Blues, Soul und Kritik an der Coronapolitik
09:11 Minuten
"Latest Record Project" heißt das 36. Album des irischen Bluessängers Van Morrison. Bereits zuvor kritisierte er in Songs die Coronamaßnahmen der britischen Regierung - und so auch auf dem neuen Album.
Der legendäre irische Bluessänger Van Morrison ist im vergangenen Jahr musikalisch durchaus hörbar in Erscheinung getreten – und zwar gleich mit mehreren Songs, in denen er laut und deutlich die Coronamaßnahmen der britischen Regierung kritisierte. "No More Lockdown" war einer davon.
Er hat damit viel Kritik, unter anderem auch des irischen Gesundheitsministers auf sich gezogen. Nun bringt der 75-Jährige ein neues Album heraus. Es ist seine bereits 36. Platte und trägt den Titel "Latest Record Project Volume 1".
"Ein klares Verschwörungsnarrativ"
Lässt man die Texte außen vor, klinge das Album absolut nach dem klassischen, gut gelaunten Van Morrison, sagt die Musikkritikerin Jenni Zylka. Blues und Soul, mit viel Verve gesungen, mit Orgel und klassischem mehrstimmigem weiblichem Backgroundchor abgerundet.
Aber wie politisch ist das Album wirklich? Unter den 28 Songs seien drei bis vier textlich eindeutig nicht politisch, sondern Liebessongs oder Lieder über das Leben auf dem Land oder ähnliche Themen, sagt Zylka.
Die meisten Stücke seien mindestens ambivalent interpretierbar. Und ein paar wenige Songs seien sehr eindeutig zu verstehen. Sie stellten sehr deutlich Van Morrisons Position zur Coronapolitik klar, vor allem dazu, wie man mit ihm umgegangen sei, wie er sich fühle. Dazu gehöre beispielsweise "They Own the Media".
Darin heiße es etwa "They control the story we are told". Es gehe also um eine Gruppe, zu der man selbst nicht gehöre, erklärt Jenni Zylka. "Und die kontrolliert von irgendwo die Geschichten, die wir hören. Eine Gruppe, die uns Übles will. Das ist ein klares Verschwörungsnarrativ. Medienkontrolle und Fake News sind ja die Begriffe der Stunde." Damit habe sich Van Morrison klar positioniert.
Musikalisch weniger interessant
Im Song "Double Bind" – zu Deutsch: "Zwickmühle" – verhalte es sich ähnlich. Da singe er:"You have to break the double bind / mind control keeps up in line". Das könne man kaum anders verstehen, denn als Kritik an aktueller Politik, an den Maßnahmen gegen das Coronavirus; vor allem aber als Kritik an angeblich nicht erlaubten Meinungsäußerungen, was mit dem sich wiederholenden "mind control" ausgedrückt werde, also, dass alle gleichgeschaltet seien.
Musikalisch findet Zylka die Platte eher wenig interessant. Aber sie sei ein Zeichen dafür, wie die momentane Situation das Publikum immer mehr dazu zwinge, sich zu positionieren. Bislang habe man gewusst, welche Künstlerinnen oder Künstler in welcher Weise politisch sind. Nun stelle sich offenbar die Frage, was man eigentlich über einen Künstler wissen müsse, um die Musik hören zu können.
(abr)