Einige der in der Sendung vorgetragenen Gedichte lassen sich unter lyrikline.org nachlesen.
Die Kraft der Poesie
82:12 Minuten
Es gibt Gedichte, die uns durchs Leben begleiten: traurig-schöne, heitere oder tröstende. Für jede Gemütslage haben Dichter Verse parat. Sie sind Seismografen unserer Gesellschaft. Welche Gedichte schätzen und lieben Sie?
"Alles, was in der Welt ist, hat Platz im Gedicht. Alles, was fehlt, erst recht", sagt Nadja Küchenmeister. Die gebürtige Berlinerin gehört zu den bekanntesten deutschen Lyrikerinnen der Gegenwart.
Gedichte geben für sie den "Glutkern" wieder: "Etwas auf kleinem Raum sagen zu können, was weit über den Raum hinausreicht." Die Lyrik mit ihren "schwebenden Inhalten" gebe ihr als Autorin viele Möglichkeiten: "Man kann durch Antippen Bedeutung schaffen."
Musik als Impuls
Gerade ist Nadja Küchenmeisters dritter Gedichtband "Im Glasberg" erschienen, in ihm zeigt sich erneut ihr Stil, der stellenweise an den Blues erinnert. Vielleicht auch, weil sie sich viel Inspiration aus der Musik holt. "Die Musik ist ein wichtiger Impuls, sowohl E- wie U-Musik. Es gibt eine Schnittmenge zwischen Lyrics und Lyrik."
Kunst der Verdichtung
"Poesie ist ein Feld, das genau so weit reicht wie Musik und Malerei", sagt der Literaturkritiker Gregor Dotzauer. Ihn fasziniert "die Kunst der Verdichtung, die von Erlebnissen bis zu Gedanken reichen kann, die Prosa so nie hinkriegt".
Von Hölderlin und Goethe bis zu Ringelnatz und Gernhardt: Für jeden Geschmack sei bei Gedichten etwas dabei, sagt Dotzauer. Auch wenn sich manches Gedicht nicht beim ersten Lesen sofort erschließe, lohne es sich, in diese Welt einzutauchen.
Lesen, immer wieder lesen
Sein Tipp: Laut lesen – und immer wieder lesen. "Das Wiederlesen von Gedichten ist sehr viel wichtiger als das von Romanen. Ich glaube, dass einem Gedichte immer vertrauter werden, wenn man sie im Laufe des Lebens wieder liest." Ein Roman hingegen könne einem auch fremd werden.
(sus)