern" gehören für Knop unter anderem die Medien, die zu leichtfertig Studienergebnisse übernehmen und die Wissenschafts-Community, die methodisch unsauber arbeitet.
Knops größter Gegner aber sind staatliche Organisationen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung etwa bildet mit ihren Regeln für gesundes Essen die Speerspitze der "Ernährungspropaganda".
"Und der Staat zahlt fleißig für die Verbreitung dieser pseudowissenschaftlichen Phantasien – mitfinanziert aus Ihrem Portemonnaie."
Der Ernährungswissenschaftler Knop sieht seine eigene Zunft in einer Glaubwürdigkeits-Krise, vielleicht hat er Recht. Man kann auch über die Aussagekraft von Beobachtungsstudien diskutieren und die Industrie dafür kritisieren, überteuerte Lebensmittel für Veganer oder andere Spezialesser zu verkaufen.
Diese und weitere gute Punkte spricht Knop an, aber leider bleiben diese Aussagen auf den gut 180 Seiten kaum hängen. Vielmehr überstrahlt der reißerische Rundumschlag sein an sich gutes Anliegen: Auf den eigenen Körper zu hören und essen, wenn man Hunger hat.