Veganer Entenbraten zu Weihnachten
In Hamburg fuhr sie Taxi, in Brandenburg stellte sie ihre Ernährung um – und schrieb über all das in ihren erfolgreichen Romanen: die Schriftstellerin Karen Duve. Susanne von Schenck hat sie auf ihrem Bauernhof besucht und sie gefragt, was ihr heilig ist.
"Mir ist es heilig, jeden Morgen ausschlafen zu können. Das schaffe ich gar nicht immer, aber es kommt, glaube ich, nicht öfter als so zwei-, dreimal im Jahr vor, dass ich mir 'nen Wecker stellen muss und das empfinde ich als einen extremen Tabubruch und als brutalen Eingriff in mein Leben, wenn ich zu einem Zeitpunkt wach werden muss, wo ich eigentlich noch schlafen möchte.
Ich bin ganz ohne Christentum aufgewachsen, also meine Eltern sind beide schon aus der Kirche ausgetreten und ich nicht mal getauft, hab also nicht mehr mitgekriegt, als dass ich natürlich in so 'ner christlich-evangelischen Welt aufgewachsen bin. Heilig im spirituellen, christlichen Sinn – so was gibt es in meiner Welt gar nicht.
Ich steh total auf Weihachten, ich finde Weihnachten richtig gut, hat bei mir jetzt keinen christlichen Hintergrund, aber ist für mich ein richtig schönes Fest, weil es auch ein so komisches, so ganz würdevolles, pathetisches, melancholisches Fest ist. Diese Extravaganz, die dann alle so mit ihren Häusern treiben, indem sie sie so merkwürdig schmücken. Alle Häuser werden so ein bisschen tuntenhaft aufgeglitzert, manche machen das auch außerhalb und hängen ihr Haus mit Lichtern voll. Ich hab da unheimlich Spaß dran und finde, dass es diesen schrecklich langen Winter bei uns immer ein bisschen unterbricht.
Ich find's gut, dass der Sonntag geheiligt wird, dass es einen Tag in der Woche gibt, wo wir nicht alle wie die Blöden in die Geschäfte laufen, obwohl das natürlich auch immer weiter aufgeweicht wird. Das kann man natürlich so sagen, was geht mich das Christentum an, ich kauf ein, wann ich will, warum soll ich mich danach richten. Ich finde das aber ganz schön, dass es einen Tag in der Woche gibt, wo man sich mal auf sich selbst ein bisschen besinnen muss. Das heißt nicht, dass diese Sonntage immer schön sind. Ich hab das auch als ganz unangenehme Sonntage gerade als Kind in Erinnerung, wo man nicht weiß, wohin mit sich. Aber dass man auf sich selbst zurückgeworfen wird, finde ich einen guten Einfall.
Ich habe mich immer schon zugehörig gefühlt zum Tierreich und habe schon als Kind viel ferngesehen. In meiner Jugend gab es vor allem immer Tierfilme. Mich hat das ganz doll fasziniert, hat mir aber auch so eine Grundmelancholie und vielleicht sogar Verzweiflung dem Leben gegenüber bereitet, weil ich das irgendwann auch verstanden hab, dieses ganze Prinzip des Fressens und Gefressenwerdens.
Das, was wir essen, hat direkte Konsequenzen für die Tiere, die für diese Nahrung herhalten müssen. Weil eben so ein Huhn nicht 18 Jahre alt wird, wie das normalerweise sein könnte, sondern die werden, nachdem sie ein Jahr Eier gelegt haben, geschlachtet. Und zehn Prozent sterben schon vorher davon. Und wenn diese kleinen Kücken schlüpfen, dann sind die Hälfte nun mal Hähne, das ist die Wahrscheinlichkeit dabei, das 50 Prozent des Schlupfes Hähne sind, und die werden dann lebendig gehäckselt, die kommen in so eine riesige Art Moulinex oder werden vergast, jedenfalls auf äußerst unschöne Weise umgebracht, und all das ist eben der Hintergrund, wenn man eben so ein Ei auf dem Frühstückstisch hat.
Ich hab mir einen veganen Entenbraten gekauft, der dann auch erstaunlich ähnlich war, aber nicht ähnlich genug. Ja, der hat nicht diese weihnachtlich-festliche Stimmung, die ich damit verbunden hab, rübergebracht. Ich hab auch gemerkt, dass dieser Verzicht nicht so schlimm war, wie ich mir das vorgestellt hab. Ich dachte, Weihnachten ohne Ente, ohne Gans, das geht doch gar nicht, das gehört dazu. Es ist aber auch was Kindisches, was Autistisches, das man Sachen genauso wiederfeiern will, wie man das jedes Jahr macht, da darf nichts verändert werden und als erwachsener Mensch kann man sich schon mal auf eine Veränderung einlassen."
"Was mir heilig ist"
Weihnachtliche Reihe in Fazit
Ich bin ganz ohne Christentum aufgewachsen, also meine Eltern sind beide schon aus der Kirche ausgetreten und ich nicht mal getauft, hab also nicht mehr mitgekriegt, als dass ich natürlich in so 'ner christlich-evangelischen Welt aufgewachsen bin. Heilig im spirituellen, christlichen Sinn – so was gibt es in meiner Welt gar nicht.
Ich steh total auf Weihachten, ich finde Weihnachten richtig gut, hat bei mir jetzt keinen christlichen Hintergrund, aber ist für mich ein richtig schönes Fest, weil es auch ein so komisches, so ganz würdevolles, pathetisches, melancholisches Fest ist. Diese Extravaganz, die dann alle so mit ihren Häusern treiben, indem sie sie so merkwürdig schmücken. Alle Häuser werden so ein bisschen tuntenhaft aufgeglitzert, manche machen das auch außerhalb und hängen ihr Haus mit Lichtern voll. Ich hab da unheimlich Spaß dran und finde, dass es diesen schrecklich langen Winter bei uns immer ein bisschen unterbricht.
Ich find's gut, dass der Sonntag geheiligt wird, dass es einen Tag in der Woche gibt, wo wir nicht alle wie die Blöden in die Geschäfte laufen, obwohl das natürlich auch immer weiter aufgeweicht wird. Das kann man natürlich so sagen, was geht mich das Christentum an, ich kauf ein, wann ich will, warum soll ich mich danach richten. Ich finde das aber ganz schön, dass es einen Tag in der Woche gibt, wo man sich mal auf sich selbst ein bisschen besinnen muss. Das heißt nicht, dass diese Sonntage immer schön sind. Ich hab das auch als ganz unangenehme Sonntage gerade als Kind in Erinnerung, wo man nicht weiß, wohin mit sich. Aber dass man auf sich selbst zurückgeworfen wird, finde ich einen guten Einfall.
Ich habe mich immer schon zugehörig gefühlt zum Tierreich und habe schon als Kind viel ferngesehen. In meiner Jugend gab es vor allem immer Tierfilme. Mich hat das ganz doll fasziniert, hat mir aber auch so eine Grundmelancholie und vielleicht sogar Verzweiflung dem Leben gegenüber bereitet, weil ich das irgendwann auch verstanden hab, dieses ganze Prinzip des Fressens und Gefressenwerdens.
Das, was wir essen, hat direkte Konsequenzen für die Tiere, die für diese Nahrung herhalten müssen. Weil eben so ein Huhn nicht 18 Jahre alt wird, wie das normalerweise sein könnte, sondern die werden, nachdem sie ein Jahr Eier gelegt haben, geschlachtet. Und zehn Prozent sterben schon vorher davon. Und wenn diese kleinen Kücken schlüpfen, dann sind die Hälfte nun mal Hähne, das ist die Wahrscheinlichkeit dabei, das 50 Prozent des Schlupfes Hähne sind, und die werden dann lebendig gehäckselt, die kommen in so eine riesige Art Moulinex oder werden vergast, jedenfalls auf äußerst unschöne Weise umgebracht, und all das ist eben der Hintergrund, wenn man eben so ein Ei auf dem Frühstückstisch hat.
Ich hab mir einen veganen Entenbraten gekauft, der dann auch erstaunlich ähnlich war, aber nicht ähnlich genug. Ja, der hat nicht diese weihnachtlich-festliche Stimmung, die ich damit verbunden hab, rübergebracht. Ich hab auch gemerkt, dass dieser Verzicht nicht so schlimm war, wie ich mir das vorgestellt hab. Ich dachte, Weihnachten ohne Ente, ohne Gans, das geht doch gar nicht, das gehört dazu. Es ist aber auch was Kindisches, was Autistisches, das man Sachen genauso wiederfeiern will, wie man das jedes Jahr macht, da darf nichts verändert werden und als erwachsener Mensch kann man sich schon mal auf eine Veränderung einlassen."
"Was mir heilig ist"
Weihnachtliche Reihe in Fazit