Gefährdetes Kulturgut in der Ukraine
Eine Absperrung zum Schutz vor russischen Panzern in Kiew: Der Verein "Blue Shild" will kulturelles Erbe in der Ukraine bewahren. (Symbolbild) © picture alliance / dpa / Fotobanka CTK / Pavel Nemecek
Hoffnung auf Schutz durch Haager Konvention
08:29 Minuten
Auch das kulturelle Erbe der Ukraine ist gefährdet: die vielfältigen Museen, Welterbestätten, Archive und archäologischen Fundorte. Diese zu bewahren, hat sich der Verein "Blue Shield" zum Ziel gesetzt.
„Es geht auch um das Erbe, die kulturelle und nationale Identität der Ukraine, die sich gerade im Museum manifestiert, wo man wirklich nachverfolgen kann, dass es hier eine eigene Kultur gab, mit eigenen Kunstentwicklungen, mit einer eigenen Sprache", sagt
Christoph Grunenberg
, der Direktor der Bremer Kunsthalle. "Das ist genau das, was Putin versucht, zu verneinen und diesem Volk abzusprechen. Auch aus diesem Grund sind diese Monumente und diese Museen und die Schätze, die in ihnen liegen, so wichtig."
Den Schutz eben dieses kulturellen Erbes in Konflikt-, Katastrophen- und Notfallsituationen hat sich der Verein Blue Shield zum Ziel gesetzt. Er vernetzt Archive, Museen, Denkmäler und Bibliotheken. Gerade in Krisensituationen sei es wichtig, dass diese verschiedenen Sparten „zusammenkommen, Informationsflüsse austauschen und vor allen Dingen natürlich auch mit der Politik und Entscheidungsträgern kommunizieren, damit Kulturgut in Krisensituationen mitgedacht wird“, sagt Vereinspräsidentin Susann Harder.
Emblem soll vor Zerstörung schützen
Im aktuellen Ukrainekrieg arbeite man mit lokalen und internationalen Expertinnen und Experten, der UNESCO und dem Auswärtigen Amt zusammen, so Harder, um „Wissen zu sammeln und, wenn die Zeit reif ist, Initiativen entwickeln zu können, um vor Ort zu helfen“.
Momentan sollen auf Beschluss der UNESCO hin denkmalgeschützte Gebäude und solche Gebäude, in denen sich geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention befindet, mit dem Emblem der Haager Konvention ausgewiesen werden. So erhofft man sich einen gewissen Schutz vor Zerstörung durch russische Truppen.
Noch kann innerhalb des Landes evakuiert werden
Außerdem geht es momentan auch darum, „innerhalb des Landes die Evakuierung von beweglichen Kulturgütern aus den derzeit umkämpften Städten im Osten und im Süden zu unterstützen." Das werde größtenteils von ukrainischen Kräften und Freiwilligen gemacht, so Harder.
Kaum Vorbereitungen in Friedenszeiten
Leider habe es in der Ukraine wie in den meisten Ländern, so Harder, in Friedenszeiten kaum Vorbereitungen zum Schutz von Kulturgütern im Falle eines Krieges gegeben: „In Friedenszeiten können Sie viel erreichen. Im Krieg sind Ihnen dann oftmals die Hände gebunden.“
Wie es letztlich um das ukrainische Kulturerbe bestellt sein wird, hänge davon ab, wer den Krieg gewinnt, sagt Susann Harder.
(ckr)