Gutes auf der Haut
Schuhe aus Kork, Dessous aus Hanf, Pullis aus Sojafasern: An veganer Mode scheiden sich die Geister. Manche finden sie einfach bloß hässlich, für andere ist sie ein Beitrag zum besseren Leben. Wir haben geschaut, was die Berliner Szene zu bieten hat.
Das Geschäft des Berliner Mode-Duos Umasan liegt in einem schicken, dunkel-grauen Gebäude – und korrespondiert gut mit der im Inneren ausgestellten Kleidung. Fließende Shirts und Hosen, asymmetrisch geschnittene Hemden, fast ausschließlich schwarz und ganz oft unisex. Zeitloser Look, von japanischer Ästhetik inspiriert.
Hier treffe ich Sandra Umann, die mit ihrer Schwester Anja das High-End-Label gegründet hat. Acht Jahre lang haben sich die beiden vegan ernährt – doch irgendwann war ihnen das nicht genug.
"Den Lifestyle zu führen, das heißt in der Mode auch, sich so zu kleiden, das ging gar nicht. Da haben wir überhaupt nichts gefunden und haben auch bemerkt, dass die Modebranche so oberflächlich ist und so ignorant eigentlich mit diesen neuen Themen, und das war eigentlich gut genug für uns zu sagen, da möchten wir Statement setzen und gern inspirieren und Vorreiter sein."
Sandra zeigt ein Hemd aus recycelten Plastikflaschen: Es ist dunkelgrau, reflektiert genau wie Seide, und fühlt sich sehr weich an. Genauso wie das T-Shirt daneben, aus Buchenholzfasern und ein bisschen Elastin.
"Das ist uns ganz wichtig, dass sie wirklich schön weich sind, sich angenehm tragen lassen, die Fasern."
Die Materialien sind aber nicht nur weich und angenehm auf der Haut. In manchen von ihnen stecken Algen oder Zink, einige haben auch UV-Schutz integriert
– alles für die Pflege der Haut.
"Es wirkt genauso wie eine Hautcreme, das heißt, es interagiert mit der Haut über Feuchtigkeit. Die Haut ist eigentlich den ganzen Tag leicht feucht, und über diese Feuchtigkeit ist sie aufnahmefähig. Und wenn dann dieser Stoff auf der Haut liegt, dann gehen die Mineralien tatsächlich in den Organismus rein und tun ihr Gutes."
Vegane Unterwäsche
Dass vegane Mode auch bei der Unterwäsche funktioniert, lerne ich bei Scarlett Großelanghorst kennen. Die Vegan-Dessous-Designerin hat vor drei Jahren das Modelabel "Lost in Wonderland" gegründet. Mit ihr zusammen schaue ich mir den schwarzen BH aus Musselin an, den sie entworfen hat.
"Es ist einfach sehr, sehr weich, sehr elastisch und trotzdem unglaublich fest, wenn man jetzt dran zieht. Also ich ziehe grad ganz fest an dem Rückenteil, aber ich kann ziehen wie ich will, es geht nicht kaputt."
Neben der Alltagstauglichkeit sind der Berlinerin auch Ästhetik und Sinnlichkeit
wichtig. Dafür nutzt sie einen Mix aus hochwertiger Naturfaser, der sich wie Seidenchiffon anfühlt – und:
"Ich kombiniere das Ganze mit historischen Spitzen. Das sind französische Calais-Spitzen, die werden auf bis zu 200 Jahre alten Maschinen bestickt."
Vegane Mode verdient für die Modedesignerin ihren Namen nur, wenn sie auch umweltfreundlich und fair ist. Deshalb sind kurze Transportwege und Öko-Bewusstsein ein selbstverständlicher Teil ihrer Mode.
"Noch viel wichtiger als rein dieses Schlagwort vegan sehe ich oft auf die Nachhaltigkeit. Und das Schöne an der veganen Mode ist, dass diese Firmen und auch die Konsumenten wahnsinnig nachhaltig denken. Ich denke einfach, dass dieser Nachhaltigkeitsgedanke durch dieses ganze Vegane sehr verstärkt wird, dass es unglaublich wichtig ist."