Ein überfälliges Thema
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Der Kolonialismus mit seinen Folgen für die Gesellschaft und der unbearbeitete Rassismus seien ein überfälliges Thema auch für die Literatur, sagt die Publizistin und Professorin Christina Weiss.
Berliner Museen und Kultureinrichtungen sollen sich in den kommenden fünf Jahren stärker ihrer Kolonialgeschichte stellen. Drei Millionen Euro kommen dafür von der Berliner Kulturverwaltung und der Kulturstiftung des Bundes. Das Modellprojekt soll die historische Rolle Berlins als koloniale Metropole beleuchten. Dabei geht es auch um die problematischen Nachwirkungen dieser Geschichte bis in die heutige Zeit. Geplant sind unter anderem Ausstellungen und ein jährliches Kulturfestival.
"Da haben wir sicherlich - wie ganz Europa - erheblichen Nachholbedarf", kommentiert die Publizistin und Professorin Christina Weiss diese Initiative. Sehr begrüßt sie es, wenn Künstlerinnen und Künstler das Themenfeld Kolonialismus bearbeiten. Der "Anstoß zum Nachdenken" sei dann meist heftiger, die Auseinandersetzung zugleich spielerischer und freier.
Kolonialismus als überfälliges Thema für die Literatur
Selbstverständlich sei, dass man in den Museen die aus den Kolonien entnommenen Kunstwerke kennzeichne. "Und man muss auch mit den Ursprungsländern eine offene Debatte darüber führen, wie diese Gegenstände, wenn sie zurückgeführt werden, behandelt werden", sagt Weiss, die von 2002 bis 2005 Kulturstaatsministerin der Bundesregierung war.
Der Kolonialismus mit seinen Folgen für die Gesellschaft und der unbearbeitete Rassismus seien ein überfälliges Thema auch für die Literatur. "Ich glaube, man muss diese Geschichten wirklich erzählen." Weiss empfiehlt in diesem Zusammenhang den Roman "Alle, außer mir" der Italienerin Francesca Melandri. Ein Roman, der die Folgen der italienischen Kolonialgeschichte bis heute anhand einer Familiengeschichte eindrucksvoll aufzeige.
(huc)