Ernährer, Spielpartner, Elternabendvermeider
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Papa geht arbeiten, Mama kümmert sich um die Kinder - dieses traditionelle Rollenbild ändert sich. Wirklich gleichberechtigt ist die Verteilung der Aufgaben rund ums Kind bislang trotzdem nicht, sagt der Soziologe Michael Meuser.
Der Himmelfahrtstag gehört den Vätern. Während sich an dieser Tradition wohl bis auf Weiteres kaum etwas ändern wird, gerät eine andere schon seit längerem ins Wanken - dass sich die Rolle des Vaters weitgehend auf die Funktion des Ernährers beschränkt.
Wunsch nach Beteiligung
Aus mehreren Studien wisse man, dass sich die Einstellung zur Vaterschaft verändert habe, sagt Michael Meuser, Professor für Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der Technischen Universität Dortmund. Vor allem bei jüngeren Männer habe sich ein Verständnis von Vaterschaft herausgebildet, das nicht mehr nur auf dem traditionellen Modell des Ernährers beruhe. "Bei diesen jüngeren Männern ist ganz klar zu sehen, dass sie ein starkes Interesse haben, an der Betreuung der Kinder zumindest beteiligt zu sein."
Lieber spielen als zum Elternabend
Trotzdem gebe es nach wie vor geschlechtstypische Unterschiede, wer im Umgang mit den Kindern welche Aufgabe übernehme, so Meuser. "Da gibt es in Studien - nicht nur in Deutschland, sondern auch international - den Befund, dass es eine gewisse Tendenz gibt, dass Väter eher mit den Kinder spielen, als dass sie zum Elternabend in der Schule gehen." Auch um die Nahrungszubereitung kümmerten sich die Mütter mehr als die Väter, vor allem bei kleineren Kindern.
Geburt und Retraditionalsierung
Belegt sei inzwischen auch, dass mit der Geburt des ersten Kindes eine Retraditionalisierung der Rollen einsetze, so der Soziologe. "Das ist ein Befund, der gut bestätigt ist - und der sicherlich auch schon einen Hinweis darauf gibt, dass man jetzt in der gegenwärtigen Coronazeit nicht unbedingt damit rechnen darf, dass das jetzt der Anlass wäre, um egalitäre Strukturen durchzusetzen."