Mathias Rohe, Direktor des Zentrums für Islam und Recht in Europa an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, hat gerade ein Buch zur Situation des Islam in Deutschland herausgebracht:
Mathias Rohe: "Islam in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme"
C.H. Beck, 2016, 416 Seiten, 16,95 Euro
Was tun mit 20.000 Koranen?
Was soll mit den 20.000 Koran-Ausgaben passieren, die beim Verbot des Salafisten-Vereins "Die wahre Religion" beschlagnahmt wurden? Der Islamwissenschaftler Mathias Rohe rät, gemeinsam mit islamischen Organisationen eine Lösung zu finden. Auf keinen Fall dürften die Bücher vernichtet werden.
Das Innenministerium rätselt, was mit den 20.000 Koranen passieren soll, die beim Verbot des islamistisch-salafistischen Vereins "Die wahre Religion" beschlagnahmt wurden. Schreddern, pulverisieren oder sonstwie vernichten?
Der Islamwissenschaftler Mathias Rohe von der Universität Erlangen rät dringend davon ab, die Bücher zu vernichten. Besser sei es, sie "irgendwo zu lagern und ihrem Schicksal zu überlassen". Alles andere werde zum einen für Irritation bei den muslimischen Gemeinden sorgen, zum anderen liefere man damit unnötige Munition.
Den Islamisten keinen Vorwand liefern
Wenn man die Bücher vernichte, "würde man damit das Geschäft derer betreiben, deren Tätigkeit man da jetzt verboten hat – weil die natürlich daraus Honig saugen".
Selbst wenn es keine theologischen Gründe gäbe, die Vernichtung zu verbieten – bei den beschlagnahmten Exemplaren handelt es sich um Koran-Übersetzungen, die, streng theologisch betrachtet, nicht als Verbreitungsmedium für das Wort Gottes akzeptiert würden -, sei es doch unter dem gesellschaftspolitischen Aspekt "sehr unklug".
Bevor endgültig über den Verbleib der Bücher entschieden werde, sei es jedenfalls ratsam, sich mit islamischen Organisationen zu beraten.
"Schon allein, weil man damit zum Ausdruck bringt: Wir respektieren eure Haltung zu diesen Dingen, wir wollen keinen Unfrieden stiften, wir wollen, dass respektvoll mit diesen Dingen umgegangen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass man dann zu sehr pragmatischen Lösungen kommen würde."
Welche Lösung letztlich auch gefunden werde - es sei deutlich zu machen, dass sich die Aktion nicht gegen den Islam, sondern gegen Extremisten wende.