Making van Gogh – Geschichte einer deutschen Liebe
23. Oktober 2019 – 16. Februar 2020
Städel Museum, Frankfurt am Main
Wer ernsthaft krank ist, kann nicht kreativ sein
06:41 Minuten
Syphilis, Schizophrenie, bipolare Störung: Worunter litt van Gogh? Eines ist für den Psychiater Matthias Holm-Hadulla klar: Seine Kunst schuf der Maler trotz und nicht wegen seiner Störungen. Und dann ist da noch die Frage: Was verbindet Goethe mit Madonna?
Vincent van Gogh und sein abgeschnittenes Ohr: Bis heute steht dies ikonenhaft für den wahnsinnigen Künstler. Doch welchen Zusammenhang gibt es eigentlich zwischen Kreativität und Psyche? Rainer Matthias Holm-Hadulla, Professor für psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Heidelberg, meint: "Schwere psychische Störungen beeinträchtigen immer die Kreativität." Unter einer schweren Depression oder Demenz könne man nichts Produktives tun.
Stabilität, Disziplin, Gesundheit
Die Störung bei van Gogh sei vielschichtig gewesen, er habe zudem eine schwierige Kindheit und Belastungen wie Armut erlebt, so Holm-Hadulla: "Er war eben kreativ, obwohl er auch Störungen hatte." Kreativität werde häufig mit Ideenfindung gleichgesetzt - der tolle Einfall in der Psychose oder unter Drogen. Das sei aber nicht das Entscheidende: "Das Entscheidende ist ja die künstlerische Ausführung. Dazu braucht man Stabilität, Disziplin, letztendlich auch Gesundheit."
Goethes Stimmungsschwankungen
Goethe habe starke Stimmungsschwankungen gehabt, er habe seine Schwermut gepflegt. Aber in diesem Zustand habe er angefangen, kreativ zu arbeiten. Kreative Melancholie sei nicht krankhaft, sondern "ein Zustand der Labilisierung, den man nutzen kann". Holm-Hadulla verweist auch auf die schwierigen Kindheitserfahrungen von Superstar Madonna, die früh ihre Mutter verloren habe: "Da ist der Blues eher ein Antrieb zur Aktivität."
Gibt es also keine glücklichen Künstler? - "Ganz im Gegenteil. Ich glaube sogar, das umkehren zu können, dass wir in der Kunst das Glück finden und machen."
(bth)