König von Ägypten - Roberto Tagliavini, Bass
Amneris, Tochter des Königs - Anita Rachvelishvili, Mezzosopran
Aida, eine äthiopische Prinzessin - Saioa Hernández, Sopran
Radamès, Feldherr - Francesco Meli, Tenor
Ramfis, Oberpriester - Jongmin Park, Bass
Amonasro, König von Äthiopien - Amartuvshin Enkhbat, Bariton
Ein Bote - Francesco Pittari, Tenor
Oberpriesterin - Chiara Isotton, Sopran
Chor und Orchester der Mailänder Scala
Leitung: Riccardo Chailly
Die nie gehörte Aida
Eine große Überraschung - Giuseppe Verdi hat für den dritten Akt seiner Aida ursprünglich etwas ganz Anderes vorgesehen gehabt. In der Mailänder Scala gab es im Oktober die Urfassung der berühmten Oper unter Leitung von Riccardo Chailly.
Kaum eine Oper ist so staatstragend und repräsentativ wie Giuseppe Verdis "Aida". Das hat mit ihrer Entstehung zu tun. Es war ein Auftragswerk für das neu geschaffene Opernhaus in Kairo.
Häufig wird eine Beziehung der Aida zur Eröffnung des Suezkanals hergestellt. Dieses Ereignis fand jedoch statt, bevor Giuseppe Verdi eine Note geschrieben hatte für sein Monumentalwerk.
Der osmanische Vizekönigin Ägyptens, der Khedive Ismail Pascha, hätte vielleicht auch Richard Wagner oder Charles Gounod beauftragen können. Es kam aber wie es kam. Und Giuseppe Verdi beschloss, aus dem Vollen zu schöpfen.
Liebe zu Aida oder Liebe zu Ägypten
Das Personal der Oper besteht aus dem König von Ägypten, seiner Tochter Amneris, und deren Sklavin Aida. Die ist eine äthiopische Prinzessin, gefangen genommen als Geisel – Ägypten sah sich als Besatzungsmacht in Äthiopien und die dortigen Menschen als Aufständische. Die Bösen, die Hardliner in Verdis Oper sind die Priester um ihren Obersten Ramfis.
Es rumort in Äthiopien
Weil es mal wieder rumort in Abessinien, wird der General Radames dorthin geschickt, um die Äthiopier zu unterwerfen. In diesen General sind sowohl Amneris als auch Aida verliebt.
Radames‘ Sympathie gehört wiederum eindeutig der äthiopischen Prinzessin. Womit der Grundwiderspruch benannt wäre zwischen der zwischenmenschlichen Liebe und der Liebe zu einem idealisierten Vater- oder Mutterland – Patria heißt das auf Italienisch. Ein wohlklingendes Wort – für Giuseppe Verdi vielleicht das wichtigste Thema, denn die Italiener rangen ja um ihr Patria.
Riccardo Chailly dirigierte im Oktober 2020 Chor und Orchester der Mailänder Scala. Die Solorollen waren hochkarätig besetzt mit Anita Rachvelishvili als Amneris, Saioa Hernandez als Aida, Francesco Meli als Radames.
Konzertant zum Vorteil der Musik
Die Aufführung im vergangenen Oktober war pandemiebedingt konzertant. Doch Darbietungen ohne Bühnenbild und ohne Aktion im Raum nutzen sowohl der musikalischen Präzision wie auch der akustischen Klarheit. Insofern profitieren Sie als Hörerinnen und Hörer von der besonderen Lage – denn wann gibt es eine Aida schon mal als konzertante Aufführung.
Der unbekannte dritte Akt
Der Beginn des dritten Akts wurde so noch nie aufgeführt, es ist eine von Verdi später verworfene Urfassung. Herausgegeben hat diese Version der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard von der Universität Bern.
Er erläutert die Besonderheiten der Fassung und erklärt auch, weshalb es jetzt fast 150 Jahre nach der Premiere der Aida in Kairo noch neue Takte in dieser Oper zu entdecken gibt.
Der Kulturminister griff ein
Die Nachkommen Verdis halten bis heute den schriftlichen Nachlass des Komponisten unter Verschluss, weil sie an dem Bild festhalten wollen, Verdi sei ein spontan schaffender, gänzlich unintellektueller Künstler gewesen. Doch 2017 wurden die Erben durch den Kulturminister enteignet - die Rechtsstreite laufen - und viele seiner Niederschriften wurden nach Parma gebracht. Hier konnte diese Urfassung der Aida entdeckt werden, in der einige Szenen doch ganz anders ausfielen.
Teatro alla Scala, Mailand
Aufzeichnung vom 15.10.2020
Aufzeichnung vom 15.10.2020
Giuseppe Verdi
"Aida", Oper in vier Akten (Urfassung)
Libretto: Antonio Ghislanzoni
"Aida", Oper in vier Akten (Urfassung)
Libretto: Antonio Ghislanzoni